Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_008.001 Dieses selbe Streben, statt an den Geist sich möglichst weit an pwo_008.008 Bei alledem bringt Scherers Versuch eine Fülle von fruchtbaren pwo_008.018 pwo_008.023 § 8. pwo_008.024 pwo_008.025Psychologisch-induktive Poetik. Ungefähr gleichzeitig mit Scherers unphilosophischer Poetik gab pwo_008.026 Auch hier wird der Ruf nach einer induktiven Poetik erhoben, pwo_008.031 pwo_008.001 Dieses selbe Streben, statt an den Geist sich möglichst weit an pwo_008.008 Bei alledem bringt Scherers Versuch eine Fülle von fruchtbaren pwo_008.018 pwo_008.023 § 8. pwo_008.024 pwo_008.025Psychologisch-induktive Poetik. Ungefähr gleichzeitig mit Scherers unphilosophischer Poetik gab pwo_008.026 Auch hier wird der Ruf nach einer induktiven Poetik erhoben, pwo_008.031 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0022" n="8"/><lb n="pwo_008.001"/> vorbeizugehen, läßt die äußere, materielle Erscheinung einseitig <lb n="pwo_008.002"/> in den Vordergrund treten und den geistigen Prozeß in der Dichterseele <lb n="pwo_008.003"/> dahinter verschwinden. Wo möglichst nur das, was mit Händen <lb n="pwo_008.004"/> greifbar, als Erfahrungsmaterial anerkannt ist, wird naturgemäß für <lb n="pwo_008.005"/> das innere Wesen der Dichtung leicht die äußere Erscheinungsform <lb n="pwo_008.006"/> hingenommen.</p> <lb n="pwo_008.007"/> <p> Dieses selbe Streben, statt an den Geist sich möglichst weit an <lb n="pwo_008.008"/> die Natur zu halten, läßt Scherer über den Rahmen der philosophischen <lb n="pwo_008.009"/> und selbst der litteraturgeschichtlichen Erfahrung nach rein naturgeschichtlichen <lb n="pwo_008.010"/> Beobachtungen blicken, die namentlich für die Entstehnng <lb n="pwo_008.011"/> der Poesie zur Verwertung kommen. Eine solche unmittelbare Uebertragung <lb n="pwo_008.012"/> tierischer Funktionen (wie der Liebeslockrufe als erster Form <lb n="pwo_008.013"/> poetischer Aeußerungen) auf das Gebiet des menschlichen Geistes bleibt <lb n="pwo_008.014"/> nun in jedem Falle materialistisch; für die Poesie ist dies Verfahren <lb n="pwo_008.015"/> um so weniger statthaft, als von ihr nicht vor Entwicklung der artikulierten <lb n="pwo_008.016"/> Sprache die Rede sein kann.</p> <lb n="pwo_008.017"/> <p> Bei alledem bringt Scherers Versuch eine Fülle von fruchtbaren <lb n="pwo_008.018"/> Einzelbemerkungen und glücklich herangezogenen litteraturgeschichtlichen <lb n="pwo_008.019"/> Belegen bei. Daß nicht in noch umfassenderem Maße die Weltlitteratur <lb n="pwo_008.020"/> zugrunde gelegt und so der naturwissenschaftliche und nationalökonomische <lb n="pwo_008.021"/> Zug stärker zurückgedrängt ist, erklärt sich unschwer aus <lb n="pwo_008.022"/> der Entstehung und dem jähen Abbruch des Werkes.</p> </div> <div n="3"> <lb n="pwo_008.023"/> <head> <hi rendition="#c">§ 8. <lb n="pwo_008.024"/> Psychologisch-induktive Poetik.</hi> </head> <lb n="pwo_008.025"/> <p> Ungefähr gleichzeitig mit Scherers unphilosophischer Poetik gab <lb n="pwo_008.026"/> <hi rendition="#g">Wilhelm Dilthey</hi> Bausteine für eine neue Poetik durch seine Abhandlung <lb n="pwo_008.027"/> über „Die Einbildungskraft des Dichters“ (1887 in dem <lb n="pwo_008.028"/> Eduard Zeller gewidmeten Sammelwerk verschiedener Autoren: „Philosophische <lb n="pwo_008.029"/> Aufsätze“).