so kommt es so wohl dem Vater, als der Mutter gemeinschaftlich zu (§, cit.). Es wird aber gewöhnlicher Weise die väter- liche Gewalt(patria potestas) genannt, und durch Jrrthum weit über seine Gräntzen er- streckt.
§. 889.
Die Kinder sind also den Eltern un-Von dem Gehor- sam der Kinder, und dem Rechte sie zu ver- binden und zu strafen. terthänig und ihnen zu gehorchen schuldig (§. 835.). Da die Herrschaft, die den Eltern zukommt (§. 888.), das Recht sie zu verbinden in sich begreift (§. 833.)); so haben die Eltern das Recht die Kin- der zum Gehorsam zu verbinden; und folglich wegen ihres Ungehorsams sie zu bestrafen (§. 35.), welche Strafen der Eltern man väterliche Züchtigungen (castigationes paternae) nennet; weil sie auf ihre Verbesserung gehen (§. 93.), und inner- halb den Schrancken der Pflichten, die sie den Kindern schuldig sind, verbleiben sollen. Wenn aber die Eltern etwas befehlen, was dem Gesetze der Natur zuwider ist; so sind die Kinder nicht schuldig zu gehorchen (§. 38.).
§. 890.
Da die Eltern die Kinder geschickt ma-Von An- weisung der Kin- der zur Tugend, von der Abwen- chen sollen ihre Handlungen nach dem Gesetze der Natur einzurichten (§. 855.); so müssen sie selbige zu den Pflichten gegen sich selbst, gegen andere und gegen GOtt gewöhnen (§. 57.); und folglich, da die
Fer-
S s 5
Von der vaͤterlichen Geſellſchaft.
ſo kommt es ſo wohl dem Vater, als der Mutter gemeinſchaftlich zu (§, cit.). Es wird aber gewoͤhnlicher Weiſe die vaͤter- liche Gewalt(patria poteſtas) genannt, und durch Jrrthum weit uͤber ſeine Graͤntzen er- ſtreckt.
§. 889.
Die Kinder ſind alſo den Eltern un-Von dem Gehor- ſam der Kinder, und dem Rechte ſie zu ver- binden und zu ſtrafen. terthaͤnig und ihnen zu gehorchen ſchuldig (§. 835.). Da die Herrſchaft, die den Eltern zukommt (§. 888.), das Recht ſie zu verbinden in ſich begreift (§. 833.)); ſo haben die Eltern das Recht die Kin- der zum Gehorſam zu verbinden; und folglich wegen ihres Ungehorſams ſie zu beſtrafen (§. 35.), welche Strafen der Eltern man vaͤterliche Zuͤchtigungen (caſtigationes paternæ) nennet; weil ſie auf ihre Verbeſſerung gehen (§. 93.), und inner- halb den Schrancken der Pflichten, die ſie den Kindern ſchuldig ſind, verbleiben ſollen. Wenn aber die Eltern etwas befehlen, was dem Geſetze der Natur zuwider iſt; ſo ſind die Kinder nicht ſchuldig zu gehorchen (§. 38.).
§. 890.
