die höch- sie Ge- walt ist.dern Volck, und einem jeden andern Menschen (§. 975. 77.); so kann auch keine Hand- lung, welche die Ausübung der Herr- schaft betrift, auf einige Weise von einem Menschen vernichtet werden. Derowegen da man das die höchste Ge- walt(imperium summum) nennt, wenn nichts, was unternommen wird, von keinem Menschen vernichtet werden kann; so ist die Herrschaft in einem Staate an und vor sich selbst, wie sie nämlich ursprüng- lich dem Volck zukommt (§. 979.), die höchste.
§. 982.
Wie es das Volck mit der Herr- schaft machen kann, und von dem Rechte des Re- genten.
Da die Herrschaft in einem Staat ur- sprünglich bey dem Volck als eine ihm eigen- thümliche Sache ist (§. 979.); so muß, wenn ein Staat eingerichtet werden soll, das Volck, oder alle zusammen un- ter sich ausmachen, ob sie die Herr- schaft vor sich behalten, oder einer Person, oder mehreren zusammenge- nommen, entweder gantz, oder zum Theil, unter einer gewissen Bedingung, oder ohne alle Bedingung auftragen wollen, ob wiederruflich, oder unwie- derruflich, ob auf eine gewisse Zeit, oder auf die gantze Lebenszeit, ob dergestalt, daß sie von einer Person auf gewisse andere kommen soll, oder nicht, ob es bloß in Ansehung der Verwal- tung, oder der Herrschaft selbst gesche-
hen
III. Th. 2. A. 1. H. Vom Urſpr. der Staaten
die hoͤch- ſie Ge- walt iſt.dern Volck, und einem jeden andern Menſchen (§. 975. 77.); ſo kann auch keine Hand- lung, welche die Ausuͤbung der Herr- ſchaft betrift, auf einige Weiſe von einem Menſchen vernichtet werden. Derowegen da man das die hoͤchſte Ge- walt(imperium ſummum) nennt, wenn nichts, was unternommen wird, von keinem Menſchen vernichtet werden kann; ſo iſt die Herrſchaft in einem Staate an und vor ſich ſelbſt, wie ſie naͤmlich urſpruͤng- lich dem Volck zukommt (§. 979.), die hoͤchſte.
§. 982.
Wie es das Volck mit der Herr- ſchaft machen kann, und von dem Rechte des Re- genten.
Da die Herrſchaft in einem Staat ur- ſpruͤnglich bey dem Volck als eine ihm eigen- thuͤmliche Sache iſt (§. 979.); ſo muß, wenn ein Staat eingerichtet werden ſoll, das Volck, oder alle zuſammen un- ter ſich ausmachen, ob ſie die Herr- ſchaft vor ſich behalten, oder einer Perſon, oder mehreren zuſammenge- nommen, entweder gantz, oder zum Theil, unter einer gewiſſen Bedingung, oder ohne alle Bedingung auftragen wollen, ob wiederruflich, oder unwie- derruflich, ob auf eine gewiſſe Zeit, oder auf die gantze Lebenszeit, ob dergeſtalt, daß ſie von einer Perſon auf gewiſſe andere kommen ſoll, oder nicht, ob es bloß in Anſehung der Verwal- tung, oder der Herrſchaft ſelbſt geſche-
hen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0738"n="702"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Th. 2. A. 1. H. Vom Urſpr. der Staaten</hi></fw><lb/><noteplace="left">die hoͤch-<lb/>ſie Ge-<lb/>
walt iſt.</note>dern Volck, und einem jeden andern Menſchen<lb/>
(§. 975. 77.); <hirendition="#fr">ſo kann auch keine Hand-<lb/>
