liches Gesetze daraus entstehe, entwe-bürger- liche ge- macht werden können. der von dem Zustande eines Staats überhaupt, oder desjenigen Staates, in welchem das Gesetz gegeben wird, insonderheit, hergenommen werden. Und wenn die bürgerlichen Gesetze fein zusammen stimmen sollen, so ist vor sich klar, daß man auch das, was mit dem Naturrecht nicht gantz übereinkommt, aus andern bürgerlichen Gesetzen aber nothwendig folget, annehmen müsse. Derowegen weil man den Willen des Gesetz- gebers nicht als widersprechend gedencken darf; so müssen diejenigen Dinge, welche aus einem bürgerlichen Gesetze nothwen- dig fliessen, auch für Gesetze gehal- ten werden.
§. 1074.
Weil aus dem bisherigen erhellet, daß ausVon den Jrrthü- mern, die man in Absicht auf das Natur- recht zu vermei- den hat. natürlichen Gesetzen die bürgerlichen gemacht werden; so muß man verhüten, daß der Gesetzgeber nicht gewisse gemeine Jrr- thümer für das Recht der Natur hal- te: Wenn folglich durch Unwissenheit der Zeiten einige Jrrthümer in die bür- gerlichen Gesetze eingeschlichen, oder einige aus andern an dieser Kranckheit liegenden durch eine Folge herausgezo- gen wären, so müssen dieselben entwe- der abgeschaffet, oder der Wahrheit gemäß geändert werden.
Das
der buͤrgerlichen Geſetze.
liches Geſetze daraus entſtehe, entwe-buͤrger- liche ge- macht werden koͤnnen. der von dem Zuſtande eines Staats uͤberhaupt, oder desjenigen Staates, in welchem das Geſetz gegeben wird, inſonderheit, hergenommen werden. Und wenn die buͤrgerlichen Geſetze fein zuſammen ſtimmen ſollen, ſo iſt vor ſich klar, daß man auch das, was mit dem Naturrecht nicht gantz uͤbereinkommt, aus andern buͤrgerlichen Geſetzen aber nothwendig folget, annehmen muͤſſe. Derowegen weil man den Willen des Geſetz- gebers nicht als widerſprechend gedencken darf; ſo muͤſſen diejenigen Dinge, welche aus einem buͤrgerlichen Geſetze nothwen- dig flieſſen, auch fuͤr Geſetze gehal- ten werden.
§. 1074.
Weil aus dem bisherigen erhellet, daß ausVon den Jrrthuͤ- mern, die man in Abſicht auf das Natur- recht zu vermei- den hat. natuͤrlichen Geſetzen die buͤrgerlichen gemacht werden; ſo muß man verhuͤten, daß der Geſetzgeber nicht gewiſſe gemeine Jrr- thuͤmer fuͤr das Recht der Natur hal- te: Wenn folglich durch Unwiſſenheit der Zeiten einige Jrrthuͤmer in die buͤr- gerlichen Geſetze eingeſchlichen, oder einige aus andern an dieſer Kranckheit liegenden durch eine Folge herausgezo- gen waͤren, ſo muͤſſen dieſelben entwe- der abgeſchaffet, oder der Wahrheit gemaͤß geaͤndert werden.
Das
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der buͤrgerlichen Geſetze.
liches Geſetze daraus entſtehe, entwe-
der von dem Zuſtande eines Staats
uͤberhaupt, oder desjenigen Staates,
in welchem das Geſetz gegeben wird,
inſonderheit, hergenommen werden.
Und wenn die buͤrgerlichen Geſetze fein
zuſammen ſtimmen ſollen, ſo iſt vor ſich
klar, daß man auch das, was mit dem
Naturrecht nicht gantz uͤbereinkommt,
aus andern buͤrgerlichen Geſetzen aber
nothwendig folget, annehmen muͤſſe.
Derowegen weil man den Willen des Geſetz-
gebers nicht als widerſprechend gedencken darf;
ſo muͤſſen diejenigen Dinge, welche aus
einem buͤrgerlichen Geſetze nothwen-
dig flieſſen, auch fuͤr Geſetze gehal-
ten werden.
buͤrger-
liche ge-
macht
werden
koͤnnen.
§. 1074.
Weil aus dem bisherigen erhellet, daß aus
natuͤrlichen Geſetzen die buͤrgerlichen gemacht
werden; ſo muß man verhuͤten, daß der
Geſetzgeber nicht gewiſſe gemeine Jrr-
thuͤmer fuͤr das Recht der Natur hal-
te: Wenn folglich durch Unwiſſenheit
der Zeiten einige Jrrthuͤmer in die buͤr-
gerlichen Geſetze eingeſchlichen, oder
einige aus andern an dieſer Kranckheit
liegenden durch eine Folge herausgezo-
gen waͤren, ſo muͤſſen dieſelben entwe-
der abgeſchaffet, oder der Wahrheit
gemaͤß geaͤndert werden.
Von den
Jrrthuͤ-
mern, die
man in
Abſicht
auf das
Natur-
recht zu
vermei-
den hat.
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/819>, abgerufen am 22.11.2024.
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