forschen, wem sie zugehöret, nachläs- sig gewesen ist, so besitzt er sie nicht mit einem guten Gewissen (§. 201.). Al- lein weil, da alle Hoffnung verschwindet sie wieder zu bekommen, man von Seiten des Eigenthumsherrn den Entschluß sie zu ver- lassen vermuthet (§. 203.); wenn der Ei- genthumsherr nicht herausgebracht werden kann, so bleibet sie dessen, der sie findet.
§. 221.
Auf gleiche Weise folgt, daß wenn manVon aus- geworfe- nen Sa- chen. ein Schiff zu lichten, z. E. bey einem Sturm, oder wenn es auf Sandbäncke ge- trieben worden, Sachen ins Meer wirft, so verbleiben sie derjenigen, welchen sie zugehören; da man hieraus nicht ihren Willen sie zu verlassen schliessen kann (§. 203.); folglich, wenn sie ans Ufer getrieben, oder im Meere aufgefangen werden, so gehören sie dem nicht zu, der sie auf- fängt. Was von den verlohrnen Sachen gilt, gilt auch von den ausgeworfenen (§. 220.).
§. 222.
Weil die Güter der Personen, dieVon de- nen im Schiff- bruche verlohre- nen Sa- chen. Schiffbruch leiden, als die ins Meer fal- len, und durch die Wellen dem Gesichte der- jenigen, welche im Schiffe sind, entzogen werden, den verlohrenen Sachen gleich zu achten (§. 220.); so haben sie eben das Recht, was verlohrne Sachen haben.
§. 223.
des Eigenthums.
forſchen, wem ſie zugehoͤret, nachlaͤſ- ſig geweſen iſt, ſo beſitzt er ſie nicht mit einem guten Gewiſſen (§. 201.). Al- lein weil, da alle Hoffnung verſchwindet ſie wieder zu bekommen, man von Seiten des Eigenthumsherrn den Entſchluß ſie zu ver- laſſen vermuthet (§. 203.); wenn der Ei- genthumsherr nicht herausgebracht werden kann, ſo bleibet ſie deſſen, der ſie findet.
§. 221.
Auf gleiche Weiſe folgt, daß wenn manVon aus- geworfe- nen Sa- chen. ein Schiff zu lichten, z. E. bey einem Sturm, oder wenn es auf Sandbaͤncke ge- trieben worden, Sachen ins Meer wirft, ſo verbleiben ſie derjenigen, welchen ſie zugehoͤren; da man hieraus nicht ihren Willen ſie zu verlaſſen ſchlieſſen kann (§. 203.); folglich, wenn ſie ans Ufer getrieben, oder im Meere aufgefangen werden, ſo gehoͤren ſie dem nicht zu, der ſie auf- faͤngt. Was von den verlohrnen Sachen gilt, gilt auch von den ausgeworfenen (§. 220.).
§. 222.
Weil die Guͤter der Perſonen, dieVon de- nen im Schiff- bruche verlohre- nen Sa- chen. Schiffbruch leiden, als die ins Meer fal- len, und durch die Wellen dem Geſichte der- jenigen, welche im Schiffe ſind, entzogen werden, den verlohrenen Sachen gleich zu achten (§. 220.); ſo haben ſie eben das Recht, was verlohrne Sachen haben.
