Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_143.001 "Und wagt der Schlemmer sich heraus, pwo_143.004 pwo_143.005Soll mein Schwert es ihm verbittern" etc. Mit Vorliebe werden auch hier allgemeine Betrachtungen gesucht: pwo_143.006"Der Mensch muß wohl erwägen und bedenken, pwo_143.007 pwo_143.009Daß weder Stand noch Geist noch edles Streben pwo_143.008 Auf dieser Welt des Todes Macht beschränken." Wie in den Liebesliedern die Liebe, ist es hier neben verwandten pwo_143.010 "Jetzt muß die Ehre einsam weinend ziehn, pwo_143.012 pwo_143.015Von jedermann verstoßen und verkannt ... pwo_143.013 Jetzt thut die Unehr' gänzlich nach Verlangen, pwo_143.014 Da Ehre wich aus ihrem Vaterland." Auch zur Symbolisierung neigen die Troubadours. So pwo_143.016 "Und wer gern diese Blumen bricht, pwo_143.019 pwo_143.024Der kennt noch nicht pwo_143.020 Der Gärtner Macht, pwo_143.021 Die manchen Herrn, der sie verficht, pwo_143.022 Nach Hüters Pflicht pwo_143.023 Jn Wehr gebracht" u. s. f. Von nationaler Bedeutung wie etwa die alte epische Dichtung pwo_143.025 Die Ausläufer der provenzalischen Lyrik des Mittelalters haben pwo_143.030 Auffallen muß, daß auf diese ins 12. und 13. Jahrhundert pwo_143.034 pwo_143.001 „Und wagt der Schlemmer sich heraus, pwo_143.004 pwo_143.005Soll mein Schwert es ihm verbittern“ etc. Mit Vorliebe werden auch hier allgemeine Betrachtungen gesucht: pwo_143.006„Der Mensch muß wohl erwägen und bedenken, pwo_143.007 pwo_143.009Daß weder Stand noch Geist noch edles Streben pwo_143.008 Auf dieser Welt des Todes Macht beschränken.“ Wie in den Liebesliedern die Liebe, ist es hier neben verwandten pwo_143.010 „Jetzt muß die Ehre einsam weinend ziehn, pwo_143.012 pwo_143.015Von jedermann verstoßen und verkannt ... pwo_143.013 Jetzt thut die Unehr' gänzlich nach Verlangen, pwo_143.014 Da Ehre wich aus ihrem Vaterland.“ Auch zur Symbolisierung neigen die Troubadours. So pwo_143.016 „Und wer gern diese Blumen bricht, pwo_143.019 pwo_143.024Der kennt noch nicht pwo_143.020 Der Gärtner Macht, pwo_143.021 Die manchen Herrn, der sie verficht, pwo_143.022 Nach Hüters Pflicht pwo_143.023 Jn Wehr gebracht“ u. s. f. Von nationaler Bedeutung wie etwa die alte epische Dichtung pwo_143.025 Die Ausläufer der provenzalischen Lyrik des Mittelalters haben pwo_143.030 Auffallen muß, daß auf diese ins 12. und 13. 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Am <lb n="pwo_143.027"/> entschiedensten darf eine nationale Bedeutung das Kreuzlied in Anspruch <lb n="pwo_143.028"/> nehmen, dessen Hauptaufgabe im Aufruf zum Kreuzzug bestand.</p> <lb n="pwo_143.029"/> <p> Die Ausläufer der provenzalischen Lyrik des Mittelalters haben <lb n="pwo_143.030"/> wir einerseits in den zahlreichen Lehrgedichten, andererseits in den <lb n="pwo_143.031"/> Tenzonen zu sehen, deren dialogische Streitfragen dramatischem Ton <lb n="pwo_143.032"/> nahekommen. –</p> <lb n="pwo_143.033"/> <p> Auffallen muß, daß auf diese ins 12. und 13. Jahrhundert <lb n="pwo_143.034"/> fallende Kunstlyrik Südfrankreichs eine Periode naiv volkstümlicher <lb n="pwo_143.035"/> Lieder in <hi rendition="#g">Nordfrankreich</hi> folgt, die im 15. Jahrhundert durch <lb n="pwo_143.036"/> Sänger wie Olivier Basselin, von dessen Heimat, dem Val de Vire, </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0157]
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Gegenwart fortdauernde Thaten; überdies verweist der angewünschte pwo_143.002
Lohn in die Zukunft:
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„Und wagt der Schlemmer sich heraus, pwo_143.004
Soll mein Schwert es ihm verbittern“ etc.
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Mit Vorliebe werden auch hier allgemeine Betrachtungen gesucht:
pwo_143.006
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Wie in den Liebesliedern die Liebe, ist es hier neben verwandten pwo_143.010
Begriffen namentlich die Ehre, welche als Allegorie auftritt:
pwo_143.011
„Jetzt muß die Ehre einsam weinend ziehn, pwo_143.012
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Da Ehre wich aus ihrem Vaterland.“
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Auch zur Symbolisierung neigen die Troubadours. So pwo_143.016
müssen die Lilien des französischen Königsbanners zu bildlichen Ausdeutungen pwo_143.017
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„Und wer gern diese Blumen bricht, pwo_143.019
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Der Gärtner Macht, pwo_143.021
Die manchen Herrn, der sie verficht, pwo_143.022
Nach Hüters Pflicht pwo_143.023
Jn Wehr gebracht“ u. s. f.
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Von nationaler Bedeutung wie etwa die alte epische Dichtung pwo_143.025
ist trotz ihres politischen Zuges nur ein kleiner Teil der Sirventes; pwo_143.026
viele sind privaten Beziehungen zu Hochgestellten entsprungen. Am pwo_143.027
entschiedensten darf eine nationale Bedeutung das Kreuzlied in Anspruch pwo_143.028
nehmen, dessen Hauptaufgabe im Aufruf zum Kreuzzug bestand.
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Die Ausläufer der provenzalischen Lyrik des Mittelalters haben pwo_143.030
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Tenzonen zu sehen, deren dialogische Streitfragen dramatischem Ton pwo_143.032
nahekommen. –
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Auffallen muß, daß auf diese ins 12. und 13. Jahrhundert pwo_143.034
fallende Kunstlyrik Südfrankreichs eine Periode naiv volkstümlicher pwo_143.035
Lieder in Nordfrankreich folgt, die im 15. Jahrhundert durch pwo_143.036
Sänger wie Olivier Basselin, von dessen Heimat, dem Val de Vire,
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