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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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seiner Gedancken.
§. 367.

Weil Eidschwüre und Betheurungen un-Daß
man un-
nütze Be-
theurun-
gen und
Eid-
schwüre
vermei-
den
müsse.

nütze sind, wenn derjenige, mit dem man re-
det, nicht zweifelt, daß wir moralisch wahr
reden, oder auch weder ihm, noch uns dran
gelegen ist, ob er glaubt, daß wir die Wahr-
heit sagen, oder nicht (§. 360. 361.); unnü-
tze Worte aber unerlaubt sind, und insbeson-
dere ein unnützer Eid sich mit der Gott schul-
digen Ehrfurcht nicht reimet (§. 172.); so
sind auch, wenn der, zu dem man re-
det, nicht zweifelt, daß wir die Wahr-
heit sagen, oder wenn weder ihm noch
uns dran gelegen ist, ob er dieses
glaubt, oder nicht, die Betheurungen
und Eide unerlaubt.
Daher läßet sich
ferner leicht schliessen, daß man nicht
schwören müsse, wenn einer Betheu-
rung geglaubt wird, oder wenn eine
Betheurung dazu hinreichend ist.

§. 368.

Weil wir das Recht haben, uns, einemWozu
sich der-
jenige,
der
schwört,
verbin-
det.

andern die Wahrheit zu sagen, zu verbinden,
wenn uns oder dem andern daran gelegen ist,
daß er glaubt, wir reden wahr (§. 97.), die
Anrufung Gottes aber als eines Rächers der
Lügen und des Meineides, ein Bewegungs-
grund ist, die Wahrheit zu sagen, welche wir
mit dem Eidschwur bestetigen (§. 361.); so
verbinden wir uns, indem wir schwö-
ren, dem andern, ihm die Wahrheit
zu sagen
(§. 35.); folglich darf man

eine
Nat. u. Völckerrecht. P
ſeiner Gedancken.
§. 367.

Weil Eidſchwuͤre und Betheurungen un-Daß
man un-
nuͤtze Be-
theurun-
gen und
Eid-
ſchwuͤre
vermei-
den
muͤſſe.

nuͤtze ſind, wenn derjenige, mit dem man re-
det, nicht zweifelt, daß wir moraliſch wahr
reden, oder auch weder ihm, noch uns dran
gelegen iſt, ob er glaubt, daß wir die Wahr-
heit ſagen, oder nicht (§. 360. 361.); unnuͤ-
tze Worte aber unerlaubt ſind, und insbeſon-
dere ein unnuͤtzer Eid ſich mit der Gott ſchul-
digen Ehrfurcht nicht reimet (§. 172.); ſo
ſind auch, wenn der, zu dem man re-
det, nicht zweifelt, daß wir die Wahr-
heit ſagen, oder wenn weder ihm noch
uns dran gelegen iſt, ob er dieſes
glaubt, oder nicht, die Betheurungen
und Eide unerlaubt.
Daher laͤßet ſich
ferner leicht ſchlieſſen, daß man nicht
ſchwoͤren muͤſſe, wenn einer Betheu-
rung geglaubt wird, oder wenn eine
Betheurung dazu hinreichend iſt.

§. 368.

Weil wir das Recht haben, uns, einemWozu
ſich der-
jenige,
der
ſchwoͤrt,
verbin-
det.

andern die Wahrheit zu ſagen, zu verbinden,
wenn uns oder dem andern daran gelegen iſt,
daß er glaubt, wir reden wahr (§. 97.), die
Anrufung Gottes aber als eines Raͤchers der
Luͤgen und des Meineides, ein Bewegungs-
grund iſt, die Wahrheit zu ſagen, welche wir
mit dem Eidſchwur beſtetigen (§. 361.); ſo
verbinden wir uns, indem wir ſchwoͤ-
ren, dem andern, ihm die Wahrheit
zu ſagen
(§. 35.); folglich darf man

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[225/0261] ſeiner Gedancken. §. 367. Weil Eidſchwuͤre und Betheurungen un- nuͤtze ſind, wenn derjenige, mit dem man re- det, nicht zweifelt, daß wir moraliſch wahr reden, oder auch weder ihm, noch uns dran gelegen iſt, ob er glaubt, daß wir die Wahr- heit ſagen, oder nicht (§. 360. 361.); unnuͤ- tze Worte aber unerlaubt ſind, und insbeſon- dere ein unnuͤtzer Eid ſich mit der Gott ſchul- digen Ehrfurcht nicht reimet (§. 172.); ſo ſind auch, wenn der, zu dem man re- det, nicht zweifelt, daß wir die Wahr- heit ſagen, oder wenn weder ihm noch uns dran gelegen iſt, ob er dieſes glaubt, oder nicht, die Betheurungen und Eide unerlaubt. Daher laͤßet ſich ferner leicht ſchlieſſen, daß man nicht ſchwoͤren muͤſſe, wenn einer Betheu- rung geglaubt wird, oder wenn eine Betheurung dazu hinreichend iſt. Daß man un- nuͤtze Be- theurun- gen und Eid- ſchwuͤre vermei- den muͤſſe. §. 368. Weil wir das Recht haben, uns, einem andern die Wahrheit zu ſagen, zu verbinden, wenn uns oder dem andern daran gelegen iſt, daß er glaubt, wir reden wahr (§. 97.), die Anrufung Gottes aber als eines Raͤchers der Luͤgen und des Meineides, ein Bewegungs- grund iſt, die Wahrheit zu ſagen, welche wir mit dem Eidſchwur beſtetigen (§. 361.); ſo verbinden wir uns, indem wir ſchwoͤ- ren, dem andern, ihm die Wahrheit zu ſagen (§. 35.); folglich darf man eine Wozu ſich der- jenige, der ſchwoͤrt, verbin- det. Nat. u. Voͤlckerrecht. P

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/261>, abgerufen am 21.11.2024.