Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der väterlichen Gesellschaft.
waltung des Vermögens (administrato-
res);
und noch andere als blosse Aufseher
(inspectores). Die ersten beyde werden in
Ansehung des dritten mit einem gemeinschaft-
lichen Nahmen Untervormünder (tutores
inferiores),
der dritte aber Obervormund
(tutor superior, seu honorarius) genannt;
und wenn mehr als ein Vormund ist,
so kommt es auf den Willen der El-
tern, oder derer, die sie setzen, an, ob
sie die Vormundschaft unter dieselben
theilen, oder ihnen zusammen unzer-
theilt auftragen wollen.

§. 901.

Weil die Vormünder die Wäisen zur Tu-Von der
Untüch-
tigkeit
der Vor-
münder.

gend anführen und von Lastern abhalten sol-
len (§. 890. 899.); so sind zur Vormund-
schaft ungeschickt, die selbst den La-
stern ergeben sind; oder Alters, oder
einer Schwachheit der Seele, oder des
Leibes wegen selbst einen Vormund,
oder Curater nöthig haben.
Und da
niemand dazu verbunden werden kann, was
nicht in seiner Gewalt steht (§. 60.), oder
auch was er nicht anders als mit Verabsäu-
mung einer Pflicht gegen sich selbst leisten
kann (§. 133.); so werden die Vormund-
schaft zu übernehmen entschuldiget,
welche der Schwächlichkeit des Kör-
pers wegen, oder wegen allzuhohen
Alters, oder wegen vieler Geschäffte

die

Von der vaͤterlichen Geſellſchaft.
waltung des Vermoͤgens (adminiſtrato-
res);
und noch andere als bloſſe Aufſeher
(inſpectores). Die erſten beyde werden in
Anſehung des dritten mit einem gemeinſchaft-
lichen Nahmen Untervormuͤnder (tutores
inferiores),
der dritte aber Obervormund
(tutor ſuperior, ſeu honorarius) genannt;
und wenn mehr als ein Vormund iſt,
ſo kommt es auf den Willen der El-
tern, oder derer, die ſie ſetzen, an, ob
ſie die Vormundſchaft unter dieſelben
theilen, oder ihnen zuſammen unzer-
theilt auftragen wollen.

§. 901.

Weil die Vormuͤnder die Waͤiſen zur Tu-Von der
Untuͤch-
tigkeit
der Vor-
muͤnder.

gend anfuͤhren und von Laſtern abhalten ſol-
len (§. 890. 899.); ſo ſind zur Vormund-
ſchaft ungeſchickt, die ſelbſt den La-
ſtern ergeben ſind; oder Alters, oder
einer Schwachheit der Seele, oder des
Leibes wegen ſelbſt einen Vormund,
oder Curater noͤthig haben.
Und da
niemand dazu verbunden werden kann, was
nicht in ſeiner Gewalt ſteht (§. 60.), oder
auch was er nicht anders als mit Verabſaͤu-
mung einer Pflicht gegen ſich ſelbſt leiſten
kann (§. 133.); ſo werden die Vormund-
ſchaft zu uͤbernehmen entſchuldiget,
welche der Schwaͤchlichkeit des Koͤr-
pers wegen, oder wegen allzuhohen
Alters, oder wegen vieler Geſchaͤffte

