Die Einrichtung eines Staats nennt man das gemeine Wesen(respublica). Ob- gleich einige den Staat und das gemeine We- sen für einerley halten, so geschieht dieses doch mit Unrecht; massen der Vertrag, wo- durch ein Staat errichtet wird, von der Ein- richtung desselben unterschieden ist, in wel- cher man die Mittel, die Absicht des Staats zu erreichen, fest stellet. Denn aus jenem erhält der Staat noch nicht seine besonde- re Art (forma specifica), sondern aus dieser.
§. 974.
Was ein Volck, ein Bür- ger, ein Fremder und ein Einwoh- ner ist.
Die Menge der Menschen die sich in einen Staat zusammen begeben, nennt man ein Volck(populus, gens).Eine Menge Menschen also, die in einer andern Ab- sicht als derjenigen, die bey einem Staate statt findet (§. 972.), sich in ei- ne Gesellschaft zusammen begeben, ist kein Volk. Die Glieder eines Staats, oder alle und jede, welche eine bürgerliche Ge- sellschaft ausmachen, werden Bürger(ci- vis) genannt; wer aber kein Mitglied des Staats ist, ist ein Fremder(peregrinus); und ein Fremder, dem es erlaubt ist in einem andern Staate zu wohnen und daselbst sein Geschäfte zu treiben, heist ein Einwohner (incola).
§. 975.
Von der Verbind-
Da aus dem Vertrage, wodurch ein Staat
errich-
III. Th. 2. A. 1. H. Vom Urſpr. der Staaten
§. 973.
Was das gemeine Weſen ſey.
Die Einrichtung eines Staats nennt man das gemeine Weſen(respublica). Ob- gleich einige den Staat und das gemeine We- ſen fuͤr einerley halten, ſo geſchieht dieſes doch mit Unrecht; maſſen der Vertrag, wo- durch ein Staat errichtet wird, von der Ein- richtung deſſelben unterſchieden iſt, in wel- cher man die Mittel, die Abſicht des Staats zu erreichen, feſt ſtellet. Denn aus jenem erhaͤlt der Staat noch nicht ſeine beſonde- re Art (forma ſpecifica), ſondern aus dieſer.
§. 974.
Was ein Volck, ein Buͤr- ger, ein Fremder und ein Einwoh- ner iſt.
Die Menge der Menſchen die ſich in einen Staat zuſammen begeben, nennt man ein Volck(populus, gens).Eine Menge Menſchen alſo, die in einer andern Ab- ſicht als derjenigen, die bey einem Staate ſtatt findet (§. 972.), ſich in ei- ne Geſellſchaft zuſammen begeben, iſt kein Volk. Die Glieder eines Staats, oder alle und jede, welche eine buͤrgerliche Ge- ſellſchaft ausmachen, werden Buͤrger(ci- vis) genannt; wer aber kein Mitglied des Staats iſt, iſt ein Fremder(peregrinus); und ein Fremder, dem es erlaubt iſt in einem andern Staate zu wohnen und daſelbſt ſein Geſchaͤfte zu treiben, heiſt ein Einwohner (incola).
§. 975.
Von der Veꝛbind-
Da aus dem Vertrage, wodurch ein Staat
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III. Th. 2. A. 1. H. Vom Urſpr. der Staaten
§. 973.
Die Einrichtung eines Staats nennt man
das gemeine Weſen (respublica). Ob-
gleich einige den Staat und das gemeine We-
ſen fuͤr einerley halten, ſo geſchieht dieſes
doch mit Unrecht; maſſen der Vertrag, wo-
durch ein Staat errichtet wird, von der Ein-
richtung deſſelben unterſchieden iſt, in wel-
cher man die Mittel, die Abſicht des Staats
zu erreichen, feſt ſtellet. Denn aus jenem
erhaͤlt der Staat noch nicht ſeine beſonde-
re Art (forma ſpecifica), ſondern aus
dieſer.
§. 974.
Die Menge der Menſchen die ſich in einen
Staat zuſammen begeben, nennt man ein
Volck (populus, gens). Eine Menge
Menſchen alſo, die in einer andern Ab-
ſicht als derjenigen, die bey einem
Staate ſtatt findet (§. 972.), ſich in ei-
ne Geſellſchaft zuſammen begeben, iſt
kein Volk. Die Glieder eines Staats,
oder alle und jede, welche eine buͤrgerliche Ge-
ſellſchaft ausmachen, werden Buͤrger (ci-
vis) genannt; wer aber kein Mitglied des
Staats iſt, iſt ein Fremder (peregrinus);
und ein Fremder, dem es erlaubt iſt in einem
andern Staate zu wohnen und daſelbſt ſein
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/734>, abgerufen am 22.11.2024.
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