verheelen, daß man es weiß (§. 286.). Weil ein jeder mit seinem Recht anfangen kann, was er will (§. 195.), und einem jeden auch der Mißbrauch desselben zu erlauben ist, so lange er nichts thut, was dem Recht des an- dern zuwider ist (§. 202.); so bestehen die Wetten nach dem äusseren Rechte. Weil aber niemand durch eine einem andern zugehörige Sache reicher werden soll (§. 271.); so sind die Wetten, indem sie nicht an- ders als um des Gewinns willen geschehen, folglich sich durch eine Sache oder das Geld eines andern zu bereichern, nach dem in- nern Rechte, das nämlich im Gewissen gilt, unerlaubt.
§. 677.
Was im Ernst geschiehet(serium),Von dem Schertze und dem Spielen. nennt man das, welches zu sagen, oder zu thun wir hinlänglichen Grund haben. Wor- te, die nicht im Ernst gesprochen sind, und Thaten, die denselben gleichgültig sind, durch welche nämlich eben das, was mit den Wor- ten angedeutet wird, angezeigt wird, heissen Schertz(jocus); die übrigen Thaten aber, die nicht im Ernst geschehen, Spiel(ludus). Der Schertz und das Spiel geschehen also nur vor die lange Weile, oder die Zeit zu vertreiben. Da man nichts un- bedachtsam reden, oder thun soll (§. 360.); so ist der unbedachtsame Schertz und das unbedachtsame Spiel unerlaubt: was aber andere zu unterrichten oder zu
ver-
Von den Gluͤckscontracten.
verheelen, daß man es weiß (§. 286.). Weil ein jeder mit ſeinem Recht anfangen kann, was er will (§. 195.), und einem jeden auch der Mißbrauch deſſelben zu erlauben iſt, ſo lange er nichts thut, was dem Recht des an- dern zuwider iſt (§. 202.); ſo beſtehen die Wetten nach dem aͤuſſeren Rechte. Weil aber niemand durch eine einem andern zugehoͤrige Sache reicher werden ſoll (§. 271.); ſo ſind die Wetten, indem ſie nicht an- ders als um des Gewinns willen geſchehen, folglich ſich durch eine Sache oder das Geld eines andern zu bereichern, nach dem in- nern Rechte, das naͤmlich im Gewiſſen gilt, unerlaubt.
§. 677.
Was im Ernſt geſchiehet(ſerium),Von dem Schertze und dem Spielen. nennt man das, welches zu ſagen, oder zu thun wir hinlaͤnglichen Grund haben. Wor- te, die nicht im Ernſt geſprochen ſind, und Thaten, die denſelben gleichguͤltig ſind, durch welche naͤmlich eben das, was mit den Wor- ten angedeutet wird, angezeigt wird, heiſſen Schertz(jocus); die uͤbrigen Thaten aber, die nicht im Ernſt geſchehen, Spiel(ludus). Der Schertz und das Spiel geſchehen alſo nur vor die lange Weile, oder die Zeit zu vertreiben. Da man nichts un- bedachtſam reden, oder thun ſoll (§. 360.); ſo iſt der unbedachtſame Schertz und das unbedachtſame Spiel unerlaubt: was aber andere zu unterrichten oder zu
ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0495"n="459"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den Gluͤckscontracten.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">verheelen, daß man es weiß</hi> (§. 286.).<lb/>
Weil ein jeder mit ſeinem Recht anfangen kann,<lb/>
was er will (§. 195.), und einem jeden auch<lb/>
der Mißbrauch deſſelben zu erlauben iſt, ſo<lb/>
lange er nichts thut, was dem Recht des an-<lb/>
dern zuwider iſt (§. 202.); <hirendition="#fr">ſo beſtehen die<lb/>