Da die Eltern die Kinder geſchickt ma-Von An- weiſung der Kin- der zur Tugend, von der Abwen- chen ſollen ihre Handlungen nach dem Geſetze der Natur einzurichten (§. 855.); ſo muͤſſen ſie ſelbige zu den Pflichten gegen ſich ſelbſt, gegen andere und gegen GOtt gewoͤhnen (§. 57.); und folglich, da die
Fer-
S s 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0685"n="649"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der vaͤterlichen Geſellſchaft.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">ſo kommt es ſo wohl dem Vater, als<lb/>
der Mutter gemeinſchaftlich zu</hi> (§, <hirendition="#aq">cit.</hi>).<lb/>
Es wird aber gewoͤhnlicher Weiſe die <hirendition="#fr">vaͤter-<lb/>
liche Gewalt</hi><hirendition="#aq">(patria poteſtas)</hi> genannt, und<lb/>
durch Jrrthum weit uͤber ſeine Graͤntzen er-<lb/>ſtreckt.</p></div><lb/><divn="5"><head>§. 889.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Die Kinder ſind</hi> alſo <hirendition="#fr">den Eltern un-</hi><noteplace="right">Von dem<lb/>
Gehor-<lb/>ſam der<lb/>
Kinder,<lb/>
und dem<lb/>
Rechte<lb/>ſie zu ver-<lb/>
binden<lb/>
und zu<lb/>ſtrafen.</note><lb/><hirendition="#fr">terthaͤnig und ihnen zu gehorchen<lb/>ſchuldig</hi> (§. 835.). Da die Herrſchaft, die<lb/>
den Eltern zukommt (§. 888.), das Recht ſie<lb/>
zu verbinden in ſich begreift (§. 833.)); <hirendition="#fr">ſo<lb/>
haben die Eltern das Recht die Kin-<lb/>
der zum Gehorſam zu verbinden; und</hi><lb/>
folglich <hirendition="#fr">wegen ihres Ungehorſams ſie<lb/>
zu beſtrafen</hi> (§. 35.), welche Strafen der<lb/>
Eltern man <hirendition="#fr">vaͤterliche Zuͤchtigungen</hi><lb/><hirendition="#aq">(caſtigationes paternæ)</hi> nennet; weil ſie auf<lb/>
ihre Verbeſſerung gehen (§. 93.), und inner-<lb/>
halb den Schrancken der Pflichten, die ſie den<lb/>
Kindern ſchuldig ſind, verbleiben ſollen.<lb/><hirendition="#fr">Wenn</hi> aber <hirendition="#fr">die Eltern etwas befehlen,<lb/>
was dem Geſetze der Natur zuwider<lb/>
iſt; ſo ſind die Kinder nicht ſchuldig<lb/>
zu gehorchen</hi> (§. 38.).</p></div><lb/><divn="5"><head>§. 890.</head><lb/><p>Da <hirendition="#fr">die Eltern die Kinder</hi> geſchickt ma-<noteplace="right">Von An-<lb/>
weiſung<lb/>
der Kin-<lb/>
der zur<lb/>
Tugend,<lb/>
von der<lb/>
Abwen-</note><lb/>
chen ſollen ihre Handlungen nach dem Geſetze<lb/>
der Natur einzurichten (§. 855.); <hirendition="#fr">ſo muͤſſen<lb/>ſie ſelbige zu den Pflichten gegen ſich<lb/>ſelbſt, gegen andere und gegen GOtt<lb/>
gewoͤhnen</hi> (§. 57.); und folglich, da die<lb/><fwplace="bottom"type="sig">S s 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Fer-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[649/0685]
Von der vaͤterlichen Geſellſchaft.
ſo kommt es ſo wohl dem Vater, als
der Mutter gemeinſchaftlich zu (§, cit.).
Es wird aber gewoͤhnlicher Weiſe die vaͤter-
liche Gewalt (patria poteſtas) genannt, und
durch Jrrthum weit uͤber ſeine Graͤntzen er-
ſtreckt.
§. 889.
Die Kinder ſind alſo den Eltern un-
terthaͤnig und ihnen zu gehorchen
ſchuldig (§. 835.). Da die Herrſchaft, die
den Eltern zukommt (§. 888.), das Recht ſie
zu verbinden in ſich begreift (§. 833.)); ſo
haben die Eltern das Recht die Kin-
der zum Gehorſam zu verbinden; und
folglich wegen ihres Ungehorſams ſie
zu beſtrafen (§. 35.), welche Strafen der
Eltern man vaͤterliche Zuͤchtigungen
(caſtigationes paternæ) nennet; weil ſie auf
ihre Verbeſſerung gehen (§. 93.), und inner-
halb den Schrancken der Pflichten, die ſie den
Kindern ſchuldig ſind, verbleiben ſollen.
Wenn aber die Eltern etwas befehlen,
was dem Geſetze der Natur zuwider
iſt; ſo ſind die Kinder nicht ſchuldig
zu gehorchen (§. 38.).
Von dem
Gehor-
ſam der
Kinder,
und dem
Rechte
ſie zu ver-
binden
und zu
ſtrafen.
§. 890.
Da die Eltern die Kinder geſchickt ma-
chen ſollen ihre Handlungen nach dem Geſetze
der Natur einzurichten (§. 855.); ſo muͤſſen
ſie ſelbige zu den Pflichten gegen ſich
ſelbſt, gegen andere und gegen GOtt
gewoͤhnen (§. 57.); und folglich, da die
Fer-
Von An-
weiſung
der Kin-
der zur
Tugend,
von der
Abwen-
S s 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/685>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.