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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 5. H. Von der abstammenden Art
und das
Abtreten
desselben
u. s. w.
erlaubt
sind.
Gefallen anfangen kann, was er will (§. 195.);
so stehet es in eines jeden Willen, ob er
sein Recht erlassen, einem andern ab-
treten, es verwerfen, sich desselben
begeben, oder darauf jemanden zu ge-
fallen Verzicht thun will, oder nicht,
wenn nur nichts vorgenommen wird,
welches wieder das Recht eines drit-
ten ist
(§. 86.); als wie wenn man eine
Schuld erläßt, um die Gläubiger zu betrügen.

§. 343.
Von dem
Eigen-
thume,
welches
aus der
Theilung
gemein-
schaftli-
cher Sa-
chen ent-
stehet.

Wenn eine gemeinschaftliche Sache
getheilt wird,
weil durch Aufhebung der
Gemeinschaft ein jeder einen abgesonderten
Theil eigenthümlich, folglich ein absonderli-
ches Eigenthum erhält; so entstehen so viel
besondere Eigenthümer, als Personen
sind; und die abgesonderten Theile sind
nicht mehr als Theile einer Sache an-
zusehen.
Was vorher mehrern gemein ge-
wesen war, wird durch die Theilung eines je-
den eigen.

§. 344.
Von der
Theilung
einer
Sache,
welche
nicht ge-
theilt
werden
kann.

Wenn eine gemeinschaftliche Sache
getheilt werden soll, und nicht getheilt
werden kann; ein jeder aber der in der
Gemeinschaft ist, sie gantz haben will;
so kann nach dem natürlichen Rechte
die Sache keinen Ausgang gewinnen;

indem keiner verbunden ist das Eigenthum in
seinem Antheile dem andern abzutreten (§.
342.). Soll sie nun einen Ausgang gewin-

nen;

II. Th. 5. H. Von der abſtammenden Art
und das
Abtreten
deſſelben
u. ſ. w.
erlaubt
ſind.
Gefallen anfangen kann, was er will (§. 195.);
ſo ſtehet es in eines jeden Willen, ob er
ſein Recht erlaſſen, einem andern ab-
treten, es verwerfen, ſich deſſelben
begeben, oder darauf jemanden zu ge-
fallen Verzicht thun will, oder nicht,
wenn nur nichts vorgenommen wird,
welches wieder das Recht eines drit-
ten iſt
(§. 86.); als wie wenn man eine
Schuld erlaͤßt, um die Glaͤubiger zu betruͤgen.

§. 343.
Von dem
Eigen-
thume,
welches
aus der
Theilung
gemein-
ſchaftli-
cher Sa-
chen ent-
ſtehet.

Wenn eine gemeinſchaftliche Sache
getheilt wird,
weil durch Aufhebung der
Gemeinſchaft ein jeder einen abgeſonderten
Theil eigenthuͤmlich, folglich ein abſonderli-
ches Eigenthum erhaͤlt; ſo entſtehen ſo viel
beſondere Eigenthuͤmer, als Perſonen
ſind; und die abgeſonderten Theile ſind
nicht mehr als Theile einer Sache an-
zuſehen.
Was vorher mehrern gemein ge-
weſen war, wird durch die Theilung eines je-
den eigen.

§. 344.
Von der
Theilung
einer
Sache,
welche
nicht ge-
theilt
werden
kann.

Wenn eine gemeinſchaftliche Sache
getheilt werden ſoll, und nicht getheilt
werden kann; ein jeder aber der in der
Gemeinſchaft iſt, ſie gantz haben will;
ſo kann nach dem natuͤrlichen Rechte
die Sache keinen Ausgang gewinnen;

indem keiner verbunden iſt das Eigenthum in
ſeinem Antheile dem andern abzutreten (§.
342.). Soll ſie nun einen Ausgang gewin-

nen;
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[210/0246] II. Th. 5. H. Von der abſtammenden Art Gefallen anfangen kann, was er will (§. 195.); ſo ſtehet es in eines jeden Willen, ob er ſein Recht erlaſſen, einem andern ab- treten, es verwerfen, ſich deſſelben begeben, oder darauf jemanden zu ge- fallen Verzicht thun will, oder nicht, wenn nur nichts vorgenommen wird, welches wieder das Recht eines drit- ten iſt (§. 86.); als wie wenn man eine Schuld erlaͤßt, um die Glaͤubiger zu betruͤgen. und das Abtreten deſſelben u. ſ. w. erlaubt ſind. §. 343. Wenn eine gemeinſchaftliche Sache getheilt wird, weil durch Aufhebung der Gemeinſchaft ein jeder einen abgeſonderten Theil eigenthuͤmlich, folglich ein abſonderli- ches Eigenthum erhaͤlt; ſo entſtehen ſo viel beſondere Eigenthuͤmer, als Perſonen ſind; und die abgeſonderten Theile ſind nicht mehr als Theile einer Sache an- zuſehen. Was vorher mehrern gemein ge- weſen war, wird durch die Theilung eines je- den eigen. §. 344. Wenn eine gemeinſchaftliche Sache getheilt werden ſoll, und nicht getheilt werden kann; ein jeder aber der in der Gemeinſchaft iſt, ſie gantz haben will; ſo kann nach dem natuͤrlichen Rechte die Sache keinen Ausgang gewinnen; indem keiner verbunden iſt das Eigenthum in ſeinem Antheile dem andern abzutreten (§. 342.). Soll ſie nun einen Ausgang gewin- nen;

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/246>, abgerufen am 23.11.2024.