lung, welche die Ausuͤbung der Herr-<lb/>ſchaft betrift, auf einige Weiſe von<lb/>
einem Menſchen vernichtet werden.</hi><lb/>
Derowegen da man das die <hirendition="#fr">hoͤchſte Ge-<lb/>
walt</hi><hirendition="#aq">(imperium ſummum)</hi> nennt, wenn<lb/>
nichts, was unternommen wird, von keinem<lb/>
Menſchen vernichtet werden kann; ſo <hirendition="#fr">iſt die<lb/>
Herrſchaft in einem Staate an und<lb/>
vor ſich ſelbſt,</hi> wie ſie naͤmlich urſpruͤng-<lb/>
lich dem Volck zukommt (§. 979.), <hirendition="#fr">die<lb/>
hoͤchſte.</hi></p></div><lb/><divn="5"><head>§. 982.</head><lb/><noteplace="left">Wie es<lb/>
das Volck<lb/>
mit der<lb/>
Herr-<lb/>ſchaft<lb/>
machen<lb/>
kann, und<lb/>
von dem<lb/>
Rechte<lb/>
des Re-<lb/>
genten.</note><p>Da die Herrſchaft in einem Staat ur-<lb/>ſpruͤnglich bey dem Volck als eine ihm eigen-<lb/>
thuͤmliche Sache iſt (§. 979.); <hirendition="#fr">ſo muß,<lb/>
wenn ein Staat eingerichtet werden<lb/>ſoll, das Volck, oder alle zuſammen un-<lb/>
ter ſich ausmachen, ob ſie die Herr-<lb/>ſchaft vor ſich behalten, oder einer<lb/>
Perſon, oder mehreren zuſammenge-<lb/>
nommen, entweder gantz, oder zum<lb/>
Theil, unter einer gewiſſen Bedingung,<lb/>
oder ohne alle Bedingung auftragen<lb/>
wollen, ob wiederruflich, oder unwie-<lb/>
derruflich, ob auf eine gewiſſe Zeit,<lb/>
oder auf die gantze Lebenszeit, ob<lb/>
dergeſtalt, daß ſie von einer Perſon auf<lb/>
gewiſſe andere kommen ſoll, oder nicht,<lb/>
ob es bloß in Anſehung der Verwal-<lb/>
tung, oder der Herrſchaft ſelbſt geſche-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">hen</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[702/0738]
III. Th. 2. A. 1. H. Vom Urſpr. der Staaten
dern Volck, und einem jeden andern Menſchen
(§. 975. 77.); ſo kann auch keine Hand-
lung, welche die Ausuͤbung der Herr-
ſchaft betrift, auf einige Weiſe von
einem Menſchen vernichtet werden.
Derowegen da man das die hoͤchſte Ge-
walt (imperium ſummum) nennt, wenn
nichts, was unternommen wird, von keinem
Menſchen vernichtet werden kann; ſo iſt die
Herrſchaft in einem Staate an und
vor ſich ſelbſt, wie ſie naͤmlich urſpruͤng-
lich dem Volck zukommt (§. 979.), die
hoͤchſte.
die hoͤch-
ſie Ge-
walt iſt.
§. 982.
Da die Herrſchaft in einem Staat ur-
ſpruͤnglich bey dem Volck als eine ihm eigen-
thuͤmliche Sache iſt (§. 979.); ſo muß,
wenn ein Staat eingerichtet werden
ſoll, das Volck, oder alle zuſammen un-
ter ſich ausmachen, ob ſie die Herr-
ſchaft vor ſich behalten, oder einer
Perſon, oder mehreren zuſammenge-
nommen, entweder gantz, oder zum
Theil, unter einer gewiſſen Bedingung,
oder ohne alle Bedingung auftragen
wollen, ob wiederruflich, oder unwie-
derruflich, ob auf eine gewiſſe Zeit,
oder auf die gantze Lebenszeit, ob
dergeſtalt, daß ſie von einer Perſon auf
gewiſſe andere kommen ſoll, oder nicht,
ob es bloß in Anſehung der Verwal-
tung, oder der Herrſchaft ſelbſt geſche-
hen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/738>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.