Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

die wider die Theorie des Verf. etc.
einer allmählichen Auflösung einer gröbern Ma-
terie in eine seinere, wodurch, indem diese Auflö-
sung fortgesetzt wird, zugleich große Stücke der
körnigten Materie getrennt und in viele kleinere
zertheilt werden; aber Sie sehen nicht die gering-
ste Spuhr, sondern vielmehr das Gegentheil, von
einer durch das Eindringen des vom Herzen ge-
triebenen Blutes verrichteten Erweiterung und
Ausdehnung solcher Gefäße, die schon da, und
nur zusammen gefallen gewesen wären. Und das
ist also der zweyte Widerspruch den die Natur der
Jdee des Herrn von Hallers macht.

Wenn Sie nur die Observation in der vier-
ten Figur bloß ansehen, so muß Jhnen diese Jdee
den Augenblick unmöglich scheinen! der Herr von
Haller
wird diesen Zustand der area gewiß öfter
gesehen haben, denn es kann der Aufmerksamkeit
dieses großen Naturforschers so leicht nichts ent-
wischen; allein er wird ihn vermuthlich nicht für
die erste Anlage zu den Gefäßen gehalten haben;
daher spricht er, wenn er von dem ersten Anfange
und von der ersten Erscheinung der Gefäße redet,
immer schon von kurzen Linien, von rothen Punk-
ten und Spitzchen, die sich in der area zeigen, und
hernach in der Folge von gezeichneten Wegen, so
wie wenn sie mit einer Nadel eingegraben wären.
Jn der 21 Observation (nach 311/2 Stunden T.),
worin er zuerst von dem Anfange der Gefäße re-
det, sagt Er: A ces anneaux succedoit l'aire
grumelee jaune blanchatre; on y distinguoit des

lignes

die wider die Theorie des Verf. ꝛc.
einer allmaͤhlichen Aufloͤſung einer groͤbern Ma-
terie in eine ſeinere, wodurch, indem dieſe Aufloͤ-
ſung fortgeſetzt wird, zugleich große Stuͤcke der
koͤrnigten Materie getrennt und in viele kleinere
zertheilt werden; aber Sie ſehen nicht die gering-
ſte Spuhr, ſondern vielmehr das Gegentheil, von
einer durch das Eindringen des vom Herzen ge-
triebenen Blutes verrichteten Erweiterung und
Ausdehnung ſolcher Gefaͤße, die ſchon da, und
nur zuſammen gefallen geweſen waͤren. Und das
iſt alſo der zweyte Widerſpruch den die Natur der
Jdee des Herrn von Hallers macht.

Wenn Sie nur die Obſervation in der vier-
ten Figur bloß anſehen, ſo muß Jhnen dieſe Jdee
den Augenblick unmoͤglich ſcheinen! der Herr von
Haller
wird dieſen Zuſtand der area gewiß oͤfter
geſehen haben, denn es kann der Aufmerkſamkeit
dieſes großen Naturforſchers ſo leicht nichts ent-
wiſchen; allein er wird ihn vermuthlich nicht fuͤr
die erſte Anlage zu den Gefaͤßen gehalten haben;
daher ſpricht er, wenn er von dem erſten Anfange
und von der erſten Erſcheinung der Gefaͤße redet,
immer ſchon von kurzen Linien, von rothen Punk-
ten und Spitzchen, die ſich in der area zeigen, und
hernach in der Folge von gezeichneten Wegen, ſo
wie wenn ſie mit einer Nadel eingegraben waͤren.
Jn der 21 Obſervation (nach 31½ Stunden T.),
worin er zuerſt von dem Anfange der Gefaͤße re-
det, ſagt Er: A ces anneaux ſuccedoit l’aire
grumelée jaune blanchatre; on y diſtinguoit des

