Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

Historie der verschiedenen
gleich folgenden Erklärung. Sie setzen es also zum
Voraus, und sie können es ohne Schaden, und
ohne unverständlich zu werden thun, weil ein jeder
Leser in demselben Zustande sich befindet, und eben
dasselbe dunkel bey sich denket. Um also nun die-
ses noch unbekannte Nest Jhnen zu entdecken, so
nehmen sie ganz natürlicher Weise ihr anatomi-
sches Jnstrument zur Hand, zergliedern die Pflan-
ze, und sehen zu, wo die Fasern, die den Theil,
dessen Urfprung sie erklären wollen, ausmachen,
entstehen. Sie sagen alsdann, dieser Theil ent-
springt aus dem Mark der Pflanze, jener aber
nimmt seinen Ursprung zwischen den holzigen Fa-
sern, und den Fasern der Haut u. s. w. Theils
um Jhnen dieses noch deutlicher zu machen, theils
um zu beweisen, daß das, was ich sage, wahr
sey, wiewohl dieses Leztere nicht nöthig wäre,
weil der ganze Greew, der ganze Du Hamel
und Hill von Exempeln davon voll sind, will ich
ein Exempel aus dem Greew anführen. Seite
114 in der kleinern Ausgabe, ist die Rede vom
Ursprung der Knospen und der Zweige. Was er
hievon sagt, und wie er hierüber philosophirt da-
von will ich Jhnen seine eigne Worte anführen.
Diese sind folgende: "Si on examine donc l' origi-
"ne des branches & des bourgeons, on decou-
"vre sans peine, qu'ils ne sortent pas de la sur face
"des tiges, mais que les parties inferieures con-
"tribuent a les former.
Bald darauf fährt er fort:
"Ainsi il y a beaucoup d'apparance, que la plaus
"part des bourgeons tirent leur origine de plusi-

eurs

Hiſtorie der verſchiedenen
gleich folgenden Erklaͤrung. Sie ſetzen es alſo zum
Voraus, und ſie koͤnnen es ohne Schaden, und
ohne unverſtaͤndlich zu werden thun, weil ein jeder
Leſer in demſelben Zuſtande ſich befindet, und eben
daſſelbe dunkel bey ſich denket. Um alſo nun die-
ſes noch unbekannte Neſt Jhnen zu entdecken, ſo
nehmen ſie ganz natuͤrlicher Weiſe ihr anatomi-
ſches Jnſtrument zur Hand, zergliedern die Pflan-
ze, und ſehen zu, wo die Faſern, die den Theil,
deſſen Urfprung ſie erklaͤren wollen, ausmachen,
entſtehen. Sie ſagen alsdann, dieſer Theil ent-
ſpringt aus dem Mark der Pflanze, jener aber
nimmt ſeinen Urſprung zwiſchen den holzigen Fa-
ſern, und den Faſern der Haut u. ſ. w. Theils
um Jhnen dieſes noch deutlicher zu machen, theils
um zu beweiſen, daß das, was ich ſage, wahr
ſey, wiewohl dieſes Leztere nicht noͤthig waͤre,
weil der ganze Greew, der ganze Du Hamel
und Hill von Exempeln davon voll ſind, will ich
ein Exempel aus dem Greew anfuͤhren. Seite
114 in der kleinern Ausgabe, iſt die Rede vom
Urſprung der Knoſpen und der Zweige. Was er
hievon ſagt, und wie er hieruͤber philoſophirt da-
von will ich Jhnen ſeine eigne Worte anfuͤhren.
Dieſe ſind folgende: “Si on examine donc l’ origi-
„ne des branches & des bourgeons, on decou-
„vre ſans peine, qu’ils ne ſortent pas de la ſur face
„des tiges, mais que les parties inferieures con-
„tribuent a les former.
Bald darauf faͤhrt er fort:
„Ainſi il y a beaucoup d’apparance, que la plûs
„part des bourgeons tirent leur origine de pluſi-

