Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Ehe.
§. 868.

Die Beschwerden des EhestandsVon
den Be-
schwer-
den des
Ehestan-
des.

(onera matrimonii) nennt man alle Unkosten,
die des Ehestands wegen; folglich der gemein-
schaftlichen Haushaltung und Auferziehung
der Kinder wegen aufgewandt werden müssen
(§. 866.). Da hierzu ein jeder Ehegatte sei-
nen Antheil, so viel es die Umstände erlauben,
beytragen soll (§. cit.); so müssen die Ehe-
leute nach der Beschaffenheit ihres
Vermögens die Beschwerden des Ehe-
standes tragen.

§. 869.

Da die Eheleute bey einander wohnen, undVon Lei-
stung der
Liebes-
dienste
und der
beyder-
seitigen
Hülfe.

nicht allein ihre Leiber zu Erzeugung der Kin-
der, sondern auch den Gebrauch ihrer Sachen
mit einander gemeinschaftlich haben (858.
866.), und also genauer mit einander als
mit einer andern Person verbunden sind; so
verstehet es sich, daß sie sich einander
alle Liebesdienste zu leisten gegen einan-
der verbindlich gemacht haben; in wel-
chen
also, da zu der natürlichen Verbind-
lichkeit noch diese von neuem hinzukommt,
ein Ehegatte den andern einem dritten
in sich ereignendem Falle, wo man
nicht beyden dienen kann, vorziehen
muß, und ohne Unrecht der Liebes-
dienst nicht unterlassen werden kann

(§. 87.); als den ein Ehegatte dem andern
vollkommen schuldig ist (§. 667.). Und in Leistung
dieser Pflichten, nebst demjenigen, was sonst

des
Von der Ehe.
§. 868.

Die Beſchwerden des EheſtandsVon
den Be-
ſchwer-
den des
Eheſtan-
des.

(onera matrimonii) nennt man alle Unkoſten,
die des Eheſtands wegen; folglich der gemein-
ſchaftlichen Haushaltung und Auferziehung
der Kinder wegen aufgewandt werden muͤſſen
(§. 866.). Da hierzu ein jeder Ehegatte ſei-
nen Antheil, ſo viel es die Umſtaͤnde erlauben,
beytragen ſoll (§. cit.); ſo muͤſſen die Ehe-
leute nach der Beſchaffenheit ihres
Vermoͤgens die Beſchwerden des Ehe-
ſtandes tragen.

§. 869.

Da die Eheleute bey einander wohnen, undVon Lei-
ſtung der
Liebes-
dienſte
und der
beyder-
ſeitigen
Huͤlfe.

nicht allein ihre Leiber zu Erzeugung der Kin-
der, ſondern auch den Gebrauch ihrer Sachen
mit einander gemeinſchaftlich haben (858.
866.), und alſo genauer mit einander als
mit einer andern Perſon verbunden ſind; ſo
verſtehet es ſich, daß ſie ſich einander
alle Liebesdienſte zu leiſten gegen einan-
der verbindlich gemacht haben; in wel-
chen
alſo, da zu der natuͤrlichen Verbind-
lichkeit noch dieſe von neuem hinzukommt,
ein Ehegatte den andern einem dritten
in ſich ereignendem Falle, wo man
nicht beyden dienen kann, vorziehen
muß, und ohne Unrecht der Liebes-
dienſt nicht unterlaſſen werden kann

(§. 87.); als den ein Ehegatte dem andern
vollkommen ſchuldig iſt (§. 667.). Und in Leiſtung
dieſer Pflichten, nebſt demjenigen, was ſonſt

