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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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Gegenwart fortdauernde Thaten; überdies verweist der angewünschte pwo_143.002
Lohn in die Zukunft:

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"Und wagt der Schlemmer sich heraus, pwo_143.004
Soll mein Schwert es ihm verbittern" etc.
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Mit Vorliebe werden auch hier allgemeine Betrachtungen gesucht:

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"Der Mensch muß wohl erwägen und bedenken, pwo_143.007
Daß weder Stand noch Geist noch edles Streben pwo_143.008
Auf dieser Welt des Todes Macht beschränken."
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Wie in den Liebesliedern die Liebe, ist es hier neben verwandten pwo_143.010
Begriffen namentlich die Ehre, welche als Allegorie auftritt:

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"Jetzt muß die Ehre einsam weinend ziehn, pwo_143.012
Von jedermann verstoßen und verkannt ... pwo_143.013
Jetzt thut die Unehr' gänzlich nach Verlangen, pwo_143.014
Da Ehre wich aus ihrem Vaterland."
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Auch zur Symbolisierung neigen die Troubadours. So pwo_143.016
müssen die Lilien des französischen Königsbanners zu bildlichen Ausdeutungen pwo_143.017
herhalten:

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"Und wer gern diese Blumen bricht, pwo_143.019
Der kennt noch nicht pwo_143.020
Der Gärtner Macht, pwo_143.021
Die manchen Herrn, der sie verficht, pwo_143.022
Nach Hüters Pflicht pwo_143.023
Jn Wehr gebracht" u. s. f.
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Von nationaler Bedeutung wie etwa die alte epische Dichtung pwo_143.025
ist trotz ihres politischen Zuges nur ein kleiner Teil der Sirventes; pwo_143.026
viele sind privaten Beziehungen zu Hochgestellten entsprungen. Am pwo_143.027
entschiedensten darf eine nationale Bedeutung das Kreuzlied in Anspruch pwo_143.028
nehmen, dessen Hauptaufgabe im Aufruf zum Kreuzzug bestand.

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Die Ausläufer der provenzalischen Lyrik des Mittelalters haben pwo_143.030
wir einerseits in den zahlreichen Lehrgedichten, andererseits in den pwo_143.031
Tenzonen zu sehen, deren dialogische Streitfragen dramatischem Ton pwo_143.032
nahekommen. -

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Auffallen muß, daß auf diese ins 12. und 13. Jahrhundert pwo_143.034
fallende Kunstlyrik Südfrankreichs eine Periode naiv volkstümlicher pwo_143.035
Lieder in Nordfrankreich folgt, die im 15. Jahrhundert durch pwo_143.036
Sänger wie Olivier Basselin, von dessen Heimat, dem Val de Vire,

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Gegenwart fortdauernde Thaten; überdies verweist der angewünschte pwo_143.002
Lohn in die Zukunft:

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Soll mein Schwert es ihm verbittern“ etc.
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Mit Vorliebe werden auch hier allgemeine Betrachtungen gesucht:

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„Der Mensch muß wohl erwägen und bedenken, pwo_143.007
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Auf dieser Welt des Todes Macht beschränken.“
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  Die Ausläufer der provenzalischen Lyrik des Mittelalters haben pwo_143.030
wir einerseits in den zahlreichen Lehrgedichten, andererseits in den pwo_143.031
Tenzonen zu sehen, deren dialogische Streitfragen dramatischem Ton pwo_143.032
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  Auffallen muß, daß auf diese ins 12. und 13. Jahrhundert pwo_143.034
fallende Kunstlyrik Südfrankreichs eine Periode naiv volkstümlicher pwo_143.035
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[143/0157] pwo_143.001 Gegenwart fortdauernde Thaten; überdies verweist der angewünschte pwo_143.002 Lohn in die Zukunft: pwo_143.003 „Und wagt der Schlemmer sich heraus, pwo_143.004 Soll mein Schwert es ihm verbittern“ etc. pwo_143.005 Mit Vorliebe werden auch hier allgemeine Betrachtungen gesucht: pwo_143.006 „Der Mensch muß wohl erwägen und bedenken, pwo_143.007 Daß weder Stand noch Geist noch edles Streben pwo_143.008 Auf dieser Welt des Todes Macht beschränken.“ pwo_143.009 Wie in den Liebesliedern die Liebe, ist es hier neben verwandten pwo_143.010 Begriffen namentlich die Ehre, welche als Allegorie auftritt: pwo_143.011 „Jetzt muß die Ehre einsam weinend ziehn, pwo_143.012 Von jedermann verstoßen und verkannt ... pwo_143.013 Jetzt thut die Unehr' gänzlich nach Verlangen, pwo_143.014 Da Ehre wich aus ihrem Vaterland.“ pwo_143.015   Auch zur Symbolisierung neigen die Troubadours. So pwo_143.016 müssen die Lilien des französischen Königsbanners zu bildlichen Ausdeutungen pwo_143.017 herhalten: pwo_143.018 „Und wer gern diese Blumen bricht, pwo_143.019 Der kennt noch nicht pwo_143.020 Der Gärtner Macht, pwo_143.021 Die manchen Herrn, der sie verficht, pwo_143.022 Nach Hüters Pflicht pwo_143.023 Jn Wehr gebracht“ u. s. f. pwo_143.024   Von nationaler Bedeutung wie etwa die alte epische Dichtung pwo_143.025 ist trotz ihres politischen Zuges nur ein kleiner Teil der Sirventes; pwo_143.026 viele sind privaten Beziehungen zu Hochgestellten entsprungen. Am pwo_143.027 entschiedensten darf eine nationale Bedeutung das Kreuzlied in Anspruch pwo_143.028 nehmen, dessen Hauptaufgabe im Aufruf zum Kreuzzug bestand. pwo_143.029   Die Ausläufer der provenzalischen Lyrik des Mittelalters haben pwo_143.030 wir einerseits in den zahlreichen Lehrgedichten, andererseits in den pwo_143.031 Tenzonen zu sehen, deren dialogische Streitfragen dramatischem Ton pwo_143.032 nahekommen. – pwo_143.033   Auffallen muß, daß auf diese ins 12. und 13. Jahrhundert pwo_143.034 fallende Kunstlyrik Südfrankreichs eine Periode naiv volkstümlicher pwo_143.035 Lieder in Nordfrankreich folgt, die im 15. Jahrhundert durch pwo_143.036 Sänger wie Olivier Basselin, von dessen Heimat, dem Val de Vire,

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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/157>, abgerufen am 21.11.2024.