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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 11. H. Von wohlthätigen
That stillschweigend einwilliget, wenn er schwei-
get, da er reden konte und sollte (§. 27.); so
kann man, wenn jemand Bürge wird,
vor einen, der gegenwärtig ist, und es
geschehen läßt, es nicht anders ansehen,
als daß die Bürgschaft mit seiner Ein-
willigung geschehen sey.
Weil der Gläu-
biger vom Bürgen nicht mehr Recht erhalten
kann, als derselbe ihm einräumen wollen (§.
317.); so darf der Bürge, wenn er sich
nur für die Hauptschuld, oder für ei-
nen Theil derselben verbürgt hat, dem
Gläubiger weiter nicht als vor die
Hauptschuld oder einen Theil dersel-
ben stehen.

§. 571.
Von der
Bürg-
schaft, die
ohne Be-
dingung,
mit Be-
dingung
und auf
eine ge-
wisse Zeit
gemacht
worden.

Da der Bürge die Bezahlung der Schuld
eines andern verspricht (§. 569.); so kommt
es auf den Willen des Bürgen an, ob
er ohne Bedingung, mit Bedingung,
oder auf eine gewisse Zeit etwas ver-
sprechen will
(§. 385. 393.). Weil die
Bürgschaft an und vor sich selbst unter der
Bedingung geschiehet, woferne der Haupt-
schuldner nicht bezahlt (§. 569); so verstehet sichs,
daß sie ohne Bedingung gemacht wird, wenn
der Bürge sich zum Selbstschuldner macht (§.
cit. & 424.). Wenn also der Bürge sich
ohne Bedingung verbindlich macht, so
kann er, ohne daß der Hauptschuld-
ner vorher angegriffen worden, zur
Bezahlung der Schuld angehalten

wer-

II. Th. 11. H. Von wohlthaͤtigen
That ſtillſchweigend einwilliget, wenn er ſchwei-
get, da er reden konte und ſollte (§. 27.); ſo
kann man, wenn jemand Buͤrge wird,
vor einen, der gegenwaͤrtig iſt, und es
geſchehen laͤßt, es nicht anders anſehen,
als daß die Buͤrgſchaft mit ſeiner Ein-
willigung geſchehen ſey.
Weil der Glaͤu-
biger vom Buͤrgen nicht mehr Recht erhalten
kann, als derſelbe ihm einraͤumen wollen (§.
317.); ſo darf der Buͤrge, wenn er ſich
nur fuͤr die Hauptſchuld, oder fuͤr ei-
nen Theil derſelben verbuͤrgt hat, dem
Glaͤubiger weiter nicht als vor die
Hauptſchuld oder einen Theil derſel-
ben ſtehen.

§. 571.
Von der
Buͤrg-
ſchaft, die
ohne Be-
dingung,
mit Be-
dingung
und auf
eine ge-
wiſſe Zeit
gemacht
worden.

Da der Buͤrge die Bezahlung der Schuld
eines andern verſpricht (§. 569.); ſo kommt
es auf den Willen des Buͤrgen an, ob
er ohne Bedingung, mit Bedingung,
oder auf eine gewiſſe Zeit etwas ver-
ſprechen will
(§. 385. 393.). Weil die
Buͤrgſchaft an und vor ſich ſelbſt unter der
Bedingung geſchiehet, woferne der Haupt-
ſchuldner nicht bezahlt (§. 569); ſo verſtehet ſichs,
daß ſie ohne Bedingung gemacht wird, wenn
der Buͤrge ſich zum Selbſtſchuldner macht (§.
cit. & 424.). Wenn alſo der Buͤrge ſich
ohne Bedingung verbindlich macht, ſo
kann er, ohne daß der Hauptſchuld-
ner vorher angegriffen worden, zur
Bezahlung der Schuld angehalten

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[364/0400] II. Th. 11. H. Von wohlthaͤtigen That ſtillſchweigend einwilliget, wenn er ſchwei- get, da er reden konte und ſollte (§. 27.); ſo kann man, wenn jemand Buͤrge wird, vor einen, der gegenwaͤrtig iſt, und es geſchehen laͤßt, es nicht anders anſehen, als daß die Buͤrgſchaft mit ſeiner Ein- willigung geſchehen ſey. Weil der Glaͤu- biger vom Buͤrgen nicht mehr Recht erhalten kann, als derſelbe ihm einraͤumen wollen (§. 317.); ſo darf der Buͤrge, wenn er ſich nur fuͤr die Hauptſchuld, oder fuͤr ei- nen Theil derſelben verbuͤrgt hat, dem Glaͤubiger weiter nicht als vor die Hauptſchuld oder einen Theil derſel- ben ſtehen. §. 571. Da der Buͤrge die Bezahlung der Schuld eines andern verſpricht (§. 569.); ſo kommt es auf den Willen des Buͤrgen an, ob er ohne Bedingung, mit Bedingung, oder auf eine gewiſſe Zeit etwas ver- ſprechen will (§. 385. 393.). Weil die Buͤrgſchaft an und vor ſich ſelbſt unter der Bedingung geſchiehet, woferne der Haupt- ſchuldner nicht bezahlt (§. 569); ſo verſtehet ſichs, daß ſie ohne Bedingung gemacht wird, wenn der Buͤrge ſich zum Selbſtſchuldner macht (§. cit. & 424.). Wenn alſo der Buͤrge ſich ohne Bedingung verbindlich macht, ſo kann er, ohne daß der Hauptſchuld- ner vorher angegriffen worden, zur Bezahlung der Schuld angehalten wer-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/400>, abgerufen am 22.11.2024.