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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Theil 13. Hauptstück.
§. 675.
Von dem
Preiße,
der de-
nen, wel-
che strei-
ten, aus-
gesetzt
worden.

Mit den Glückscontracten ist derjenige ver-
wandt, durch welchen ein Preiß mit der Be-
dingung ausgesetzt wird, daß einige um den-
selben auf gewisse Weise mit einander streiten,
und der den Preiß haben soll, welcher über-
winden wird. Wer einen Preiß aussetzt,
der contrahiret mit einem jeden unter
dieser Bedingung, wenn sie sich in den
Streit einlassen und überwinden wer-
den;
folglich ist er verbunden dem Sie-
ger den Preiß zu geben: Wer
aber mit
ihm contrahiret, der ist nicht verbun-
den sich in den Streit einzulassen, son-
dern erhält nur das Recht sich einzu-
lassen
(§. 318.). Und weil zwey Ueberwin-
der eine Person vorstellen; so ist der Preiß,
weil er nur einmahl versprochen worden, ih-
nen gemein.
Man sagt aber, der über-
winde,
welcher die Bedingung, unter wel-
cher der Preiß versprochen worden, erfüllt.

§. 676.
Vom
Wetten.

Das Wetten (sponsio) ist ein Glückscon-
tract, in welchem über einem ungewissen Zu-
falle verabredet wird, daß demjenigen, wel-
cher die Würcklichkeit bejahet, von dem andern,
der sie leugnet, etwas gewisses gegeben werden
soll, oder dem, welcher die Wahrheit gesagt.
Daher erhellet, daß die Wette nicht gilt,
wenn der andere gantz gewiß weiß, was
geschehen ist;
ja daß es nicht erlaubt
sey, vorsätzlich zu verschweigen oder zu

verhee-
II. Theil 13. Hauptſtuͤck.
§. 675.
Von dem
Preiße,
der de-
nen, wel-
che ſtrei-
ten, aus-
geſetzt
worden.

Mit den Gluͤckscontracten iſt derjenige ver-
wandt, durch welchen ein Preiß mit der Be-
dingung ausgeſetzt wird, daß einige um den-
ſelben auf gewiſſe Weiſe mit einander ſtreiten,
und der den Preiß haben ſoll, welcher uͤber-
winden wird. Wer einen Preiß ausſetzt,
der contrahiret mit einem jeden unter
dieſer Bedingung, wenn ſie ſich in den
Streit einlaſſen und uͤberwinden wer-
den;
folglich iſt er verbunden dem Sie-
ger den Preiß zu geben: Wer
aber mit
ihm contrahiret, der iſt nicht verbun-
den ſich in den Streit einzulaſſen, ſon-
dern erhaͤlt nur das Recht ſich einzu-
laſſen
(§. 318.). Und weil zwey Ueberwin-
der eine Perſon vorſtellen; ſo iſt der Preiß,
weil er nur einmahl verſprochen worden, ih-
nen gemein.
Man ſagt aber, der uͤber-
winde,
welcher die Bedingung, unter wel-
cher der Preiß verſprochen worden, erfuͤllt.

§. 676.
Vom
Wetten.

Das Wetten (ſponſio) iſt ein Gluͤckscon-
tract, in welchem uͤber einem ungewiſſen Zu-
falle verabredet wird, daß demjenigen, wel-
cher die Wuͤrcklichkeit bejahet, von dem andern,
der ſie leugnet, etwas gewiſſes gegeben werden
ſoll, oder dem, welcher die Wahrheit geſagt.
Daher erhellet, daß die Wette nicht gilt,
wenn der andere gantz gewiß weiß, was
geſchehen iſt;
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ſey, vorſaͤtzlich zu verſchweigen oder zu

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[458/0494] II. Theil 13. Hauptſtuͤck. §. 675. Mit den Gluͤckscontracten iſt derjenige ver- wandt, durch welchen ein Preiß mit der Be- dingung ausgeſetzt wird, daß einige um den- ſelben auf gewiſſe Weiſe mit einander ſtreiten, und der den Preiß haben ſoll, welcher uͤber- winden wird. Wer einen Preiß ausſetzt, der contrahiret mit einem jeden unter dieſer Bedingung, wenn ſie ſich in den Streit einlaſſen und uͤberwinden wer- den; folglich iſt er verbunden dem Sie- ger den Preiß zu geben: Wer aber mit ihm contrahiret, der iſt nicht verbun- den ſich in den Streit einzulaſſen, ſon- dern erhaͤlt nur das Recht ſich einzu- laſſen (§. 318.). Und weil zwey Ueberwin- der eine Perſon vorſtellen; ſo iſt der Preiß, weil er nur einmahl verſprochen worden, ih- nen gemein. Man ſagt aber, der uͤber- winde, welcher die Bedingung, unter wel- cher der Preiß verſprochen worden, erfuͤllt. §. 676. Das Wetten (ſponſio) iſt ein Gluͤckscon- tract, in welchem uͤber einem ungewiſſen Zu- falle verabredet wird, daß demjenigen, wel- cher die Wuͤrcklichkeit bejahet, von dem andern, der ſie leugnet, etwas gewiſſes gegeben werden ſoll, oder dem, welcher die Wahrheit geſagt. Daher erhellet, daß die Wette nicht gilt, wenn der andere gantz gewiß weiß, was geſchehen iſt; ja daß es nicht erlaubt ſey, vorſaͤtzlich zu verſchweigen oder zu verhee-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/494>, abgerufen am 22.11.2024.