schränckt, in einem andern unum- schränckt seyn. Wenn die Herrschaft auf gewisse Zeit jemanden aufgetragen wird, ist es eine nicht immer währende Herr- schaft(imperium temporarium); welche unumschränckt, und also die höchste seyn kann: wenn es unter der Bedingung geschie- het, so lange als es dem Volcke gefallen wird; so hat man sie nur bittweise(impe- rium precarium). Und also kann eine bitt- weise besessene Herrschaft jeden Augen- blick wiederrufen werden; folglich nicht die höchste seyn (§. 981.), ob sie gleich unumschränckt seyn kann.
§. 984.
Von den Grund- gesetzen.
Die Gesetze, an welche die Verwaltung der Herrschaft gebunden ist, werden Grund- gesetze(leges fundamentales) genannt. De- rowegen ist dieses auch ein Grundgese- tze, daß der Regente in gewissen An- gelegenheiten die Einwilligung des gantzen Volcks, oder gewisser Perso- nen nöthig hat, wie auch dasjenige, worinnen man die Art und Weise die Herrschaft einem aufzutragen fest stel- let. Es erhellet ausser dem, daß der Re- gente eines Staats zu Beobachtung der Grundgesetze verbunden ist, und dieselbe nicht nach seinem Gefallen än- dern kann (§. 982.). Da aber die Grund- gesetze von dem Volcke gemacht wer- den (§. 978.); so können sie auch von
ihm
III. Th. 2. A. 1. H. Vom Urſpr. der Staaten
ſchraͤnckt, in einem andern unum- ſchraͤnckt ſeyn. Wenn die Herrſchaft auf gewiſſe Zeit jemanden aufgetragen wird, iſt es eine nicht immer waͤhrende Herr- ſchaft(imperium temporarium); welche unumſchraͤnckt, und alſo die hoͤchſte ſeyn kann: wenn es unter der Bedingung geſchie- het, ſo lange als es dem Volcke gefallen wird; ſo hat man ſie nur bittweiſe(impe- rium precarium). Und alſo kann eine bitt- weiſe beſeſſene Herrſchaft jeden Augen- blick wiederrufen werden; folglich nicht die hoͤchſte ſeyn (§. 981.), ob ſie gleich unumſchraͤnckt ſeyn kann.
§. 984.
Von den Grund- geſetzen.
Die Geſetze, an welche die Verwaltung der Herrſchaft gebunden iſt, werden Grund- geſetze(leges fundamentales) genannt. De- rowegen iſt dieſes auch ein Grundgeſe- tze, daß der Regente in gewiſſen An- gelegenheiten die Einwilligung des gantzen Volcks, oder gewiſſer Perſo- nen noͤthig hat, wie auch dasjenige, worinnen man die Art und Weiſe die Herrſchaft einem aufzutragen feſt ſtel- let. Es erhellet auſſer dem, daß der Re- gente eines Staats zu Beobachtung der Grundgeſetze verbunden iſt, und dieſelbe nicht nach ſeinem Gefallen aͤn- dern kann (§. 982.). Da aber die Grund- geſetze von dem Volcke gemacht wer- den (§. 978.); ſo koͤnnen ſie auch von
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III. Th. 2. A. 1. H. Vom Urſpr. der Staaten
ſchraͤnckt, in einem andern unum-
ſchraͤnckt ſeyn. Wenn die Herrſchaft auf
gewiſſe Zeit jemanden aufgetragen wird, iſt
es eine nicht immer waͤhrende Herr-
ſchaft (imperium temporarium); welche
unumſchraͤnckt, und alſo die hoͤchſte ſeyn
kann: wenn es unter der Bedingung geſchie-
het, ſo lange als es dem Volcke gefallen
wird; ſo hat man ſie nur bittweiſe (impe-
rium precarium). Und alſo kann eine bitt-
weiſe beſeſſene Herrſchaft jeden Augen-
blick wiederrufen werden; folglich nicht
die hoͤchſte ſeyn (§. 981.), ob ſie gleich
unumſchraͤnckt ſeyn kann.
§. 984.
Die Geſetze, an welche die Verwaltung
der Herrſchaft gebunden iſt, werden Grund-
geſetze (leges fundamentales) genannt. De-
rowegen iſt dieſes auch ein Grundgeſe-
tze, daß der Regente in gewiſſen An-
gelegenheiten die Einwilligung des
gantzen Volcks, oder gewiſſer Perſo-
nen noͤthig hat, wie auch dasjenige,
worinnen man die Art und Weiſe die
Herrſchaft einem aufzutragen feſt ſtel-
let. Es erhellet auſſer dem, daß der Re-
gente eines Staats zu Beobachtung
der Grundgeſetze verbunden iſt, und
dieſelbe nicht nach ſeinem Gefallen aͤn-
dern kann (§. 982.). Da aber die Grund-
geſetze von dem Volcke gemacht wer-
den (§. 978.); ſo koͤnnen ſie auch von
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/740>, abgerufen am 22.11.2024.
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