Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Contracten.
fester, z. E. wenn ein Erbe einem, dem et-
was vermacht worden, die Zahlung des Ver-
mächtnisses verspricht. Wenn es aber ei-
ne fremde Schuld ist; so übernimmt
der Beglaubiger die Zahlung, wenn
der Hauptschuldner nicht selbst bezahlt,

z. E. wenn er die Bezahlung den letzten Se-
ptember verspricht, wenn der Hauptschuld-
ner, welcher schon den 4ten Jul. zahlen solte,
nicht unter der Zeit bezahlt. Daß die Be-
glaubigung einer andern Schuld na-
türlicher Weise von der Bürgschaft
nicht unterschieden sey,
erhellet aus den
Erklärungen, wenn sie gegen einander gehal-
ten werden (§. 569.). Woher aber der Un-
terscheid im Römischen Rechte kommt, ist an
einem andern Orte erklärt worden. Es er-
hellet auch leicht, daß wenn einer mehr
verspricht, wofern der Hauptschuld-
ner nicht bezahlen würde, als er schul-
dig ist; so wird die Schuld nicht be-
glaubigt, sondern es ist ein vermisch-
ter Contract aus einer Beglaubigung
und einer Schenckung, oder eine Be-
dingte Schenckung.

§. 661.

Ein Empfänger (adjectus) wird ge-Vom
Empfän-
ger.

nannt, dem man nichts schuldig ist, dem man
aber nach dem Willen des Gläubigers die
Schuld zahlen soll, oder dem wenigstens die
Schuld zu zahlen erlaubt ist. Wenn also
die Schuld dem Empfänger gezahlt

wird;
E e 5

Contracten.
feſter, z. E. wenn ein Erbe einem, dem et-
was vermacht worden, die Zahlung des Ver-
maͤchtniſſes verſpricht. Wenn es aber ei-
ne fremde Schuld iſt; ſo uͤbernimmt
der Beglaubiger die Zahlung, wenn
der Hauptſchuldner nicht ſelbſt bezahlt,

z. E. wenn er die Bezahlung den letzten Se-
ptember verſpricht, wenn der Hauptſchuld-
ner, welcher ſchon den 4ten Jul. zahlen ſolte,
nicht unter der Zeit bezahlt. Daß die Be-
glaubigung einer andern Schuld na-
tuͤrlicher Weiſe von der Buͤrgſchaft
nicht unterſchieden ſey,
erhellet aus den
Erklaͤrungen, wenn ſie gegen einander gehal-
ten werden (§. 569.). Woher aber der Un-
terſcheid im Roͤmiſchen Rechte kommt, iſt an
einem andern Orte erklaͤrt worden. Es er-
hellet auch leicht, daß wenn einer mehr
verſpricht, wofern der Hauptſchuld-
ner nicht bezahlen wuͤrde, als er ſchul-
dig iſt; ſo wird die Schuld nicht be-
glaubigt, ſondern es iſt ein vermiſch-
ter Contract aus einer Beglaubigung
und einer Schenckung, oder eine Be-
dingte Schenckung.

§. 661.

Ein Empfaͤnger (adjectus) wird ge-Vom
Empfaͤn-
ger.

nannt, dem man nichts ſchuldig iſt, dem man
aber nach dem Willen des Glaͤubigers die
Schuld zahlen ſoll, oder dem wenigſtens die
Schuld zu zahlen erlaubt iſt. Wenn alſo
die Schuld dem Empfaͤnger gezahlt