§. 223.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0175"n="139"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des Eigenthums.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">forſchen, wem ſie zugehoͤret, nachlaͤſ-<lb/>ſig geweſen iſt, ſo beſitzt er ſie nicht mit<lb/>
einem guten Gewiſſen</hi> (§. 201.). Al-<lb/>
lein weil, da alle Hoffnung verſchwindet ſie<lb/>
wieder zu bekommen, man von Seiten des<lb/>
Eigenthumsherrn den Entſchluß ſie zu ver-<lb/>
laſſen vermuthet (§. 203.); <hirendition="#fr">wenn der Ei-<lb/>
genthumsherr nicht herausgebracht<lb/>
werden kann, ſo bleibet ſie deſſen, der<lb/>ſie findet.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 221.</head><lb/><p>Auf gleiche Weiſe folgt, daß <hirendition="#fr">wenn man</hi><noteplace="right">Von aus-<lb/>
geworfe-<lb/>
nen Sa-<lb/>
chen.</note><lb/><hirendition="#fr">ein Schiff zu lichten,</hi> z. E. bey einem<lb/>
Sturm, oder wenn es auf Sandbaͤncke ge-<lb/>
trieben worden, <hirendition="#fr">Sachen ins Meer wirft,<lb/>ſo verbleiben ſie derjenigen, welchen<lb/>ſie zugehoͤren;</hi> da man hieraus nicht ihren<lb/>
Willen ſie zu verlaſſen ſchlieſſen kann (§. 203.);<lb/>
folglich, <hirendition="#fr">wenn ſie ans Ufer getrieben,<lb/>
oder im Meere aufgefangen werden,<lb/>ſo gehoͤren ſie dem nicht zu, der ſie auf-<lb/>
faͤngt.</hi> Was von den verlohrnen Sachen<lb/>
gilt, gilt auch von den ausgeworfenen<lb/>
(§. 220.).</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 222.</head><lb/><p>Weil die <hirendition="#fr">Guͤter der Perſonen, die</hi><noteplace="right">Von de-<lb/>
nen im<lb/>
Schiff-<lb/>
bruche<lb/>
verlohre-<lb/>
nen Sa-<lb/>
chen.</note><lb/><hirendition="#fr">Schiffbruch leiden,</hi> als die ins Meer fal-<lb/>
len, und durch die Wellen dem Geſichte der-<lb/>
jenigen, welche im Schiffe ſind, entzogen<lb/>
werden, den verlohrenen Sachen gleich zu<lb/>
achten (§. 220.); ſo <hirendition="#fr">haben ſie eben das<lb/>
Recht, was verlohrne Sachen haben.</hi></p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 223.</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[139/0175]
des Eigenthums.
forſchen, wem ſie zugehoͤret, nachlaͤſ-
ſig geweſen iſt, ſo beſitzt er ſie nicht mit
einem guten Gewiſſen (§. 201.). Al-
lein weil, da alle Hoffnung verſchwindet ſie
wieder zu bekommen, man von Seiten des
Eigenthumsherrn den Entſchluß ſie zu ver-
laſſen vermuthet (§. 203.); wenn der Ei-
genthumsherr nicht herausgebracht
werden kann, ſo bleibet ſie deſſen, der
ſie findet.
§. 221.
Auf gleiche Weiſe folgt, daß wenn man
ein Schiff zu lichten, z. E. bey einem
Sturm, oder wenn es auf Sandbaͤncke ge-
trieben worden, Sachen ins Meer wirft,
ſo verbleiben ſie derjenigen, welchen
ſie zugehoͤren; da man hieraus nicht ihren
Willen ſie zu verlaſſen ſchlieſſen kann (§. 203.);
folglich, wenn ſie ans Ufer getrieben,
oder im Meere aufgefangen werden,
ſo gehoͤren ſie dem nicht zu, der ſie auf-
faͤngt. Was von den verlohrnen Sachen
gilt, gilt auch von den ausgeworfenen
(§. 220.).
Von aus-
geworfe-
nen Sa-
chen.
§. 222.
Weil die Guͤter der Perſonen, die
Schiffbruch leiden, als die ins Meer fal-
len, und durch die Wellen dem Geſichte der-
jenigen, welche im Schiffe ſind, entzogen
werden, den verlohrenen Sachen gleich zu
achten (§. 220.); ſo haben ſie eben das
Recht, was verlohrne Sachen haben.
Von de-
nen im
Schiff-
bruche
verlohre-
nen Sa-
chen.
§. 223.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/175>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.