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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Von den verschiedenen Arten der Republick.
aufrichten (§. 984.), wohin die Wahlsfä-
higkeit, desgleichen die Zeit und Art der Wahl
gerechnet werden mögen. Wenn es nun eine
rechtmäßige Wahl
(electio legitima) heis-
set, welche nach den Wahlgesetzen befolget
worden; und hingegen eine unrechtmäßi-
ge
(illegitima), welche einem solchen Gesetze
zuwider ist; das Recht der erwählten aber
nach den Grundgesetzen erwogen werden muß;
so hat das Volck keine Verbindlichkeit,
einen unrechtmäßiger Weise erwähl-
ten König zu erkennen.

§. 1007.

Da die gemeine Wohlfahrt das höchste Ge-Von dem
Rechte u.
der Ver-
bindlich-
keit eines
erwähl-
ten Kö-
niges.

setz ist (§. 976.); so lieget einem erwähl-
ten Könige ob zu versprechen, daß er
die Herrschaft diesem gemäß führen,
und,
wenn das Volck verlanget, daß solches
nach Grundgesetzen geschehen soll (§. 984.),
dafern ihm gewisse Gesetze vorgeschrie-
ben worden, diesen zu folge verwalten
wolle.
Zwischen dem erwählten Könige und
dem Volck befindet sich ein Vertrag, wodurch
sich jener zur Verwaltung der Herrschaft ver-
bindlich macht, dieses aber ihm das Recht
solche auszuüben überläßt (§. 438.); dar-
aus fliesset aber, daß der König ohne
Beystimmung des Volckes nicht abdau-
cken, und das Volck den König nicht
absetzen könne
(§. 100.). Weil aber ein
Vertrag, dem man ein verlustigmachendes
Gesetz beygefüget hat, alsobald aufgehoben

wird,
Nat. u. Völckerrecht. Z z

Von den verſchiedenen Arten der Republick.
aufrichten (§. 984.), wohin die Wahlsfaͤ-
higkeit, desgleichen die Zeit und Art der Wahl
gerechnet werden moͤgen. Wenn es nun eine
rechtmaͤßige Wahl
(electio legitima) heiſ-
ſet, welche nach den Wahlgeſetzen befolget
worden; und hingegen eine unrechtmaͤßi-
ge
(illegitima), welche einem ſolchen Geſetze
zuwider iſt; das Recht der erwaͤhlten aber
nach den Grundgeſetzen erwogen werden muß;
ſo hat das Volck keine Verbindlichkeit,
einen unrechtmaͤßiger Weiſe erwaͤhl-
ten Koͤnig zu erkennen.

§. 1007.

Da die gemeine Wohlfahrt das hoͤchſte Ge-Von dem
Rechte u.
der Ver-
bindlich-
keit eines
erwaͤhl-
ten Koͤ-
niges.

ſetz iſt (§. 976.); ſo lieget einem erwaͤhl-
ten Koͤnige ob zu verſprechen, daß er
die Herrſchaft dieſem gemaͤß fuͤhren,
und,
wenn das Volck verlanget, daß ſolches
nach Grundgeſetzen geſchehen ſoll (§. 984.),
dafern ihm gewiſſe Geſetze vorgeſchrie-
ben worden, dieſen zu folge verwalten
wolle.
Zwiſchen dem erwaͤhlten Koͤnige und
dem Volck befindet ſich ein Vertrag, wodurch
ſich jener zur Verwaltung der Herrſchaft ver-
bindlich macht, dieſes aber ihm das Recht
ſolche auszuuͤben uͤberlaͤßt (§. 438.); dar-
aus flieſſet aber, daß der Koͤnig ohne
Beyſtimmung des Volckes nicht abdau-
cken, und das Volck den Koͤnig nicht
abſetzen koͤnne
(§. 100.). Weil aber ein
Vertrag, dem man ein verluſtigmachendes
Geſetz beygefuͤget hat, alſobald aufgehoben

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[721/0757] Von den verſchiedenen Arten der Republick. aufrichten (§. 984.), wohin die Wahlsfaͤ- higkeit, desgleichen die Zeit und Art der Wahl gerechnet werden moͤgen. Wenn es nun eine rechtmaͤßige Wahl (electio legitima) heiſ- ſet, welche nach den Wahlgeſetzen befolget worden; und hingegen eine unrechtmaͤßi- ge (illegitima), welche einem ſolchen Geſetze zuwider iſt; das Recht der erwaͤhlten aber nach den Grundgeſetzen erwogen werden muß; ſo hat das Volck keine Verbindlichkeit, einen unrechtmaͤßiger Weiſe erwaͤhl- ten Koͤnig zu erkennen. §. 1007. Da die gemeine Wohlfahrt das hoͤchſte Ge- ſetz iſt (§. 976.); ſo lieget einem erwaͤhl- ten Koͤnige ob zu verſprechen, daß er die Herrſchaft dieſem gemaͤß fuͤhren, und, wenn das Volck verlanget, daß ſolches nach Grundgeſetzen geſchehen ſoll (§. 984.), dafern ihm gewiſſe Geſetze vorgeſchrie- ben worden, dieſen zu folge verwalten wolle. Zwiſchen dem erwaͤhlten Koͤnige und dem Volck befindet ſich ein Vertrag, wodurch ſich jener zur Verwaltung der Herrſchaft ver- bindlich macht, dieſes aber ihm das Recht ſolche auszuuͤben uͤberlaͤßt (§. 438.); dar- aus flieſſet aber, daß der Koͤnig ohne Beyſtimmung des Volckes nicht abdau- cken, und das Volck den Koͤnig nicht abſetzen koͤnne (§. 100.). Weil aber ein Vertrag, dem man ein verluſtigmachendes Geſetz beygefuͤget hat, alſobald aufgehoben wird, Von dem Rechte u. der Ver- bindlich- keit eines erwaͤhl- ten Koͤ- niges. Nat. u. Voͤlckerrecht. Z z

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/757>, abgerufen am 22.11.2024.