Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

und den Verträgen überhaupt.
dem etwas versprochen wird, erhält
ohne dieselbe kein Recht dazu.

§. 382.

Vom Versprechen unterscheidet GrotiusVon der
blossen
Zusage.

mit Recht eine blosse Zusage (pollicitatio-
nem),
wodurch wir hinlänglich dem andern
unsern Willen erklären ihm etwas zu leisten,
wie auch bey diesem Vorsatze zu verharren,
aber ihm kein Recht, es mit Gewalt von uns
zu fordern, einräumen wollen. Es erhält
also durch die blosse Zusage derjenige,
dem sie geschieht, kein Recht, das, was
man zugesagt, mit Gewalt zu fordern

(§. 314.).

§. 383.

Von derselben unterscheiden wir mit demVon der
blossen
Erklä-
rung,
was man
zu thun
gesonnen.

Grotius die blosse Erklärung, was man
zu thun gesonnen
(nudam assertionem),
dadurch wir dem andern hinlänglich erklären,
was wir jetzt Willens sind ihm zu leisten,
doch unbeschadet der Freyheit diesen Vorsatz
zu ändern; folglich erhält durch derglei-
chen blosse Erklärung, was wir zu thun
gesonnen, der andere kein Recht, die-
ses mit Gewalt zu fordern
(§. 314.).

§. 384.

Weil durch die blosse Zusage (§. 382.) undOb hier-
innen ei-
ne An-
neh-
mung
statt fin-
det.

eine blosse Erklärung, was wir zu thun geson-
nen, der andere kein Recht dazu erhält, wo-
von geredet wird (§. 383.); so wird zu ei-
ner blossen Zusage und einer blossen
Erklärung, was wir zu thun geson-

nen,
P 4

und den Vertraͤgen uͤberhaupt.
dem etwas verſprochen wird, erhaͤlt
ohne dieſelbe kein Recht dazu.

§. 382.

Vom Verſprechen unterſcheidet GrotiusVon der
bloſſen
Zuſage.

mit Recht eine bloſſe Zuſage (pollicitatio-
nem),
wodurch wir hinlaͤnglich dem andern
unſern Willen erklaͤren ihm etwas zu leiſten,
wie auch bey dieſem Vorſatze zu verharren,
aber ihm kein Recht, es mit Gewalt von uns
zu fordern, einraͤumen wollen. Es erhaͤlt
alſo durch die bloſſe Zuſage derjenige,
dem ſie geſchieht, kein Recht, das, was
man zugeſagt, mit Gewalt zu fordern

(§. 314.).

§. 383.

Von derſelben unterſcheiden wir mit demVon der
bloſſen
Erklaͤ-
rung,
was man
zu thun
geſonnen.

Grotius die bloſſe Erklaͤrung, was man
zu thun geſonnen
(nudam aſſertionem),
dadurch wir dem andern hinlaͤnglich erklaͤren,
was wir jetzt Willens ſind ihm zu leiſten,
doch unbeſchadet der Freyheit dieſen Vorſatz
zu aͤndern; folglich erhaͤlt durch derglei-
chen bloſſe Erklaͤrung, was wir zu thun
geſonnen, der andere kein Recht, die-
ſes mit Gewalt zu fordern
(§. 314.).

§. 384.

Weil durch die bloſſe Zuſage (§. 382.) undOb hier-
innen ei-
ne An-
neh-
mung
ſtatt fin-
det.

eine bloſſe Erklaͤrung, was wir zu thun geſon-
nen, der andere kein Recht dazu erhaͤlt, wo-
von geredet wird (§. 383.); ſo wird zu ei-
ner bloſſen Zuſage und einer bloſſen
Erklaͤrung, was wir zu thun geſon-

