Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Contracten.
man aber nicht eher wissen kann, daß er nicht
bezahlen könne, als bis er angegriffen worden
(excussus), das ist, bis man sein Vermögen
untersucht hat; so muß der Hauptschuld-
ner erst angegriffen werden, ehe der
Bürge kann gezwungen werden zu be-
zahlen, wofern man nicht anders eins
worden
(§. 342.).

§. 570.

Weil die Verbindlichkeit des Bürgen undWie weil
sich die
Verbind-
lichkeit
des Bür-
gen er-
streckt.

des Schuldners einerley ist (§. 569.); so
wird, wenn der Hauptschuldner be-
zahlt, der Bürge befreyet, und wenn
der Bürge zahlt, so wird der Haupt-
schuldner befreyet.
Weil aber niemand
mit des andern Schaden sich bereichern darf
(§. 271.); so bleibt, wenn der Bürge
bezahlt, der Hauptschuldner ihm ver-
bunden;
und da der Gläubiger dem Bür-
gen sein Recht abtreten kann (§. 342.); so
fordert nach geschehener Abtrerung
der Bürge das Seinige wieder als eine
gemachte Schuld (§. 338.), und hält
nicht bloß an, daß ihm der verursach-
te Schade wieder ersetzt werde.
Allein
weil niemand einen andern sich wider seinen
Willen verbindlich machen kann (§. 78.); so
darf der Hauptschuldner demjenigen
vor nichts stehen, der sich wider sei-
nen Willen vor ihn verbürget und be-
zahlet.
Weil man aber vermuthet, daß ei-
ner einwillige (§. 459.), ja weil er in der

That

Contracten.
man aber nicht eher wiſſen kann, daß er nicht
bezahlen koͤnne, als bis er angegriffen worden
(excuſſus), das iſt, bis man ſein Vermoͤgen
unterſucht hat; ſo muß der Hauptſchuld-
ner erſt angegriffen werden, ehe der
Buͤrge kann gezwungen werden zu be-
zahlen, wofern man nicht anders eins
worden
(§. 342.).

§. 570.

Weil die Verbindlichkeit des Buͤrgen undWie weil
ſich die
Veꝛbind-
lichkeit
des Buͤr-
gen er-
ſtreckt.

des Schuldners einerley iſt (§. 569.); ſo
wird, wenn der Hauptſchuldner be-
zahlt, der Buͤrge befreyet, und wenn
der Buͤrge zahlt, ſo wird der Haupt-
ſchuldner befreyet.
Weil aber niemand
mit des andern Schaden ſich bereichern darf
(§. 271.); ſo bleibt, wenn der Buͤrge
bezahlt, der Hauptſchuldner ihm ver-
bunden;
und da der Glaͤubiger dem Buͤr-
gen ſein Recht abtreten kann (§. 342.); ſo
fordert nach geſchehener Abtrerung
der Buͤrge das Seinige wieder als eine
gemachte Schuld (§. 338.), und haͤlt
nicht bloß an, daß ihm der verurſach-
te Schade wieder erſetzt werde.
Allein
weil niemand einen andern ſich wider ſeinen
Willen verbindlich machen kann (§. 78.); ſo
darf der Hauptſchuldner demjenigen
vor nichts ſtehen, der ſich wider ſei-
nen Willen vor ihn verbuͤrget und be-
zahlet.
Weil man aber vermuthet, daß ei-
ner einwillige (§. 459.), ja weil er in der