Wetten nach dem aͤuſſeren Rechte.</hi><lb/>
Weil aber niemand durch eine einem andern<lb/>
zugehoͤrige Sache reicher werden ſoll (§. 271.);<lb/><hirendition="#fr">ſo ſind die Wetten,</hi> indem ſie nicht an-<lb/>
ders als um des Gewinns willen geſchehen,<lb/>
folglich ſich durch eine Sache oder das Geld<lb/>
eines andern zu bereichern, <hirendition="#fr">nach dem in-<lb/>
nern Rechte,</hi> das naͤmlich im Gewiſſen gilt,<lb/><hirendition="#fr">unerlaubt.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 677.</head><lb/><p>Was <hirendition="#fr">im Ernſt geſchiehet</hi><hirendition="#aq">(ſerium),</hi><noteplace="right">Von dem<lb/>
Schertze<lb/>
und dem<lb/>
Spielen.</note><lb/>
nennt man das, welches zu ſagen, oder zu<lb/>
thun wir hinlaͤnglichen Grund haben. Wor-<lb/>
te, die nicht im Ernſt geſprochen ſind, und<lb/>
Thaten, die denſelben gleichguͤltig ſind, durch<lb/>
welche naͤmlich eben das, was mit den Wor-<lb/>
ten angedeutet wird, angezeigt wird, heiſſen<lb/><hirendition="#fr">Schertz</hi><hirendition="#aq">(jocus);</hi> die uͤbrigen Thaten aber,<lb/>
die nicht im Ernſt geſchehen, <hirendition="#fr">Spiel</hi><hirendition="#aq">(ludus).</hi><lb/><hirendition="#fr">Der Schertz und das Spiel geſchehen</hi><lb/>
alſo <hirendition="#fr">nur vor die lange Weile, oder die<lb/>
Zeit zu vertreiben.</hi> Da man nichts un-<lb/>
bedachtſam reden, oder thun ſoll (§. 360.); ſo<lb/>
iſt <hirendition="#fr">der unbedachtſame Schertz und das<lb/>
unbedachtſame Spiel unerlaubt: was</hi><lb/>
aber <hirendition="#fr">andere zu unterrichten oder zu</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">ver-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[459/0495]
Von den Gluͤckscontracten.
verheelen, daß man es weiß (§. 286.).
Weil ein jeder mit ſeinem Recht anfangen kann,
was er will (§. 195.), und einem jeden auch
der Mißbrauch deſſelben zu erlauben iſt, ſo
lange er nichts thut, was dem Recht des an-
dern zuwider iſt (§. 202.); ſo beſtehen die
Wetten nach dem aͤuſſeren Rechte.
Weil aber niemand durch eine einem andern
zugehoͤrige Sache reicher werden ſoll (§. 271.);
ſo ſind die Wetten, indem ſie nicht an-
ders als um des Gewinns willen geſchehen,
folglich ſich durch eine Sache oder das Geld
eines andern zu bereichern, nach dem in-
nern Rechte, das naͤmlich im Gewiſſen gilt,
unerlaubt.
§. 677.
Was im Ernſt geſchiehet (ſerium),
nennt man das, welches zu ſagen, oder zu
thun wir hinlaͤnglichen Grund haben. Wor-
te, die nicht im Ernſt geſprochen ſind, und
Thaten, die denſelben gleichguͤltig ſind, durch
welche naͤmlich eben das, was mit den Wor-
ten angedeutet wird, angezeigt wird, heiſſen
Schertz (jocus); die uͤbrigen Thaten aber,
die nicht im Ernſt geſchehen, Spiel (ludus).
Der Schertz und das Spiel geſchehen
alſo nur vor die lange Weile, oder die
Zeit zu vertreiben. Da man nichts un-
bedachtſam reden, oder thun ſoll (§. 360.); ſo
iſt der unbedachtſame Schertz und das
unbedachtſame Spiel unerlaubt: was
aber andere zu unterrichten oder zu
ver-
Von dem
Schertze
und dem
Spielen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/495>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.