handen; so ist ein Versprechen, woran ein Jrrthum schuld gewesen, nicht gültig (§. 396.). Wenn aber der Ver- sprechende nachläßig gewesen ist die Wahrheit zu erforschen, oder seine Gedancken recht auszudrucken, und der, dem etwas versprochen worden, dadurch in Schaden gebracht worden, so ist derselbe zu ersetzen (§. 270.); weil er den Schaden durch seine Schuld erlitten hat (§. 21.). Aus eben demselben Grunde erhellet daß, wenn der, dem etwas versprochen wird, die Ursach zu einem Jrrthum giebt, aber nicht zu dem Ver- sprechen, und der Versprecher aus die- sem Jrrthum einigen Schaden leidet, der, dem etwas versprochen worden, den Schaden ersetzen muß, unerach- tet das Versprechen gültig ist.
§. 406.
Vom Verspre- chen, das mit Ge- walt, oder durch Furcht erzwun- gen wor- den.
Weil der dem andern Unrecht thut, wel- cher ihn mit Gewalt, oder durch Furcht, die er ihm eingejagt, zum Versprechen nöthiget (§. 385.); so ist das Versprechen, wel- ches durch Furcht, oder Gewalt er- zwungen worden, durch das Gesetze der Natur verbothen (§. 87.), und folg- lich ungültig. Gleichwie eine Sache, die mit Gewalt oder durch eingejagte Furcht von einem Räuber weggenommen worden, dem Eigenthumsherrn wiedergegeben werden muß (§. 264.); also darf auch ein Versprechen,
das
II.Th. 7. H. Von dem Verſprechen
handen; ſo iſt ein Verſprechen, woran ein Jrrthum ſchuld geweſen, nicht guͤltig (§. 396.). Wenn aber der Ver- ſprechende nachlaͤßig geweſen iſt die Wahrheit zu erforſchen, oder ſeine Gedancken recht auszudrucken, und der, dem etwas verſprochen worden, dadurch in Schaden gebracht worden, ſo iſt derſelbe zu erſetzen (§. 270.); weil er den Schaden durch ſeine Schuld erlitten hat (§. 21.). Aus eben demſelben Grunde erhellet daß, wenn der, dem etwas verſprochen wird, die Urſach zu einem Jrrthum giebt, aber nicht zu dem Ver- ſprechen, und der Verſprecher aus die- ſem Jrrthum einigen Schaden leidet, der, dem etwas verſprochen worden, den Schaden erſetzen muß, unerach- tet das Verſprechen guͤltig iſt.
§. 406.
Vom Verſpre- chen, das mit Ge- walt, oder durch Furcht erzwun- gen wor- den.
Weil der dem andern Unrecht thut, wel- cher ihn mit Gewalt, oder durch Furcht, die er ihm eingejagt, zum Verſprechen noͤthiget (§. 385.); ſo iſt das Verſprechen, wel- ches durch Furcht, oder Gewalt er- zwungen worden, durch das Geſetze der Natur verbothen (§. 87.), und folg- lich unguͤltig. Gleichwie eine Sache, die mit Gewalt oder durch eingejagte Furcht von einem Raͤuber weggenommen worden, dem Eigenthumsherrn wiedergegeben werden muß (§. 264.); alſo darf auch ein Verſprechen,
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II. Th. 7. H. Von dem Verſprechen
handen; ſo iſt ein Verſprechen, woran
ein Jrrthum ſchuld geweſen, nicht
guͤltig (§. 396.). Wenn aber der Ver-
ſprechende nachlaͤßig geweſen iſt die
Wahrheit zu erforſchen, oder ſeine
Gedancken recht auszudrucken, und
der, dem etwas verſprochen worden,
dadurch in Schaden gebracht worden,
ſo iſt derſelbe zu erſetzen (§. 270.); weil
er den Schaden durch ſeine Schuld erlitten
hat (§. 21.). Aus eben demſelben Grunde
erhellet daß, wenn der, dem etwas
verſprochen wird, die Urſach zu einem
Jrrthum giebt, aber nicht zu dem Ver-
ſprechen, und der Verſprecher aus die-
ſem Jrrthum einigen Schaden leidet,
der, dem etwas verſprochen worden,
den Schaden erſetzen muß, unerach-
tet das Verſprechen guͤltig iſt.
§. 406.
Weil der dem andern Unrecht thut, wel-
cher ihn mit Gewalt, oder durch Furcht, die
er ihm eingejagt, zum Verſprechen noͤthiget
(§. 385.); ſo iſt das Verſprechen, wel-
ches durch Furcht, oder Gewalt er-
zwungen worden, durch das Geſetze
der Natur verbothen (§. 87.), und folg-
lich unguͤltig. Gleichwie eine Sache, die
mit Gewalt oder durch eingejagte Furcht von
einem Raͤuber weggenommen worden, dem
Eigenthumsherrn wiedergegeben werden muß
(§. 264.); alſo darf auch ein Verſprechen,
das
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/282>, abgerufen am 21.11.2024.
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