des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0673" n="637"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Ehe.</hi> </fw><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 868.</head><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#fr">Be&#x017F;chwerden des Ehe&#x017F;tands</hi><note place="right">Von<lb/>
den Be-<lb/>
&#x017F;chwer-<lb/>
den des<lb/>
Ehe&#x017F;tan-<lb/>
des.</note><lb/><hi rendition="#aq">(onera matrimonii)</hi> nennt man alle Unko&#x017F;ten,<lb/>
die des Ehe&#x017F;tands wegen; folglich der gemein-<lb/>
&#x017F;chaftlichen Haushaltung und Auferziehung<lb/>
der Kinder wegen aufgewandt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
(§. 866.). Da hierzu ein jeder Ehegatte &#x017F;ei-<lb/>
nen Antheil, &#x017F;o viel es die Um&#x017F;ta&#x0364;nde erlauben,<lb/>
beytragen &#x017F;oll (§. <hi rendition="#aq">cit.</hi>); <hi rendition="#fr">&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Ehe-<lb/>
leute nach der Be&#x017F;chaffenheit ihres<lb/>
Vermo&#x0364;gens die Be&#x017F;chwerden des Ehe-<lb/>
&#x017F;tandes tragen.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 869.</head><lb/>
                <p>Da die Eheleute bey einander wohnen, und<note place="right">Von Lei-<lb/>
&#x017F;tung der<lb/>
Liebes-<lb/>
dien&#x017F;te<lb/>
und der<lb/>
beyder-<lb/>
&#x017F;eitigen<lb/>
Hu&#x0364;lfe.</note><lb/>
nicht allein ihre Leiber zu Erzeugung der Kin-<lb/>
der, &#x017F;ondern auch den Gebrauch ihrer Sachen<lb/>
mit einander gemein&#x017F;chaftlich haben (858.<lb/>
866.), und al&#x017F;o genauer mit einander als<lb/>
mit einer andern Per&#x017F;on verbunden &#x017F;ind; <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
ver&#x017F;tehet es &#x017F;ich, daß &#x017F;ie &#x017F;ich einander<lb/>
alle Liebesdien&#x017F;te zu lei&#x017F;ten gegen einan-<lb/>
der verbindlich gemacht haben; in wel-<lb/>
chen</hi> al&#x017F;o, da zu der natu&#x0364;rlichen Verbind-<lb/>
lichkeit noch die&#x017F;e von neuem hinzukommt,<lb/><hi rendition="#fr">ein Ehegatte den andern einem dritten<lb/>
in &#x017F;ich ereignendem Falle, wo man<lb/>
nicht beyden dienen kann, vorziehen<lb/>
muß, und ohne Unrecht der Liebes-<lb/>
dien&#x017F;t nicht unterla&#x017F;&#x017F;en werden kann</hi><lb/>
(§. 87.); als den ein Ehegatte dem andern<lb/>
vollkommen &#x017F;chuldig i&#x017F;t (§. 667.). Und in Lei&#x017F;tung<lb/>
die&#x017F;er Pflichten, neb&#x017F;t demjenigen, was &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[637/0673] Von der Ehe. §. 868. Die Beſchwerden des Eheſtands (onera matrimonii) nennt man alle Unkoſten, die des Eheſtands wegen; folglich der gemein- ſchaftlichen Haushaltung und Auferziehung der Kinder wegen aufgewandt werden muͤſſen (§. 866.). Da hierzu ein jeder Ehegatte ſei- nen Antheil, ſo viel es die Umſtaͤnde erlauben, beytragen ſoll (§. cit.); ſo muͤſſen die Ehe- leute nach der Beſchaffenheit ihres Vermoͤgens die Beſchwerden des Ehe- ſtandes tragen. Von den Be- ſchwer- den des Eheſtan- des. §. 869. Da die Eheleute bey einander wohnen, und nicht allein ihre Leiber zu Erzeugung der Kin- der, ſondern auch den Gebrauch ihrer Sachen mit einander gemeinſchaftlich haben (858. 866.), und alſo genauer mit einander als mit einer andern Perſon verbunden ſind; ſo verſtehet es ſich, daß ſie ſich einander alle Liebesdienſte zu leiſten gegen einan- der verbindlich gemacht haben; in wel- chen alſo, da zu der natuͤrlichen Verbind- lichkeit noch dieſe von neuem hinzukommt, ein Ehegatte den andern einem dritten in ſich ereignendem Falle, wo man nicht beyden dienen kann, vorziehen muß, und ohne Unrecht der Liebes- dienſt nicht unterlaſſen werden kann (§. 87.); als den ein Ehegatte dem andern vollkommen ſchuldig iſt (§. 667.). Und in Leiſtung dieſer Pflichten, nebſt demjenigen, was ſonſt des Von Lei- ſtung der Liebes- dienſte und der beyder- ſeitigen Huͤlfe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/673
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/673>, abgerufen am 22.11.2024.