Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

und der öffentlichen Herrschaft.
errichtet wird (§. 972.), die Verbindlichkeitlichkeit
der ein-
zelen
Glieder
und aller
zusam-
men.

entsteht (§. 438.); so ist jedes einzeles
Glied allen zusammengenommen das
gemeine Beste nach seinen Kräften zu
befördern verbunden, und alle zusam-
mengenommen sind jedem einzelen
Gliede verbunden davor zu sorgen,
daß es ihm an hinlänglichen Lebens-
Unterhalt, an Ruhe und Sicherheit
nicht fehle
(§. 972.); folglich darf von
keinem Theile etwas geschehen, das
dieser Verbindlichkeit zuwider läuft,
und haben
demnach alle das Recht ei-
nen jeden ins besondere anzuhalten, daß
er seiner Verbindlichkeit ein Genüge
leiste.

§. 976.

Weil man also in einem Staate nichtsVon dem
Haupt-
gesetze
eines
Staats.

thun soll, was seiner Wohlfahrt zuwider ist
(§. 972. 975.); so ist das gemeine Beste
in demselben das Hauptgesetze; folglich
wenn das gemeine Beste erfordert,
auf gewisse Weise mit besonde-
ren Personen zugehörigen Sachen, ja
selbst mit ihnen zu verfahren; so ha-
ben alle zusammengenommen, oder das
Volck das Recht dazu.

§. 977.

Da alle, welche sich in einen Staat zusammenVon der
Freyheit
eines
Staats,
oder
Volckes.

begeben, frey sind (§. 77.), und dadurch, daß
sie sich in den Staat begeben, niemanden, als
nur sich unter einander verbindlich machen (§.

972.);

und der oͤffentlichen Herrſchaft.
errichtet wird (§. 972.), die Verbindlichkeitlichkeit
der ein-
zelen
Glieder
und aller
zuſam-
men.

entſteht (§. 438.); ſo iſt jedes einzeles
Glied allen zuſammengenommen das
gemeine Beſte nach ſeinen Kraͤften zu
befoͤrdern verbunden, und alle zuſam-
mengenommen ſind jedem einzelen
Gliede verbunden davor zu ſorgen,
daß es ihm an hinlaͤnglichen Lebens-
Unterhalt, an Ruhe und Sicherheit
nicht fehle
(§. 972.); folglich darf von
keinem Theile etwas geſchehen, das
dieſer Verbindlichkeit zuwider laͤuft,
und haben
demnach alle das Recht ei-
nen jeden ins beſondere anzuhalten, daß
er ſeiner Verbindlichkeit ein Genuͤge
leiſte.

§. 976.

Weil man alſo in einem Staate nichtsVon dem
Haupt-
geſetze
eines
Staats.

thun ſoll, was ſeiner Wohlfahrt zuwider iſt
(§. 972. 975.); ſo iſt das gemeine Beſte
in demſelben das Hauptgeſetze; folglich
wenn das gemeine Beſte erfordert,
auf gewiſſe Weiſe mit beſonde-
ren Perſonen zugehoͤrigen Sachen, ja
ſelbſt mit ihnen zu verfahren; ſo ha-
ben alle zuſammengenommen, oder das
Volck das Recht dazu.

§. 977.

Da alle, welche ſich in einen Staat zuſammenVon der
Freyheit
eines
Staats,
oder
Volckes.

begeben, frey ſind (§. 77.), und dadurch, daß
ſie ſich in den Staat begeben, niemanden, als
nur ſich unter einander verbindlich machen (§.