nen,
P 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0267" n="231"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und den Vertra&#x0364;gen u&#x0364;berhaupt.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">dem etwas ver&#x017F;prochen wird, erha&#x0364;lt<lb/>
ohne die&#x017F;elbe kein Recht dazu.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 382.</head><lb/>
              <p>Vom Ver&#x017F;prechen unter&#x017F;cheidet <hi rendition="#fr">Grotius</hi><note place="right">Von der<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Zu&#x017F;age.</note><lb/>
mit Recht eine <hi rendition="#fr">blo&#x017F;&#x017F;e Zu&#x017F;age</hi> <hi rendition="#aq">(pollicitatio-<lb/>
nem),</hi> wodurch wir hinla&#x0364;nglich dem andern<lb/>
un&#x017F;ern Willen erkla&#x0364;ren ihm etwas zu lei&#x017F;ten,<lb/>
wie auch bey die&#x017F;em Vor&#x017F;atze zu verharren,<lb/>
aber ihm kein Recht, es mit Gewalt von uns<lb/>
zu fordern, einra&#x0364;umen wollen. <hi rendition="#fr">Es erha&#x0364;lt</hi><lb/>
al&#x017F;o <hi rendition="#fr">durch die blo&#x017F;&#x017F;e Zu&#x017F;age derjenige,<lb/>
dem &#x017F;ie ge&#x017F;chieht, kein Recht, das, was<lb/>
man zuge&#x017F;agt, mit Gewalt zu fordern</hi><lb/>
(§. 314.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 383.</head><lb/>
              <p>Von der&#x017F;elben unter&#x017F;cheiden wir mit dem<note place="right">Von der<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Erkla&#x0364;-<lb/>
rung,<lb/>
was man<lb/>
zu thun<lb/>
ge&#x017F;onnen.</note><lb/><hi rendition="#fr">Grotius</hi> die <hi rendition="#fr">blo&#x017F;&#x017F;e Erkla&#x0364;rung, was man<lb/>
zu thun ge&#x017F;onnen</hi> <hi rendition="#aq">(nudam a&#x017F;&#x017F;ertionem),</hi><lb/>
dadurch wir dem andern hinla&#x0364;nglich erkla&#x0364;ren,<lb/>
was wir jetzt Willens &#x017F;ind ihm zu lei&#x017F;ten,<lb/>
doch unbe&#x017F;chadet der Freyheit die&#x017F;en Vor&#x017F;atz<lb/>
zu a&#x0364;ndern; folglich <hi rendition="#fr">erha&#x0364;lt durch derglei-<lb/>
chen blo&#x017F;&#x017F;e Erkla&#x0364;rung, was wir zu thun<lb/>
ge&#x017F;onnen, der andere kein Recht, die-<lb/>
&#x017F;es mit Gewalt zu fordern</hi> (§. 314.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 384.</head><lb/>
              <p>Weil durch die blo&#x017F;&#x017F;e Zu&#x017F;age (§. 382.) und<note place="right">Ob hier-<lb/>
innen ei-<lb/>
ne An-<lb/>
neh-<lb/>
mung<lb/>
&#x017F;tatt fin-<lb/>
det.</note><lb/>
eine blo&#x017F;&#x017F;e Erkla&#x0364;rung, was wir zu thun ge&#x017F;on-<lb/>
nen, der andere kein Recht dazu erha&#x0364;lt, wo-<lb/>
von geredet wird (§. 383.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">wird zu ei-<lb/>
ner blo&#x017F;&#x017F;en Zu&#x017F;age und einer blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Erkla&#x0364;rung, was wir zu thun ge&#x017F;on-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">nen,</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0267] und den Vertraͤgen uͤberhaupt. dem etwas verſprochen wird, erhaͤlt ohne dieſelbe kein Recht dazu. §. 382. Vom Verſprechen unterſcheidet Grotius mit Recht eine bloſſe Zuſage (pollicitatio- nem), wodurch wir hinlaͤnglich dem andern unſern Willen erklaͤren ihm etwas zu leiſten, wie auch bey dieſem Vorſatze zu verharren, aber ihm kein Recht, es mit Gewalt von uns zu fordern, einraͤumen wollen. Es erhaͤlt alſo durch die bloſſe Zuſage derjenige, dem ſie geſchieht, kein Recht, das, was man zugeſagt, mit Gewalt zu fordern (§. 314.). Von der bloſſen Zuſage. §. 383. Von derſelben unterſcheiden wir mit dem Grotius die bloſſe Erklaͤrung, was man zu thun geſonnen (nudam aſſertionem), dadurch wir dem andern hinlaͤnglich erklaͤren, was wir jetzt Willens ſind ihm zu leiſten, doch unbeſchadet der Freyheit dieſen Vorſatz zu aͤndern; folglich erhaͤlt durch derglei- chen bloſſe Erklaͤrung, was wir zu thun geſonnen, der andere kein Recht, die- ſes mit Gewalt zu fordern (§. 314.). Von der bloſſen Erklaͤ- rung, was man zu thun geſonnen. §. 384. Weil durch die bloſſe Zuſage (§. 382.) und eine bloſſe Erklaͤrung, was wir zu thun geſon- nen, der andere kein Recht dazu erhaͤlt, wo- von geredet wird (§. 383.); ſo wird zu ei- ner bloſſen Zuſage und einer bloſſen Erklaͤrung, was wir zu thun geſon- nen, Ob hier- innen ei- ne An- neh- mung ſtatt fin- det. P 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/267
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/267>, abgerufen am 21.11.2024.