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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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So betont verweisend Hermes im "Gefesselten Prometheus":

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"Wohl denn; was ich jetzt euch sage, bedenkt! pwo_183.003
Wenn der lärmenden Jagd ihr des Jammers erliegt, pwo_183.004
Klagt euer Geschick nicht an; sagt nie, pwo_183.005
Euch habe so Zeus unerwartet hinab pwo_183.006
Jns Verderben gestürzt; denn wissentlich seid, pwo_183.007
Nicht eilig verlockt, nicht heimlich umgarnt, pwo_183.008
Jns unendliche Netz des Verhängnisses jetzt pwo_183.009
Jhr verstrickt durch eure Verblendung!"
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Scheint auch dem Menschen sein Schicksal blind und unverdient, die pwo_183.011
Götter und die Seher des göttlichen Willens erkennen einen Zusammenhang pwo_183.012
zwischen der menschlichen Natur und ihrem Verhängnis.

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Auch für die äußere Ausgestaltung der Tragödie war Aeschylos pwo_183.014
thätig. Es wird von ihm berichtet, daß er die Bühne schmückte und pwo_183.015
durch ihren Glanz, durch Gemälde und Maschinen, Altäre und Gräber, pwo_183.016
Trompetensignale, Totenerscheinungen, Erinnyen die Augen der pwo_183.017
Zuschauer in Erstaunen setzte; auch soll er die Schauspieler in lange pwo_183.018
Aermel und das Schleppgewand gehüllt, sie durch Polsterung stärker pwo_183.019
gemacht und durch die Stelzenschuhe, den Kothurn, emporgehoben haben.

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Dieser Kothurn ist zugleich charakteristisch für den Stil der pwo_183.021
griechischen Tragödie: der Zug ins Erhabene, die Heraushebung und pwo_183.022
höchstmögliche Erhebung über das gewöhnlich menschliche Maß liegt pwo_183.023
je ursprünglicher desto klarer in der Tendenz der tragischen Dichtung. pwo_183.024
Gigantisch in den Gestalten, im Ausdruck feierlich, kühn, überschäumend pwo_183.025
an Kraft, selbst phantastisch tritt denn auch Aeschylos hervor.

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Schon Sophokles bahnt den Weg vom Wild-Erhabenen zum pwo_183.027
Maßvoll-Schönen an. Durch Hinzufügung eines dritten Aktors verstärkte pwo_183.028
er die dramatische Bewegung. Jndem er ferner von den übermenschlichen pwo_183.029
Kolossalgemälden zu menschlicheren Normen übergeht, vertieft pwo_183.030
er sowohl die psychologische Zeichnung wie den humanistischen pwo_183.031
Gehalt. Freilich entfesselt Sophokles nicht mehr den titanischen Kampf pwo_183.032
um das Recht oder Unrecht des Geschickes; Ergebung in das Unabänderliche, pwo_183.033
schöne Entsagung bringt er zum Ausdruck:

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"Freundlos, verlassen, muß ich Unglückselige pwo_183.035
Lebendig niedersteigen in der Toten Gruft. pwo_183.036
Und welch Gebot der Götter übertrat ich denn? pwo_183.037
Wie darf ich Arme noch den Blick nach ihren Höhn
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So betont verweisend Hermes im „Gefesselten Prometheus“:

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„Wohl denn; was ich jetzt euch sage, bedenkt! pwo_183.003
Wenn der lärmenden Jagd ihr des Jammers erliegt, pwo_183.004
Klagt euer Geschick nicht an; sagt nie, pwo_183.005
Euch habe so Zeus unerwartet hinab pwo_183.006
Jns Verderben gestürzt; denn wissentlich seid, pwo_183.007
Nicht eilig verlockt, nicht heimlich umgarnt, pwo_183.008
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Jhr verstrickt durch eure Verblendung!“
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Scheint auch dem Menschen sein Schicksal blind und unverdient, die pwo_183.011
Götter und die Seher des göttlichen Willens erkennen einen Zusammenhang pwo_183.012
zwischen der menschlichen Natur und ihrem Verhängnis.

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Trompetensignale, Totenerscheinungen, Erinnyen die Augen der pwo_183.017
Zuschauer in Erstaunen setzte; auch soll er die Schauspieler in lange pwo_183.018
Aermel und das Schleppgewand gehüllt, sie durch Polsterung stärker pwo_183.019
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  Dieser Kothurn ist zugleich charakteristisch für den Stil der pwo_183.021
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schöne Entsagung bringt er zum Ausdruck:

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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/197>, abgerufen am 21.11.2024.