wird;
E e 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0477" n="441"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Contracten.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">fe&#x017F;ter,</hi> z. E. wenn ein Erbe einem, dem et-<lb/>
was vermacht worden, die Zahlung des Ver-<lb/>
ma&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;es ver&#x017F;pricht. <hi rendition="#fr">Wenn es aber ei-<lb/>
ne fremde Schuld i&#x017F;t; &#x017F;o u&#x0364;bernimmt<lb/>
der Beglaubiger die Zahlung, wenn<lb/>
der Haupt&#x017F;chuldner nicht &#x017F;elb&#x017F;t bezahlt,</hi><lb/>
z. E. wenn er die Bezahlung den letzten Se-<lb/>
ptember ver&#x017F;pricht, wenn der Haupt&#x017F;chuld-<lb/>
ner, welcher &#x017F;chon den 4ten Jul. zahlen &#x017F;olte,<lb/>
nicht unter der Zeit bezahlt. <hi rendition="#fr">Daß die Be-<lb/>
glaubigung einer andern Schuld na-<lb/>
tu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e von der Bu&#x0364;rg&#x017F;chaft<lb/>
nicht unter&#x017F;chieden &#x017F;ey,</hi> erhellet aus den<lb/>
Erkla&#x0364;rungen, wenn &#x017F;ie gegen einander gehal-<lb/>
ten werden (§. 569.). Woher aber der Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid im Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechte kommt, i&#x017F;t an<lb/>
einem andern Orte erkla&#x0364;rt worden. Es er-<lb/>
hellet auch leicht, <hi rendition="#fr">daß wenn einer mehr<lb/>
ver&#x017F;pricht, wofern der Haupt&#x017F;chuld-<lb/>
ner nicht bezahlen wu&#x0364;rde, als er &#x017F;chul-<lb/>
dig i&#x017F;t; &#x017F;o wird die Schuld nicht be-<lb/>
glaubigt, &#x017F;ondern es i&#x017F;t ein vermi&#x017F;ch-<lb/>
ter Contract aus einer Beglaubigung<lb/>
und einer Schenckung, oder eine Be-<lb/>
dingte Schenckung.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 661.</head><lb/>
              <p>Ein <hi rendition="#fr">Empfa&#x0364;nger</hi> <hi rendition="#aq">(adjectus)</hi> wird ge-<note place="right">Vom<lb/>
Empfa&#x0364;n-<lb/>
ger.</note><lb/>
nannt, dem man nichts &#x017F;chuldig i&#x017F;t, dem man<lb/>
aber nach dem Willen des Gla&#x0364;ubigers die<lb/>
Schuld zahlen &#x017F;oll, oder dem wenig&#x017F;tens die<lb/>
Schuld zu zahlen erlaubt i&#x017F;t. <hi rendition="#fr">Wenn al&#x017F;o<lb/>
die Schuld dem Empfa&#x0364;nger gezahlt</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">wird;</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[441/0477] Contracten. feſter, z. E. wenn ein Erbe einem, dem et- was vermacht worden, die Zahlung des Ver- maͤchtniſſes verſpricht. Wenn es aber ei- ne fremde Schuld iſt; ſo uͤbernimmt der Beglaubiger die Zahlung, wenn der Hauptſchuldner nicht ſelbſt bezahlt, z. E. wenn er die Bezahlung den letzten Se- ptember verſpricht, wenn der Hauptſchuld- ner, welcher ſchon den 4ten Jul. zahlen ſolte, nicht unter der Zeit bezahlt. Daß die Be- glaubigung einer andern Schuld na- tuͤrlicher Weiſe von der Buͤrgſchaft nicht unterſchieden ſey, erhellet aus den Erklaͤrungen, wenn ſie gegen einander gehal- ten werden (§. 569.). Woher aber der Un- terſcheid im Roͤmiſchen Rechte kommt, iſt an einem andern Orte erklaͤrt worden. Es er- hellet auch leicht, daß wenn einer mehr verſpricht, wofern der Hauptſchuld- ner nicht bezahlen wuͤrde, als er ſchul- dig iſt; ſo wird die Schuld nicht be- glaubigt, ſondern es iſt ein vermiſch- ter Contract aus einer Beglaubigung und einer Schenckung, oder eine Be- dingte Schenckung. §. 661. Ein Empfaͤnger (adjectus) wird ge- nannt, dem man nichts ſchuldig iſt, dem man aber nach dem Willen des Glaͤubigers die Schuld zahlen ſoll, oder dem wenigſtens die Schuld zu zahlen erlaubt iſt. Wenn alſo die Schuld dem Empfaͤnger gezahlt wird; Vom Empfaͤn- ger. E e 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/477
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/477>, abgerufen am 22.11.2024.