eurs
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="20"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie der ver&#x017F;chiedenen</hi></fw><lb/>
gleich folgenden Erkla&#x0364;rung. Sie &#x017F;etzen es al&#x017F;o zum<lb/>
Voraus, und &#x017F;ie ko&#x0364;nnen es ohne Schaden, und<lb/>
ohne unver&#x017F;ta&#x0364;ndlich zu werden thun, weil ein jeder<lb/>
Le&#x017F;er in dem&#x017F;elben Zu&#x017F;tande &#x017F;ich befindet, und eben<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe dunkel bey &#x017F;ich denket. Um al&#x017F;o nun die-<lb/>
&#x017F;es noch unbekannte Ne&#x017F;t Jhnen zu entdecken, &#x017F;o<lb/>
nehmen &#x017F;ie ganz natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e ihr anatomi-<lb/>
&#x017F;ches Jn&#x017F;trument zur Hand, zergliedern die Pflan-<lb/>
ze, und &#x017F;ehen zu, wo die Fa&#x017F;ern, die den Theil,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Urfprung &#x017F;ie erkla&#x0364;ren wollen, ausmachen,<lb/>
ent&#x017F;tehen. Sie &#x017F;agen alsdann, die&#x017F;er Theil ent-<lb/>
&#x017F;pringt aus dem Mark der Pflanze, jener aber<lb/>
nimmt &#x017F;einen Ur&#x017F;prung zwi&#x017F;chen den holzigen Fa-<lb/>
&#x017F;ern, und den Fa&#x017F;ern der Haut u. &#x017F;. w. Theils<lb/>
um Jhnen die&#x017F;es noch deutlicher zu machen, theils<lb/>
um zu bewei&#x017F;en, daß das, was ich &#x017F;age, wahr<lb/>
&#x017F;ey, wiewohl die&#x017F;es Leztere nicht no&#x0364;thig wa&#x0364;re,<lb/>
weil der ganze <hi rendition="#fr">Greew,</hi> der ganze <hi rendition="#fr">Du Hamel</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Hill</hi> von Exempeln davon voll &#x017F;ind, will ich<lb/>
ein Exempel aus dem <hi rendition="#fr">Greew</hi> anfu&#x0364;hren. Seite<lb/>
114 in der kleinern Ausgabe, i&#x017F;t die Rede vom<lb/>
Ur&#x017F;prung der Kno&#x017F;pen und der Zweige. Was er<lb/>
hievon &#x017F;agt, und wie er hieru&#x0364;ber philo&#x017F;ophirt da-<lb/>
von will ich Jhnen &#x017F;eine eigne Worte anfu&#x0364;hren.<lb/>
Die&#x017F;e &#x017F;ind folgende: <hi rendition="#aq">&#x201C;Si on examine donc l&#x2019; origi-<lb/>
&#x201E;ne des branches &amp; des bourgeons, on decou-<lb/>
&#x201E;vre &#x017F;ans peine, qu&#x2019;ils ne &#x017F;ortent pas de la &#x017F;ur face<lb/>
&#x201E;des tiges, mais que les parties inferieures con-<lb/>
&#x201E;tribuent a les former.</hi> Bald darauf fa&#x0364;hrt er fort:<lb/><hi rendition="#aq">&#x201E;Ain&#x017F;i il y a beaucoup d&#x2019;apparance, que la plûs<lb/>
&#x201E;part des bourgeons tirent leur origine de plu&#x017F;i-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">eurs</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0042] Hiſtorie der verſchiedenen gleich folgenden Erklaͤrung. Sie ſetzen es alſo zum Voraus, und ſie koͤnnen es ohne Schaden, und ohne unverſtaͤndlich zu werden thun, weil ein jeder Leſer in demſelben Zuſtande ſich befindet, und eben daſſelbe dunkel bey ſich denket. Um alſo nun die- ſes noch unbekannte Neſt Jhnen zu entdecken, ſo nehmen ſie ganz natuͤrlicher Weiſe ihr anatomi- ſches Jnſtrument zur Hand, zergliedern die Pflan- ze, und ſehen zu, wo die Faſern, die den Theil, deſſen Urfprung ſie erklaͤren wollen, ausmachen, entſtehen. Sie ſagen alsdann, dieſer Theil ent- ſpringt aus dem Mark der Pflanze, jener aber nimmt ſeinen Urſprung zwiſchen den holzigen Fa- ſern, und den Faſern der Haut u. ſ. w. Theils um Jhnen dieſes noch deutlicher zu machen, theils um zu beweiſen, daß das, was ich ſage, wahr ſey, wiewohl dieſes Leztere nicht noͤthig waͤre, weil der ganze Greew, der ganze Du Hamel und Hill von Exempeln davon voll ſind, will ich ein Exempel aus dem Greew anfuͤhren. Seite 114 in der kleinern Ausgabe, iſt die Rede vom Urſprung der Knoſpen und der Zweige. Was er hievon ſagt, und wie er hieruͤber philoſophirt da- von will ich Jhnen ſeine eigne Worte anfuͤhren. Dieſe ſind folgende: “Si on examine donc l’ origi- „ne des branches & des bourgeons, on decou- „vre ſans peine, qu’ils ne ſortent pas de la ſur face „des tiges, mais que les parties inferieures con- „tribuent a les former. Bald darauf faͤhrt er fort: „Ainſi il y a beaucoup d’apparance, que la plûs „part des bourgeons tirent leur origine de pluſi- eurs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/42
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/42>, abgerufen am 03.12.2024.