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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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- Einkleidung gefunden. Meist aber sind die Ansprüche der Liebessänger pwo_141.002
bescheidener, kurzweg phantastischer:

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"Mich macht ein Faden ihres Handschuhs reich, pwo_141.004
Ein Haar auch, das ihr auf den Mantel fällt" -
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lautet ein bezeichnender Wunsch dieser Art.

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Gern geht die Liebesdichtung der Troubadours von der Naturanschauung pwo_141.007
aus:

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"Jm Mond April, wann grün sich schmückt pwo_141.009
Der Anger und die Gärten blühn, pwo_141.010
Und frisch und klar die Wasser ziehn, pwo_141.011
Und alle Vöglein sind beglückt; pwo_141.012
Düfte, die aus Blüten dringen, pwo_141.013
Und des Vögleins süßes Singen, pwo_141.014
Das ist's, was dann mich neu entzückt. pwo_141.015
Dann such' ich mich mit Vorbedacht pwo_141.016
Zu freu'n der Liebe Süßigkeit ..."
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Es ist hier allerorten klar, daß eine Empfindung zum Ausdruck pwo_141.018
gebracht werden, ja zur direkten Aussprache, zum Geständnis gelangen pwo_141.019
soll. Vergegenwärtigen wir uns die charakteristischen Mittel dieser pwo_141.020
Art poetischer Gefühlsäußerung, so finden wir die lyrische Entwicklung pwo_141.021
unter den Händen der Troubadours bereits in einem vorgeschrittenen pwo_141.022
Stadium. Der älteste bekannte Troubadour, Graf Wilhelm von Poitiers, pwo_141.023
hebt an:

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"Jhr muß sich jede Wonne neigen, pwo_141.025
Die Macht ihr dienen weit und breit pwo_141.026
Ob ihrer holden Freundlichkeit, pwo_141.027
Dem milden Blick auch, der ihr eigen. pwo_141.028
Ein Mann muß hundert Jahr' erreichen pwo_141.029
Und mehr noch, wenn er ihr sich weiht ..."
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Eine gegenständliche Feststellung ist schon von Anbeginn mit abstrakten pwo_141.031
Begriffen durchsetzt: die Wirkung der verkörperten Geliebten ist zunächst pwo_141.032
rein seelisch durch Herrschaft ihrer Wonne und Macht angedeutet, pwo_141.033
dann zwar anschaulicher durch den Eindruck auf einen Mann pwo_141.034
selbst, doch unter Einkleidung in eine Art allgemeiner Wahrheit. pwo_141.035
Nun fehlt es nicht an Troubadourliedern, die gegenständlicher und pwo_141.036
individueller zeichnen; aber das weite Vorschreiten der Abstraktion pwo_141.037
und Gnomik läßt sich selten verkennen. Selbst Bernart von Ventadour

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– Einkleidung gefunden. Meist aber sind die Ansprüche der Liebessänger pwo_141.002
bescheidener, kurzweg phantastischer:

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„Mich macht ein Faden ihres Handschuhs reich, pwo_141.004
Ein Haar auch, das ihr auf den Mantel fällt“ –
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lautet ein bezeichnender Wunsch dieser Art.

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  Gern geht die Liebesdichtung der Troubadours von der Naturanschauung pwo_141.007
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/155>, abgerufen am 24.11.2024.