</p> <lb n="pwo_008.030"/> <p> Auch hier wird der Ruf nach einer induktiven Poetik erhoben, <lb n="pwo_008.031"/> und Dilthey stützt sich im Prinzip auf das richtige, allein mögliche <lb n="pwo_008.032"/> Material der Erfahrung über die Litteratur: d. i. die Litteraturgeschichte, <lb n="pwo_008.033"/> ohne aus der Naturgeschichte hypothetische Analogien zu <lb n="pwo_008.034"/> übertragen. Als Philosoph vergißt Dilthey ebenso wenig, daß die <lb n="pwo_008.035"/> Aesthetik Kunstphilosophie ist.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0022]
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vorbeizugehen, läßt die äußere, materielle Erscheinung einseitig pwo_008.002
in den Vordergrund treten und den geistigen Prozeß in der Dichterseele pwo_008.003
dahinter verschwinden. Wo möglichst nur das, was mit Händen pwo_008.004
greifbar, als Erfahrungsmaterial anerkannt ist, wird naturgemäß für pwo_008.005
das innere Wesen der Dichtung leicht die äußere Erscheinungsform pwo_008.006
hingenommen.
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Dieses selbe Streben, statt an den Geist sich möglichst weit an pwo_008.008
die Natur zu halten, läßt Scherer über den Rahmen der philosophischen pwo_008.009
und selbst der litteraturgeschichtlichen Erfahrung nach rein naturgeschichtlichen pwo_008.010
Beobachtungen blicken, die namentlich für die Entstehnng pwo_008.011
der Poesie zur Verwertung kommen. Eine solche unmittelbare Uebertragung pwo_008.012
tierischer Funktionen (wie der Liebeslockrufe als erster Form pwo_008.013
poetischer Aeußerungen) auf das Gebiet des menschlichen Geistes bleibt pwo_008.014
nun in jedem Falle materialistisch; für die Poesie ist dies Verfahren pwo_008.015
um so weniger statthaft, als von ihr nicht vor Entwicklung der artikulierten pwo_008.016
Sprache die Rede sein kann.
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Bei alledem bringt Scherers Versuch eine Fülle von fruchtbaren pwo_008.018
Einzelbemerkungen und glücklich herangezogenen litteraturgeschichtlichen pwo_008.019
Belegen bei. Daß nicht in noch umfassenderem Maße die Weltlitteratur pwo_008.020
zugrunde gelegt und so der naturwissenschaftliche und nationalökonomische pwo_008.021
Zug stärker zurückgedrängt ist, erklärt sich unschwer aus pwo_008.022
der Entstehung und dem jähen Abbruch des Werkes.
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§ 8. pwo_008.024
Psychologisch-induktive Poetik. pwo_008.025
Ungefähr gleichzeitig mit Scherers unphilosophischer Poetik gab pwo_008.026
Wilhelm Dilthey Bausteine für eine neue Poetik durch seine Abhandlung pwo_008.027
über „Die Einbildungskraft des Dichters“ (1887 in dem pwo_008.028
Eduard Zeller gewidmeten Sammelwerk verschiedener Autoren: „Philosophische pwo_008.029
Aufsätze“).
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Auch hier wird der Ruf nach einer induktiven Poetik erhoben, pwo_008.031
und Dilthey stützt sich im Prinzip auf das richtige, allein mögliche pwo_008.032
Material der Erfahrung über die Litteratur: d. i. die Litteraturgeschichte, pwo_008.033
ohne aus der Naturgeschichte hypothetische Analogien zu pwo_008.034
übertragen. Als Philosoph vergißt Dilthey ebenso wenig, daß die pwo_008.035
Aesthetik Kunstphilosophie ist.
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