That
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0399" n="363"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Contracten.</hi></fw><lb/>
man aber nicht eher wi&#x017F;&#x017F;en kann, daß er nicht<lb/>
bezahlen ko&#x0364;nne, als bis er angegriffen worden<lb/><hi rendition="#aq">(excu&#x017F;&#x017F;us),</hi> das i&#x017F;t, bis man &#x017F;ein Vermo&#x0364;gen<lb/>
unter&#x017F;ucht hat; <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß der Haupt&#x017F;chuld-<lb/>
ner er&#x017F;t angegriffen werden, ehe der<lb/>
Bu&#x0364;rge kann gezwungen werden zu be-<lb/>
zahlen, wofern man nicht anders eins<lb/>
worden</hi> (§. 342.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 570.</head><lb/>
              <p>Weil die Verbindlichkeit des Bu&#x0364;rgen und<note place="right">Wie weil<lb/>
&#x017F;ich die<lb/>
Ve&#xA75B;bind-<lb/>
lichkeit<lb/>
des Bu&#x0364;r-<lb/>
gen er-<lb/>
&#x017F;treckt.</note><lb/>
des Schuldners einerley i&#x017F;t (§. 569.); &#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">wird, wenn der Haupt&#x017F;chuldner be-<lb/>
zahlt, der Bu&#x0364;rge befreyet, und wenn<lb/>
der Bu&#x0364;rge zahlt, &#x017F;o wird der Haupt-<lb/>
&#x017F;chuldner befreyet.</hi> Weil aber niemand<lb/>
mit des andern Schaden &#x017F;ich bereichern darf<lb/>
(§. 271.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">bleibt, wenn der Bu&#x0364;rge<lb/>
bezahlt, der Haupt&#x017F;chuldner ihm ver-<lb/>
bunden;</hi> und da der Gla&#x0364;ubiger dem Bu&#x0364;r-<lb/>
gen &#x017F;ein Recht abtreten kann (§. 342.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
fordert nach ge&#x017F;chehener Abtrerung<lb/>
der Bu&#x0364;rge das Seinige wieder als eine<lb/>
gemachte Schuld (§. 338.), und ha&#x0364;lt<lb/>
nicht bloß an, daß ihm der verur&#x017F;ach-<lb/>
te Schade wieder er&#x017F;etzt werde.</hi> Allein<lb/>
weil niemand einen andern &#x017F;ich wider &#x017F;einen<lb/>
Willen verbindlich machen kann (§. 78.); &#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">darf der Haupt&#x017F;chuldner demjenigen<lb/>
vor nichts &#x017F;tehen, der &#x017F;ich wider &#x017F;ei-<lb/>
nen Willen vor ihn verbu&#x0364;rget und be-<lb/>
zahlet.</hi> Weil man aber vermuthet, daß ei-<lb/>
ner einwillige (§. 459.), ja weil er in der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">That</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0399] Contracten. man aber nicht eher wiſſen kann, daß er nicht bezahlen koͤnne, als bis er angegriffen worden (excuſſus), das iſt, bis man ſein Vermoͤgen unterſucht hat; ſo muß der Hauptſchuld- ner erſt angegriffen werden, ehe der Buͤrge kann gezwungen werden zu be- zahlen, wofern man nicht anders eins worden (§. 342.). §. 570. Weil die Verbindlichkeit des Buͤrgen und des Schuldners einerley iſt (§. 569.); ſo wird, wenn der Hauptſchuldner be- zahlt, der Buͤrge befreyet, und wenn der Buͤrge zahlt, ſo wird der Haupt- ſchuldner befreyet. Weil aber niemand mit des andern Schaden ſich bereichern darf (§. 271.); ſo bleibt, wenn der Buͤrge bezahlt, der Hauptſchuldner ihm ver- bunden; und da der Glaͤubiger dem Buͤr- gen ſein Recht abtreten kann (§. 342.); ſo fordert nach geſchehener Abtrerung der Buͤrge das Seinige wieder als eine gemachte Schuld (§. 338.), und haͤlt nicht bloß an, daß ihm der verurſach- te Schade wieder erſetzt werde. Allein weil niemand einen andern ſich wider ſeinen Willen verbindlich machen kann (§. 78.); ſo darf der Hauptſchuldner demjenigen vor nichts ſtehen, der ſich wider ſei- nen Willen vor ihn verbuͤrget und be- zahlet. Weil man aber vermuthet, daß ei- ner einwillige (§. 459.), ja weil er in der That Wie weil ſich die Veꝛbind- lichkeit des Buͤr- gen er- ſtreckt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/399
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/399>, abgerufen am 22.11.2024.