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0691" n="655"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der va&#x0364;terlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">waltung des Vermo&#x0364;gens</hi><hi rendition="#aq">(admini&#x017F;trato-<lb/>
res);</hi> und noch andere als <hi rendition="#fr">blo&#x017F;&#x017F;e Auf&#x017F;eher</hi><lb/><hi rendition="#aq">(in&#x017F;pectores).</hi> Die er&#x017F;ten beyde werden in<lb/>
An&#x017F;ehung des dritten mit einem gemein&#x017F;chaft-<lb/>
lichen Nahmen <hi rendition="#fr">Untervormu&#x0364;nder</hi> <hi rendition="#aq">(tutores<lb/>
inferiores),</hi> der dritte aber <hi rendition="#fr">Obervormund</hi><lb/><hi rendition="#aq">(tutor &#x017F;uperior, &#x017F;eu honorarius)</hi> genannt;<lb/>
und <hi rendition="#fr">wenn mehr als ein Vormund i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o kommt es auf den Willen der El-<lb/>
tern, oder derer, die &#x017F;ie &#x017F;etzen, an, ob<lb/>
&#x017F;ie die Vormund&#x017F;chaft unter die&#x017F;elben<lb/>
theilen, oder ihnen zu&#x017F;ammen unzer-<lb/>
theilt auftragen wollen.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 901.</head><lb/>
                <p>Weil die Vormu&#x0364;nder die Wa&#x0364;i&#x017F;en zur Tu-<note place="right">Von der<lb/>
Untu&#x0364;ch-<lb/>
tigkeit<lb/>
der Vor-<lb/>
mu&#x0364;nder.</note><lb/>
gend anfu&#x0364;hren und von La&#x017F;tern abhalten &#x017F;ol-<lb/>
len (§. 890. 899.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o &#x017F;ind zur Vormund-<lb/>
&#x017F;chaft unge&#x017F;chickt, die &#x017F;elb&#x017F;t den La-<lb/>
&#x017F;tern ergeben &#x017F;ind; oder Alters, oder<lb/>
einer Schwachheit der Seele, oder des<lb/>
Leibes wegen &#x017F;elb&#x017F;t einen Vormund,<lb/>
oder Curater no&#x0364;thig haben.</hi> Und da<lb/>
niemand dazu verbunden werden kann, was<lb/>
nicht in &#x017F;einer Gewalt &#x017F;teht (§. 60.), oder<lb/>
auch was er nicht anders als mit Verab&#x017F;a&#x0364;u-<lb/>
mung einer Pflicht gegen &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t lei&#x017F;ten<lb/>
kann (§. 133.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o werden die Vormund-<lb/>
&#x017F;chaft zu u&#x0364;bernehmen ent&#x017F;chuldiget,<lb/>
welche der Schwa&#x0364;chlichkeit des Ko&#x0364;r-<lb/>
pers wegen, oder wegen allzuhohen<lb/>
Alters, oder wegen vieler Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">die</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[655/0691] Von der vaͤterlichen Geſellſchaft. waltung des Vermoͤgens (adminiſtrato- res); und noch andere als bloſſe Aufſeher (inſpectores). Die erſten beyde werden in Anſehung des dritten mit einem gemeinſchaft- lichen Nahmen Untervormuͤnder (tutores inferiores), der dritte aber Obervormund (tutor ſuperior, ſeu honorarius) genannt; und wenn mehr als ein Vormund iſt, ſo kommt es auf den Willen der El- tern, oder derer, die ſie ſetzen, an, ob ſie die Vormundſchaft unter dieſelben theilen, oder ihnen zuſammen unzer- theilt auftragen wollen. §. 901. Weil die Vormuͤnder die Waͤiſen zur Tu- gend anfuͤhren und von Laſtern abhalten ſol- len (§. 890. 899.); ſo ſind zur Vormund- ſchaft ungeſchickt, die ſelbſt den La- ſtern ergeben ſind; oder Alters, oder einer Schwachheit der Seele, oder des Leibes wegen ſelbſt einen Vormund, oder Curater noͤthig haben. Und da niemand dazu verbunden werden kann, was nicht in ſeiner Gewalt ſteht (§. 60.), oder auch was er nicht anders als mit Verabſaͤu- mung einer Pflicht gegen ſich ſelbſt leiſten kann (§. 133.); ſo werden die Vormund- ſchaft zu uͤbernehmen entſchuldiget, welche der Schwaͤchlichkeit des Koͤr- pers wegen, oder wegen allzuhohen Alters, oder wegen vieler Geſchaͤffte die Von der Untuͤch- tigkeit der Vor- muͤnder.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/691
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/691>, abgerufen am 22.11.2024.