Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil 13. Hauptstück.
lustig seyn soll. Da die Lotterie ein Glücks-
contract ist; so ist dieselbe in so weit er-
laubt, als Glückscontracte erlaubet
sind.
Weil uns aber das Gesetze der Na-
tur ein Recht dazu giebt, ohne welches wir
den Pflichten gegen GOtt und gegen andere
kein Genüge leisten können (§. 46.); so ist
die Lotterie in dem Falle nach dem in-
neren Rechte erlaubet, wenn der Con-
tract zu dem Ende gemacht wird, da-
mit wir einer Pflicht gegen GOtt,
oder gegen andere ein Genüge leisten
können,
wenn nämlich aus dem eingesetzten
Gelde eine Lotterie gemacht wird, und als-
dann gehöret ein Theil des Gewinns
zu Erreichung des Zwecks, in welchen
die Contrahirenden einwilligen;
weil
durch beyderseitige Einwilligung die Contracte
errichtet werden (§. 668.). Wenn aber ei-
ne Lotterie zu dem Ende errichtet
wird, daß eine gekaufte Sache durchs
Loos einem zugeeignet werden soll;
so darf kein grösserer Preiß für die Sa-
che gefordert werden, als was andere
Käufer zu geben pflegen, jedoch daß
man auch auf die Unkosten siehet, wel-
che der Verkäufer dieseswegen an-
wenden muß;
weil kein Grund vorhan-
den, warum die Sache höhe verkauft wer-
den sollte.

Vom
Glücks-topfe.
§. 674.

Von der Lotterie ist der Glückstopf we-

nig

II. Theil 13. Hauptſtuͤck.
luſtig ſeyn ſoll. Da die Lotterie ein Gluͤcks-
contract iſt; ſo iſt dieſelbe in ſo weit er-
laubt, als Gluͤckscontracte erlaubet
ſind.
Weil uns aber das Geſetze der Na-
tur ein Recht dazu giebt, ohne welches wir
den Pflichten gegen GOtt und gegen andere
kein Genuͤge leiſten koͤnnen (§. 46.); ſo iſt
die Lotterie in dem Falle nach dem in-
neren Rechte erlaubet, wenn der Con-
tract zu dem Ende gemacht wird, da-
mit wir einer Pflicht gegen GOtt,
oder gegen andere ein Genuͤge leiſten
koͤnnen,
wenn naͤmlich aus dem eingeſetzten
Gelde eine Lotterie gemacht wird, und als-
dann gehoͤret ein Theil des Gewinns
zu Erreichung des Zwecks, in welchen
die Contrahirenden einwilligen;
weil
durch beyderſeitige Einwilligung die Contracte
errichtet werden (§. 668.). Wenn aber ei-
ne Lotterie zu dem Ende errichtet
wird, daß eine gekaufte Sache durchs
Loos einem zugeeignet werden ſoll;
ſo darf kein groͤſſerer Preiß fuͤr die Sa-
che gefordert werden, als was andere
Kaͤufer zu geben pflegen, jedoch daß
man auch auf die Unkoſten ſiehet, wel-
che der Verkaͤufer dieſeſwegen an-
wenden muß;
weil kein Grund vorhan-
den, warum die Sache hoͤhe verkauft wer-
den ſollte.

Vom
Gluͤcks-topfe.
§. 674.

Von der Lotterie iſt der Gluͤckstopf we-

nig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0492" n="456"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#b">Theil 13. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
lu&#x017F;tig &#x017F;eyn &#x017F;oll. Da die Lotterie ein Glu&#x0364;cks-<lb/>
contract i&#x017F;t; <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;elbe in &#x017F;o weit er-<lb/>
laubt, als Glu&#x0364;ckscontracte erlaubet<lb/>
&#x017F;ind.</hi> Weil uns aber das Ge&#x017F;etze der Na-<lb/>
tur ein Recht dazu giebt, ohne welches wir<lb/>
den Pflichten gegen GOtt und gegen andere<lb/>
kein Genu&#x0364;ge lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen (§. 46.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
die Lotterie in dem Falle nach dem in-<lb/>
neren Rechte erlaubet, wenn der Con-<lb/>
tract zu dem Ende gemacht wird, da-<lb/>
mit wir einer Pflicht gegen GOtt,<lb/>
oder gegen andere ein Genu&#x0364;ge lei&#x017F;ten<lb/>
ko&#x0364;nnen,</hi> wenn na&#x0364;mlich aus dem einge&#x017F;etzten<lb/>
Gelde eine Lotterie gemacht wird, <hi rendition="#fr">und als-<lb/>
dann geho&#x0364;ret ein Theil des Gewinns<lb/>
zu Erreichung des Zwecks, in welchen<lb/>
die Contrahirenden einwilligen;</hi> weil<lb/>
durch beyder&#x017F;eitige Einwilligung die Contracte<lb/>
errichtet werden (§. 668.). <hi rendition="#fr">Wenn aber ei-<lb/>
ne Lotterie zu dem Ende errichtet<lb/>
wird, daß eine gekaufte Sache durchs<lb/>
Loos einem zugeeignet werden &#x017F;oll;<lb/>
&#x017F;o darf kein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Preiß fu&#x0364;r die Sa-<lb/>
che gefordert werden, als was andere<lb/>
Ka&#x0364;ufer zu geben pflegen, jedoch daß<lb/>
man auch auf die Unko&#x017F;ten &#x017F;iehet, wel-<lb/>
che der Verka&#x0364;ufer die&#x017F;e&#x017F;wegen an-<lb/>
wenden muß;</hi> weil kein Grund vorhan-<lb/>
den, warum die Sache ho&#x0364;he verkauft wer-<lb/>
den &#x017F;ollte.</p><lb/>
              <note place="left">Vom<lb/>
Glu&#x0364;cks-topfe.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 674.</head><lb/>
              <p>Von der Lotterie i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">Glu&#x0364;ckstopf</hi> we-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nig</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[456/0492] II. Theil 13. Hauptſtuͤck. luſtig ſeyn ſoll. Da die Lotterie ein Gluͤcks- contract iſt; ſo iſt dieſelbe in ſo weit er- laubt, als Gluͤckscontracte erlaubet ſind. Weil uns aber das Geſetze der Na- tur ein Recht dazu giebt, ohne welches wir den Pflichten gegen GOtt und gegen andere kein Genuͤge leiſten koͤnnen (§. 46.); ſo iſt die Lotterie in dem Falle nach dem in- neren Rechte erlaubet, wenn der Con- tract zu dem Ende gemacht wird, da- mit wir einer Pflicht gegen GOtt, oder gegen andere ein Genuͤge leiſten koͤnnen, wenn naͤmlich aus dem eingeſetzten Gelde eine Lotterie gemacht wird, und als- dann gehoͤret ein Theil des Gewinns zu Erreichung des Zwecks, in welchen die Contrahirenden einwilligen; weil durch beyderſeitige Einwilligung die Contracte errichtet werden (§. 668.). Wenn aber ei- ne Lotterie zu dem Ende errichtet wird, daß eine gekaufte Sache durchs Loos einem zugeeignet werden ſoll; ſo darf kein groͤſſerer Preiß fuͤr die Sa- che gefordert werden, als was andere Kaͤufer zu geben pflegen, jedoch daß man auch auf die Unkoſten ſiehet, wel- che der Verkaͤufer dieſeſwegen an- wenden muß; weil kein Grund vorhan- den, warum die Sache hoͤhe verkauft wer- den ſollte. §. 674. Von der Lotterie iſt der Gluͤckstopf we- nig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/492
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/492>, abgerufen am 25.11.2024.