dung der Laster.Fertigkeit seine Handlungen nach dem Gesetze der Natur einzurichten die Tugend ist, die entgegen gesetzte Fertigkeit aber die Laster sind; so müssen sie selbige zur Ausübung der Tugend anführen, von den Lastern aber abhalten. Derowegen da die Exempel der Eltern einen grossen Eindruck, sonderlich in die zarten Gemüther der Kinder machen; so müssen sie ihnen gute, nicht böse Exem- pel geben.
§. 891.
Von der Lebens- art, wel- cher die Kinder zu wied- men.
Gleichergestalt weil die Eltern die Kinder geschickt machen sollen um sich selbst zu versor- gen (§. 855.); so müssen sie selbige einer gewissen Lebensart, wozu sie geschickt sind, wiedmen, und alle Mühe an- wenden, das zu erlernen, was diese Le- bensart erfordert.
§. 892.
Von der Beförde- rung des Glücks der Kin- der.
Aus eben demselben Grunde müssen sie sich auch so viel möglich angelegen seyn lassen, ihre Kinder glücklich zu ma- chen, und in den Stand setzen glück- lich zu werden.
§. 893.
Von der Liebe sei- ner Kin- der.
Da die Eltern durch eine besondere Ver- bindlichkeit ihre Kinder und ihren Zustand voll- kommner zu machen gehalten sind (§. 855.), und den Menschen so wohl als den Thieren eine natürliche Liebe zu ihren Kindern einge- pflantzt ist; so müssen die Eltern ihre Kinder nicht allein wie andere Men-
schen
III.Theil 1. Abth. 4. Hauptſtuͤck.
dung der Laſter.Fertigkeit ſeine Handlungen nach dem Geſetze der Natur einzurichten die Tugend iſt, die entgegen geſetzte Fertigkeit aber die Laſter ſind; ſo muͤſſen ſie ſelbige zur Ausuͤbung der Tugend anfuͤhren, von den Laſtern aber abhalten. Derowegen da die Exempel der Eltern einen groſſen Eindruck, ſonderlich in die zarten Gemuͤther der Kinder machen; ſo muͤſſen ſie ihnen gute, nicht boͤſe Exem- pel geben.
§. 891.
Von der Lebens- art, wel- cher die Kinder zu wied- men.
Gleichergeſtalt weil die Eltern die Kinder geſchickt machen ſollen um ſich ſelbſt zu verſor- gen (§. 855.); ſo muͤſſen ſie ſelbige einer gewiſſen Lebensart, wozu ſie geſchickt ſind, wiedmen, und alle Muͤhe an- wenden, das zu erlernen, was dieſe Le- bensart erfordert.
§. 892.
Von der Befoͤrde- rung des Gluͤcks der Kin- der.
Aus eben demſelben Grunde muͤſſen ſie ſich auch ſo viel moͤglich angelegen ſeyn laſſen, ihre Kinder gluͤcklich zu ma- chen, und in den Stand ſetzen gluͤck- lich zu werden.
§. 893.
Von der Liebe ſei- ner Kin- der.
Da die Eltern durch eine beſondere Ver- bindlichkeit ihre Kinder und ihren Zuſtand voll- kommner zu machen gehalten ſind (§. 855.), und den Menſchen ſo wohl als den Thieren eine natuͤrliche Liebe zu ihren Kindern einge- pflantzt iſt; ſo muͤſſen die Eltern ihre Kinder nicht allein wie andere Men-
ſchen
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III. Theil 1. Abth. 4. Hauptſtuͤck.
Fertigkeit ſeine Handlungen nach dem Geſetze
der Natur einzurichten die Tugend iſt, die
entgegen geſetzte Fertigkeit aber die Laſter ſind;
ſo muͤſſen ſie ſelbige zur Ausuͤbung der
Tugend anfuͤhren, von den Laſtern aber
abhalten. Derowegen da die Exempel der
Eltern einen groſſen Eindruck, ſonderlich in
die zarten Gemuͤther der Kinder machen; ſo
muͤſſen ſie ihnen gute, nicht boͤſe Exem-
pel geben.
dung der
Laſter.
§. 891.
Gleichergeſtalt weil die Eltern die Kinder
geſchickt machen ſollen um ſich ſelbſt zu verſor-
gen (§. 855.); ſo muͤſſen ſie ſelbige einer
gewiſſen Lebensart, wozu ſie geſchickt
ſind, wiedmen, und alle Muͤhe an-
wenden, das zu erlernen, was dieſe Le-
bensart erfordert.
§. 892.
Aus eben demſelben Grunde muͤſſen ſie
ſich auch ſo viel moͤglich angelegen ſeyn
laſſen, ihre Kinder gluͤcklich zu ma-
chen, und in den Stand ſetzen gluͤck-
lich zu werden.
§. 893.
Da die Eltern durch eine beſondere Ver-
bindlichkeit ihre Kinder und ihren Zuſtand voll-
kommner zu machen gehalten ſind (§. 855.),
und den Menſchen ſo wohl als den Thieren
eine natuͤrliche Liebe zu ihren Kindern einge-
pflantzt iſt; ſo muͤſſen die Eltern ihre
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/686>, abgerufen am 22.11.2024.
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