Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Th. 2. Hauptst. Von den Pflichten
und des
Zustan-
des des-
selben.
bey ihm nichts von dem vermisset wird,
dessen es den Endzweck zu erlangen
bedarf.
Derowegen da diejenigen, welche
sich in einen Staat zusammen begeben haben,
sich unter einander verbunden, diesen End-
zweck mit vereinigten Kräften zu verfolgen (§.
972.); so ist ein iegliches Volck ver-
pflichtet sich und seinen Zustand voll-
kommner zu machen.

§. 1095.
Von der
Verbind-
lichkeit
und dem
daher
sliessen-
den Rech-
te.

Weil ein Volck sich erhalten (§. 1093.)
und vollkommen machen soll (§. 1094.); so
muß es
auch alle Gefahr des Unter-
gangs von sich abwenden, und so viel
in seinen Kräften ist, dasjenige ver-
meiden (§. 60.), was seine und seines
Zustandes Vollkommenheit auf irgend
eine Art verhindert, oder es selbst, oder
seinen Zustand unvollkommner macht
;
folglich stehet einem ieglichen Volcke
das Recht zu dem offen, wodurch es
die Gefahr des Untergangs abwen-
den, und ohne welches es sich und sei-
nen Zustand nicht vollkommen machen,
oder seine und seines Zustandes Unvoll-
kommenheit nicht verhüten kann;
wenn es
folglich der Hülfe und des Bey-
standes eines andern Volckes zu diesem
Ende nöthig hat, so muß es mit dem-
selben darüber Verträge errichten
(§.
1091.).

§. 1096.

IV. Th. 2. Hauptſt. Von den Pflichten
und des
Zuſtan-
des deſ-
ſelben.
bey ihm nichts von dem vermiſſet wird,
deſſen es den Endzweck zu erlangen
bedarf.
Derowegen da diejenigen, welche
ſich in einen Staat zuſammen begeben haben,
ſich unter einander verbunden, dieſen End-
zweck mit vereinigten Kraͤften zu verfolgen (§.
972.); ſo iſt ein iegliches Volck ver-
pflichtet ſich und ſeinen Zuſtand voll-
kommner zu machen.

§. 1095.
Von der
Verbind-
lichkeit
und dem
daher
ſlieſſen-
den Rech-
te.

Weil ein Volck ſich erhalten (§. 1093.)
und vollkommen machen ſoll (§. 1094.); ſo
muß es
auch alle Gefahr des Unter-
gangs von ſich abwenden, und ſo viel
in ſeinen Kraͤften iſt, dasjenige ver-
meiden (§. 60.), was ſeine und ſeines
Zuſtandes Vollkommenheit auf irgend
eine Art verhindert, oder es ſelbſt, oder
ſeinen Zuſtand unvollkommner macht
;
folglich ſtehet einem ieglichen Volcke
das Recht zu dem offen, wodurch es
die Gefahr des Untergangs abwen-
den, und ohne welches es ſich und ſei-
nen Zuſtand nicht vollkommen machen,
oder ſeine und ſeines Zuſtandes Unvoll-
kommenheit nicht verhuͤten kann;
wenn es
folglich der Huͤlfe und des Bey-
ſtandes eines andern Volckes zu dieſem
Ende noͤthig hat, ſo muß es mit dem-
ſelben daruͤber Vertraͤge errichten
(§.
1091.).

