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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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der vor sich bestehenden, etc.
schein kommt, alsdann aber ebenfalls die Figur
kleiner Kegel annimmt, woraus also freye Seiten-
rippen werden wie ich dieses überhaupt auch bey
allen Pflanzen, die zusammengesetzte Blätter ha-
ben, beobachtet habe. Nun sind aber die Flügel
der Vögel, bey denen ich alle meine Versuche an-
gestellt habe, allerdings breiter, und erstrecken sich
weiter nach unten zu, längst den Rückgrad herun-
ter, als die Füsse der vierfüßigen Thiere. Soll-
ten also nicht die Vögel mit einfachen uneinge-
schnittenen Blättern, die vierfüßige Thiere aber
mit zusammengesetzten oder eingeschnittenen zu ver-
gleichen seyn, und folglich auch mit diesen einer-
ley Entstehungsart haben; so nemlich, daß die
erste Anfänge der Vorder- und Hinterfüße, oder
der Arme und Füsse, niemahls wie bey den Vö-
geln eine ganze Kante, sondern gleich anfänglich
schon kleine Hügel gewesen sind? Wahrscheinlich
ist es, aber behaupten kann ich es nicht, weil ich
die ersten Anfänge bey vierfüßigen Thieren nie-
mahls gesehn habe.

§. 66.

Mit den Nieren verhält es sichExempel
der Nieren.

eben so. Die subtile aus Kügelchen
bestehende Substanz, unter deren Ge-
stalt sie zu allererst zum Vorschein kommen, nimt
im Anfange die ganze Höhle des Unterleibes ein.
Nachhero theilt sie sich zuerst in die Mitte der
Länge nach von einander, so daß gleichsam zween
Klumpen daraus werden; diese ziehen sich mit

der
O

der vor ſich beſtehenden, ꝛc.
ſchein kommt, alsdann aber ebenfalls die Figur
kleiner Kegel annimmt, woraus alſo freye Seiten-
rippen werden wie ich dieſes uͤberhaupt auch bey
allen Pflanzen, die zuſammengeſetzte Blaͤtter ha-
ben, beobachtet habe. Nun ſind aber die Fluͤgel
der Voͤgel, bey denen ich alle meine Verſuche an-
geſtellt habe, allerdings breiter, und erſtrecken ſich
weiter nach unten zu, laͤngſt den Ruͤckgrad herun-
ter, als die Fuͤſſe der vierfuͤßigen Thiere. Soll-
ten alſo nicht die Voͤgel mit einfachen uneinge-
ſchnittenen Blaͤttern, die vierfuͤßige Thiere aber
mit zuſammengeſetzten oder eingeſchnittenen zu ver-
gleichen ſeyn, und folglich auch mit dieſen einer-
ley Entſtehungsart haben; ſo nemlich, daß die
erſte Anfaͤnge der Vorder- und Hinterfuͤße, oder
der Arme und Fuͤſſe, niemahls wie bey den Voͤ-
geln eine ganze Kante, ſondern gleich anfaͤnglich
ſchon kleine Huͤgel geweſen ſind? Wahrſcheinlich
iſt es, aber behaupten kann ich es nicht, weil ich
die erſten Anfaͤnge bey vierfuͤßigen Thieren nie-
mahls geſehn habe.

§. 66.

Mit den Nieren verhaͤlt es ſichExempel
der Nieren.

eben ſo. Die ſubtile aus Kuͤgelchen
beſtehende Subſtanz, unter deren Ge-
ſtalt ſie zu allererſt zum Vorſchein kommen, nimt
im Anfange die ganze Hoͤhle des Unterleibes ein.
Nachhero theilt ſie ſich zuerſt in die Mitte der
Laͤnge nach von einander, ſo daß gleichſam zween
Klumpen daraus werden; dieſe ziehen ſich mit

der
O
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[209/0231] der vor ſich beſtehenden, ꝛc. ſchein kommt, alsdann aber ebenfalls die Figur kleiner Kegel annimmt, woraus alſo freye Seiten- rippen werden wie ich dieſes uͤberhaupt auch bey allen Pflanzen, die zuſammengeſetzte Blaͤtter ha- ben, beobachtet habe. Nun ſind aber die Fluͤgel der Voͤgel, bey denen ich alle meine Verſuche an- geſtellt habe, allerdings breiter, und erſtrecken ſich weiter nach unten zu, laͤngſt den Ruͤckgrad herun- ter, als die Fuͤſſe der vierfuͤßigen Thiere. Soll- ten alſo nicht die Voͤgel mit einfachen uneinge- ſchnittenen Blaͤttern, die vierfuͤßige Thiere aber mit zuſammengeſetzten oder eingeſchnittenen zu ver- gleichen ſeyn, und folglich auch mit dieſen einer- ley Entſtehungsart haben; ſo nemlich, daß die erſte Anfaͤnge der Vorder- und Hinterfuͤße, oder der Arme und Fuͤſſe, niemahls wie bey den Voͤ- geln eine ganze Kante, ſondern gleich anfaͤnglich ſchon kleine Huͤgel geweſen ſind? Wahrſcheinlich iſt es, aber behaupten kann ich es nicht, weil ich die erſten Anfaͤnge bey vierfuͤßigen Thieren nie- mahls geſehn habe. §. 66. Mit den Nieren verhaͤlt es ſich eben ſo. Die ſubtile aus Kuͤgelchen beſtehende Subſtanz, unter deren Ge- ſtalt ſie zu allererſt zum Vorſchein kommen, nimt im Anfange die ganze Hoͤhle des Unterleibes ein. Nachhero theilt ſie ſich zuerſt in die Mitte der Laͤnge nach von einander, ſo daß gleichſam zween Klumpen daraus werden; dieſe ziehen ſich mit der Exempel der Nieren. O

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/231>, abgerufen am 27.11.2024.