lignes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0117" n="95"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">die wider die Theorie des Verf. &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
einer allma&#x0364;hlichen Auflo&#x0364;&#x017F;ung einer gro&#x0364;bern Ma-<lb/>
terie in eine &#x017F;einere, wodurch, indem die&#x017F;e Auflo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ung fortge&#x017F;etzt wird, zugleich große Stu&#x0364;cke der<lb/>
ko&#x0364;rnigten Materie getrennt und in viele kleinere<lb/>
zertheilt werden; aber Sie &#x017F;ehen nicht die gering-<lb/>
&#x017F;te Spuhr, &#x017F;ondern vielmehr das Gegentheil, von<lb/>
einer durch das Eindringen des vom Herzen ge-<lb/>
triebenen Blutes verrichteten Erweiterung und<lb/>
Ausdehnung &#x017F;olcher Gefa&#x0364;ße, die &#x017F;chon da, und<lb/>
nur zu&#x017F;ammen gefallen gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren. Und das<lb/>
i&#x017F;t al&#x017F;o der zweyte Wider&#x017F;pruch den die Natur der<lb/>
Jdee des Herrn <hi rendition="#fr">von Hallers</hi> macht.</p><lb/>
            <p>Wenn Sie nur die Ob&#x017F;ervation in der vier-<lb/>
ten Figur bloß an&#x017F;ehen, &#x017F;o muß Jhnen die&#x017F;e Jdee<lb/>
den Augenblick unmo&#x0364;glich &#x017F;cheinen! der Herr <hi rendition="#fr">von<lb/>
Haller</hi> wird die&#x017F;en Zu&#x017F;tand der <hi rendition="#aq">area</hi> gewiß o&#x0364;fter<lb/>
ge&#x017F;ehen haben, denn es kann der Aufmerk&#x017F;amkeit<lb/>
die&#x017F;es großen Naturfor&#x017F;chers &#x017F;o leicht nichts ent-<lb/>
wi&#x017F;chen; allein er wird ihn vermuthlich nicht fu&#x0364;r<lb/>
die er&#x017F;te Anlage zu den Gefa&#x0364;ßen gehalten haben;<lb/>
daher &#x017F;pricht er, wenn er von dem er&#x017F;ten Anfange<lb/>
und von der er&#x017F;ten Er&#x017F;cheinung der Gefa&#x0364;ße redet,<lb/>
immer &#x017F;chon von kurzen Linien, von rothen Punk-<lb/>
ten und Spitzchen, die &#x017F;ich in der <hi rendition="#aq">area</hi> zeigen, und<lb/>
hernach in der Folge von gezeichneten Wegen, &#x017F;o<lb/>
wie wenn &#x017F;ie mit einer Nadel eingegraben wa&#x0364;ren.<lb/>
Jn der 21 Ob&#x017F;ervation (nach 31½ Stunden <hi rendition="#aq">T.</hi>),<lb/>
worin er zuer&#x017F;t von dem Anfange der Gefa&#x0364;ße re-<lb/>
det, &#x017F;agt Er: <hi rendition="#aq">A ces anneaux &#x017F;uccedoit l&#x2019;aire<lb/>
grumelée jaune blanchatre; on y di&#x017F;tinguoit <hi rendition="#i">des</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">lignes</hi></hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0117] die wider die Theorie des Verf. ꝛc. einer allmaͤhlichen Aufloͤſung einer groͤbern Ma- terie in eine ſeinere, wodurch, indem dieſe Aufloͤ- ſung fortgeſetzt wird, zugleich große Stuͤcke der koͤrnigten Materie getrennt und in viele kleinere zertheilt werden; aber Sie ſehen nicht die gering- ſte Spuhr, ſondern vielmehr das Gegentheil, von einer durch das Eindringen des vom Herzen ge- triebenen Blutes verrichteten Erweiterung und Ausdehnung ſolcher Gefaͤße, die ſchon da, und nur zuſammen gefallen geweſen waͤren. Und das iſt alſo der zweyte Widerſpruch den die Natur der Jdee des Herrn von Hallers macht. Wenn Sie nur die Obſervation in der vier- ten Figur bloß anſehen, ſo muß Jhnen dieſe Jdee den Augenblick unmoͤglich ſcheinen! der Herr von Haller wird dieſen Zuſtand der area gewiß oͤfter geſehen haben, denn es kann der Aufmerkſamkeit dieſes großen Naturforſchers ſo leicht nichts ent- wiſchen; allein er wird ihn vermuthlich nicht fuͤr die erſte Anlage zu den Gefaͤßen gehalten haben; daher ſpricht er, wenn er von dem erſten Anfange und von der erſten Erſcheinung der Gefaͤße redet, immer ſchon von kurzen Linien, von rothen Punk- ten und Spitzchen, die ſich in der area zeigen, und hernach in der Folge von gezeichneten Wegen, ſo wie wenn ſie mit einer Nadel eingegraben waͤren. Jn der 21 Obſervation (nach 31½ Stunden T.), worin er zuerſt von dem Anfange der Gefaͤße re- det, ſagt Er: A ces anneaux ſuccedoit l’aire grumelée jaune blanchatre; on y diſtinguoit des lignes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/117
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/117>, abgerufen am 17.05.2024.