Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
der Werckzeuge ihre Verrichtungen abzu-
warten, und der Vermögen zu ihrem
Gebrauch, welchen sie bey der Betrei-
bung des Lebens eines Menschen haben,
machen die wesentliche Vollkommenheit
eines Menschen aus. Da die Natur,
welche niemahls ein Haar breit von dem
Pfade der Wahrheit abweichet, nicht
den geringsten Widerspruch, als der ein
beständiger Hauptfeind der Wahrheit ist,
leidet; so kommt derselben keine andere
Lenckung der menschlichen Handlungen zu,
als daß sie durch eben dieselben Endur-
sachen bestimmet werden, wodurch sie die
natürlichen Handlungen bestimmet, und
sie folglich mit den natürlichen zu einer-
ley Ziel eilen. Und die Geschicklichkeit
die freyen Handlungen so und nicht an-
ders zu bestimmen, macht eben die zu-
fällige Vollkommenheit des Menschen aus.
Kommt diese nun zu der wesentlichen
Vollkommenheit, so stellet sie die gantze
Vollkommenheit des Menschen dar. Da-
her aber rühret es, daß die freyen Hand-
lungen der Menschen sich durch eine in-
nere Güte und Schändlichkeit unterschei-
den laßen. Da aber der Mensch ver-

möge
)( )( 2

Vorrede.
der Werckzeuge ihre Verrichtungen abzu-
warten, und der Vermoͤgen zu ihrem
Gebrauch, welchen ſie bey der Betrei-
bung des Lebens eines Menſchen haben,
machen die weſentliche Vollkommenheit
eines Menſchen aus. Da die Natur,
welche niemahls ein Haar breit von dem
Pfade der Wahrheit abweichet, nicht
den geringſten Widerſpruch, als der ein
beſtaͤndiger Hauptfeind der Wahrheit iſt,
leidet; ſo kommt derſelben keine andere
Lenckung der menſchlichen Handlungen zu,
als daß ſie durch eben dieſelben Endur-
ſachen beſtimmet werden, wodurch ſie die
natuͤrlichen Handlungen beſtimmet, und
ſie folglich mit den natuͤrlichen zu einer-
ley Ziel eilen. Und die Geſchicklichkeit
die freyen Handlungen ſo und nicht an-
ders zu beſtimmen, macht eben die zu-
faͤllige Vollkommenheit des Menſchen aus.
Kommt dieſe nun zu der weſentlichen
Vollkommenheit, ſo ſtellet ſie die gantze
Vollkommenheit des Menſchen dar. Da-
her aber ruͤhret es, daß die freyen Hand-
lungen der Menſchen ſich durch eine in-
nere Guͤte und Schaͤndlichkeit unterſchei-
den laßen. Da aber der Menſch ver-

moͤge
)( )( 2
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0023"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
der Werckzeuge ihre Verrichtungen abzu-<lb/>
warten, und der Vermo&#x0364;gen zu ihrem<lb/>
Gebrauch, welchen &#x017F;ie bey der Betrei-<lb/>
bung des Lebens eines Men&#x017F;chen haben,<lb/>
machen die we&#x017F;entliche Vollkommenheit<lb/>
eines Men&#x017F;chen aus. Da die Natur,<lb/>
welche niemahls ein Haar breit von dem<lb/>
Pfade der Wahrheit abweichet, nicht<lb/>
den gering&#x017F;ten Wider&#x017F;pruch, als der ein<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndiger Hauptfeind der Wahrheit i&#x017F;t,<lb/>
leidet; &#x017F;o kommt der&#x017F;elben keine andere<lb/>
Lenckung der men&#x017F;chlichen Handlungen zu,<lb/>
als daß &#x017F;ie durch eben die&#x017F;elben Endur-<lb/>
&#x017F;achen be&#x017F;timmet werden, wodurch &#x017F;ie die<lb/>
natu&#x0364;rlichen Handlungen be&#x017F;timmet, und<lb/>
&#x017F;ie folglich mit den natu&#x0364;rlichen zu einer-<lb/>
ley Ziel eilen. Und die Ge&#x017F;chicklichkeit<lb/>
die freyen Handlungen &#x017F;o und nicht an-<lb/>
ders zu be&#x017F;timmen, macht eben die zu-<lb/>
fa&#x0364;llige Vollkommenheit des Men&#x017F;chen aus.<lb/>
Kommt die&#x017F;e nun zu der we&#x017F;entlichen<lb/>
Vollkommenheit, &#x017F;o &#x017F;tellet &#x017F;ie die gantze<lb/>
Vollkommenheit des Men&#x017F;chen dar. Da-<lb/>
her aber ru&#x0364;hret es, daß die freyen Hand-<lb/>
lungen der Men&#x017F;chen &#x017F;ich durch eine in-<lb/>
nere Gu&#x0364;te und Scha&#x0364;ndlichkeit unter&#x017F;chei-<lb/>
den laßen. Da aber der Men&#x017F;ch ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">)( )( 2</fw><fw place="bottom" type="catch">mo&#x0364;ge</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0023] Vorrede. der Werckzeuge ihre Verrichtungen abzu- warten, und der Vermoͤgen zu ihrem Gebrauch, welchen ſie bey der Betrei- bung des Lebens eines Menſchen haben, machen die weſentliche Vollkommenheit eines Menſchen aus. Da die Natur, welche niemahls ein Haar breit von dem Pfade der Wahrheit abweichet, nicht den geringſten Widerſpruch, als der ein beſtaͤndiger Hauptfeind der Wahrheit iſt, leidet; ſo kommt derſelben keine andere Lenckung der menſchlichen Handlungen zu, als daß ſie durch eben dieſelben Endur- ſachen beſtimmet werden, wodurch ſie die natuͤrlichen Handlungen beſtimmet, und ſie folglich mit den natuͤrlichen zu einer- ley Ziel eilen. Und die Geſchicklichkeit die freyen Handlungen ſo und nicht an- ders zu beſtimmen, macht eben die zu- faͤllige Vollkommenheit des Menſchen aus. Kommt dieſe nun zu der weſentlichen Vollkommenheit, ſo ſtellet ſie die gantze Vollkommenheit des Menſchen dar. Da- her aber ruͤhret es, daß die freyen Hand- lungen der Menſchen ſich durch eine in- nere Guͤte und Schaͤndlichkeit unterſchei- den laßen. Da aber der Menſch ver- moͤge )( )( 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/23
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/23>, abgerufen am 21.11.2024.