972.);
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0735" n="699"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der o&#x0364;ffentlichen Herr&#x017F;chaft.</hi></fw><lb/>
errichtet wird (§. 972.), die Verbindlichkeit<note place="right">lichkeit<lb/>
der ein-<lb/>
zelen<lb/>
Glieder<lb/>
und aller<lb/>
zu&#x017F;am-<lb/>
men.</note><lb/>
ent&#x017F;teht (§. 438.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t jedes einzeles<lb/>
Glied allen zu&#x017F;ammengenommen das<lb/>
gemeine Be&#x017F;te nach &#x017F;einen Kra&#x0364;ften zu<lb/>
befo&#x0364;rdern verbunden, und alle zu&#x017F;am-<lb/>
mengenommen &#x017F;ind jedem einzelen<lb/>
Gliede verbunden davor zu &#x017F;orgen,<lb/>
daß es ihm an hinla&#x0364;nglichen Lebens-<lb/>
Unterhalt, an Ruhe und Sicherheit<lb/>
nicht fehle</hi> (§. 972.); folglich <hi rendition="#fr">darf von<lb/>
keinem Theile etwas ge&#x017F;chehen, das<lb/>
die&#x017F;er Verbindlichkeit zuwider la&#x0364;uft,<lb/>
und haben</hi> demnach <hi rendition="#fr">alle das Recht ei-<lb/>
nen jeden ins be&#x017F;ondere anzuhalten, daß<lb/>
er &#x017F;einer Verbindlichkeit ein Genu&#x0364;ge<lb/>
lei&#x017F;te.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 976.</head><lb/>
                <p>Weil man al&#x017F;o <hi rendition="#fr">in einem Staate</hi> nichts<note place="right">Von dem<lb/>
Haupt-<lb/>
ge&#x017F;etze<lb/>
eines<lb/>
Staats.</note><lb/>
thun &#x017F;oll, was &#x017F;einer Wohlfahrt zuwider i&#x017F;t<lb/>
(§. 972. 975.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t das gemeine Be&#x017F;te</hi><lb/>
in dem&#x017F;elben <hi rendition="#fr">das Hauptge&#x017F;etze;</hi> folglich<lb/><hi rendition="#fr">wenn das gemeine Be&#x017F;te erfordert,<lb/>
auf gewi&#x017F;&#x017F;e Wei&#x017F;e mit be&#x017F;onde-<lb/>
ren Per&#x017F;onen zugeho&#x0364;rigen Sachen, ja<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t mit ihnen zu verfahren; &#x017F;o ha-<lb/>
ben alle zu&#x017F;ammengenommen, oder das<lb/>
Volck das Recht dazu.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 977.</head><lb/>
                <p>Da alle, welche &#x017F;ich in einen Staat zu&#x017F;ammen<note place="right">Von der<lb/>
Freyheit<lb/>
eines<lb/>
Staats,<lb/>
oder<lb/>
Volckes.</note><lb/>
begeben, frey &#x017F;ind (§. 77.), und dadurch, daß<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich in den Staat begeben, niemanden, als<lb/>
nur &#x017F;ich unter einander verbindlich machen (§.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">972.);</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[699/0735] und der oͤffentlichen Herrſchaft. errichtet wird (§. 972.), die Verbindlichkeit entſteht (§. 438.); ſo iſt jedes einzeles Glied allen zuſammengenommen das gemeine Beſte nach ſeinen Kraͤften zu befoͤrdern verbunden, und alle zuſam- mengenommen ſind jedem einzelen Gliede verbunden davor zu ſorgen, daß es ihm an hinlaͤnglichen Lebens- Unterhalt, an Ruhe und Sicherheit nicht fehle (§. 972.); folglich darf von keinem Theile etwas geſchehen, das dieſer Verbindlichkeit zuwider laͤuft, und haben demnach alle das Recht ei- nen jeden ins beſondere anzuhalten, daß er ſeiner Verbindlichkeit ein Genuͤge leiſte. lichkeit der ein- zelen Glieder und aller zuſam- men. §. 976. Weil man alſo in einem Staate nichts thun ſoll, was ſeiner Wohlfahrt zuwider iſt (§. 972. 975.); ſo iſt das gemeine Beſte in demſelben das Hauptgeſetze; folglich wenn das gemeine Beſte erfordert, auf gewiſſe Weiſe mit beſonde- ren Perſonen zugehoͤrigen Sachen, ja ſelbſt mit ihnen zu verfahren; ſo ha- ben alle zuſammengenommen, oder das Volck das Recht dazu. Von dem Haupt- geſetze eines Staats. §. 977. Da alle, welche ſich in einen Staat zuſammen begeben, frey ſind (§. 77.), und dadurch, daß ſie ſich in den Staat begeben, niemanden, als nur ſich unter einander verbindlich machen (§. 972.); Von der Freyheit eines Staats, oder Volckes.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/735
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/735>, abgerufen am 22.11.2024.