§. 1096.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0836" n="800"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#b">Th. 2. Haupt&#x017F;t. Von den Pflichten</hi></fw><lb/><note place="left">und des<lb/>
Zu&#x017F;tan-<lb/>
des de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben.</note><hi rendition="#fr">bey ihm nichts von dem vermi&#x017F;&#x017F;et wird,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en es den Endzweck zu erlangen<lb/>
bedarf.</hi> Derowegen da diejenigen, welche<lb/>
&#x017F;ich in einen Staat zu&#x017F;ammen begeben haben,<lb/>
&#x017F;ich unter einander verbunden, die&#x017F;en End-<lb/>
zweck mit vereinigten Kra&#x0364;ften zu verfolgen (§.<lb/>
972.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t ein iegliches Volck ver-<lb/>
pflichtet &#x017F;ich und &#x017F;einen Zu&#x017F;tand voll-<lb/>
kommner zu machen.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1095.</head><lb/>
              <note place="left">Von der<lb/>
Verbind-<lb/>
lichkeit<lb/>
und dem<lb/>
daher<lb/>
&#x017F;lie&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
den Rech-<lb/>
te.</note>
              <p>Weil <hi rendition="#fr">ein Volck</hi> &#x017F;ich erhalten (§. 1093.)<lb/>
und vollkommen machen &#x017F;oll (§. 1094.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
muß es</hi> auch <hi rendition="#fr">alle Gefahr des Unter-<lb/>
gangs von &#x017F;ich abwenden, und &#x017F;o viel<lb/>
in &#x017F;einen Kra&#x0364;ften i&#x017F;t, dasjenige ver-<lb/>
meiden (§. 60.), was &#x017F;eine und &#x017F;eines<lb/>
Zu&#x017F;tandes Vollkommenheit auf irgend<lb/>
eine Art verhindert, oder es &#x017F;elb&#x017F;t, oder<lb/>
&#x017F;einen Zu&#x017F;tand unvollkommner macht</hi>;<lb/>
folglich <hi rendition="#fr">&#x017F;tehet einem ieglichen Volcke<lb/>
das Recht zu dem offen, wodurch es<lb/>
die Gefahr des Untergangs abwen-<lb/>
den, und ohne welches es &#x017F;ich und &#x017F;ei-<lb/>
nen Zu&#x017F;tand nicht vollkommen machen,<lb/>
oder &#x017F;eine und &#x017F;eines Zu&#x017F;tandes Unvoll-<lb/>
kommenheit nicht verhu&#x0364;ten kann;<lb/>
wenn es</hi> folglich <hi rendition="#fr">der Hu&#x0364;lfe und des Bey-<lb/>
&#x017F;tandes eines andern Volckes zu die&#x017F;em<lb/>
Ende no&#x0364;thig hat, &#x017F;o muß es mit dem-<lb/>
&#x017F;elben daru&#x0364;ber Vertra&#x0364;ge errichten</hi> (§.<lb/>
1091.).</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 1096.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[800/0836] IV. Th. 2. Hauptſt. Von den Pflichten bey ihm nichts von dem vermiſſet wird, deſſen es den Endzweck zu erlangen bedarf. Derowegen da diejenigen, welche ſich in einen Staat zuſammen begeben haben, ſich unter einander verbunden, dieſen End- zweck mit vereinigten Kraͤften zu verfolgen (§. 972.); ſo iſt ein iegliches Volck ver- pflichtet ſich und ſeinen Zuſtand voll- kommner zu machen. und des Zuſtan- des deſ- ſelben. §. 1095. Weil ein Volck ſich erhalten (§. 1093.) und vollkommen machen ſoll (§. 1094.); ſo muß es auch alle Gefahr des Unter- gangs von ſich abwenden, und ſo viel in ſeinen Kraͤften iſt, dasjenige ver- meiden (§. 60.), was ſeine und ſeines Zuſtandes Vollkommenheit auf irgend eine Art verhindert, oder es ſelbſt, oder ſeinen Zuſtand unvollkommner macht; folglich ſtehet einem ieglichen Volcke das Recht zu dem offen, wodurch es die Gefahr des Untergangs abwen- den, und ohne welches es ſich und ſei- nen Zuſtand nicht vollkommen machen, oder ſeine und ſeines Zuſtandes Unvoll- kommenheit nicht verhuͤten kann; wenn es folglich der Huͤlfe und des Bey- ſtandes eines andern Volckes zu dieſem Ende noͤthig hat, ſo muß es mit dem- ſelben daruͤber Vertraͤge errichten (§. 1091.). §. 1096.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/836
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/836>, abgerufen am 22.11.2024.