chen. Derowegen müssen die Streitig- keiten einer ieden geringen Beleidi- gung halber in Gerichten keinen Platz haben, dieweil auch die Klugheit, oder die Liebe im natürlichen Zustande befiehlet, daß man sich geringer Beleidigungen wegen des Krieges enthalten, und man öfters um sei- nes Versehens willen büssen müsse, damit man ins künftige behutsamer zu verfahren lerne; und wenn auch einem natürli- chen Gesetze solche Bestimmungen an- gehänget sind, welche schwehr, oder gar unmöglich zu beweisen sind, so müssen an deren Stelle andere, die sich leicht erhärten lassen, welche wahr- scheinlich, oder mehrentheils jenen gleich sind, gesetzet werden. Daher folget, daß die Beleidigungen, derent- wegen man richterliche Hülfe zu hof- fen, oder nicht zu hoffen hat, und wenn ehr nach Verschiedenheit der Händel iemand vor das versehene haften solle, durch ein bürgerliches Gesetze ausge- machet werden müssen.
§. 1073.
Woher der Grund zu neh- men sey, daß aus den na- türlichen Gesetzen
Weil die bürgerlichen Gesetze die Mittel vorschreiben sollen, wodurch die gemeinsame Wohlfahrt des Staats erhalten wird (§. 1068.); so muß der Grund von dem, was entweder zu einem natürlichen Gesetze hinzugethan, oder davon ge- nommen werden soll, daß ein bürger-
liches
III.Th. 2. A. 5. H. Von der natuͤrl. Lehre
chen. Derowegen muͤſſen die Streitig- keiten einer ieden geringen Beleidi- gung halber in Gerichten keinen Platz haben, dieweil auch die Klugheit, oder die Liebe im natuͤrlichen Zuſtande befiehlet, daß man ſich geringer Beleidigungen wegen des Krieges enthalten, und man oͤfters um ſei- nes Verſehens willen buͤſſen muͤſſe, damit man ins kuͤnftige behutſamer zu verfahren lerne; und wenn auch einem natuͤrli- chen Geſetze ſolche Beſtimmungen an- gehaͤnget ſind, welche ſchwehr, oder gar unmoͤglich zu beweiſen ſind, ſo muͤſſen an deren Stelle andere, die ſich leicht erhaͤrten laſſen, welche wahr- ſcheinlich, oder mehrentheils jenen gleich ſind, geſetzet werden. Daher folget, daß die Beleidigungen, derent- wegen man richterliche Huͤlfe zu hof- fen, oder nicht zu hoffen hat, und wenn ehr nach Verſchiedenheit der Haͤndel iemand vor das verſehene haften ſolle, durch ein buͤrgerliches Geſetze ausge- machet werden muͤſſen.
§. 1073.
Woher der Grund zu neh- men ſey, daß aus den na- tuͤrlichen Geſetzen
Weil die buͤrgerlichen Geſetze die Mittel vorſchreiben ſollen, wodurch die gemeinſame Wohlfahrt des Staats erhalten wird (§. 1068.); ſo muß der Grund von dem, was entweder zu einem natuͤrlichen Geſetze hinzugethan, oder davon ge- nommen werden ſoll, daß ein buͤrger-
liches
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III. Th. 2. A. 5. H. Von der natuͤrl. Lehre
chen. Derowegen muͤſſen die Streitig-
keiten einer ieden geringen Beleidi-
gung halber in Gerichten keinen Platz
haben, dieweil auch die Klugheit, oder die
Liebe im natuͤrlichen Zuſtande befiehlet, daß
man ſich geringer Beleidigungen wegen des
Krieges enthalten, und man oͤfters um ſei-
nes Verſehens willen buͤſſen muͤſſe, damit
man ins kuͤnftige behutſamer zu verfahren
lerne; und wenn auch einem natuͤrli-
chen Geſetze ſolche Beſtimmungen an-
gehaͤnget ſind, welche ſchwehr, oder
gar unmoͤglich zu beweiſen ſind, ſo
muͤſſen an deren Stelle andere, die ſich
leicht erhaͤrten laſſen, welche wahr-
ſcheinlich, oder mehrentheils jenen
gleich ſind, geſetzet werden. Daher
folget, daß die Beleidigungen, derent-
wegen man richterliche Huͤlfe zu hof-
fen, oder nicht zu hoffen hat, und wenn
ehr nach Verſchiedenheit der Haͤndel
iemand vor das verſehene haften ſolle,
durch ein buͤrgerliches Geſetze ausge-
machet werden muͤſſen.
§. 1073.
Weil die buͤrgerlichen Geſetze die Mittel
vorſchreiben ſollen, wodurch die gemeinſame
Wohlfahrt des Staats erhalten wird (§.
1068.); ſo muß der Grund von dem,
was entweder zu einem natuͤrlichen
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/818>, abgerufen am 22.11.2024.
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