Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

und Zusagen ohne Vollmacht.
ligkeit, oder Unbilligkeit in Betrach-
tung zu ziehen.
Weil doch aber das Na-
turgesetz auch bey den Völckern auf die Pflich-
ten dringet (§. 1108.), so sind die Völ-
cker natürlicher Weise verbunden in
Schliessung der Bündnisse die Billig-
keit beyzubehalten.

§. 1145.

Ein zinsbar Volck (gens tributaria)Von ei-
nem zins-
baren
Volcke.

wird genennt, welches jährlich einem andern
einen gewissen Tribut abtragen muß. Da
die Völcker natürlicher Weise frey sind (§.
1089.); so kann ein Volck nicht anders
als durch einen Vertrag zinsbar wer-
den
(§. 667.). Weil dem einen Theil über
ein zinsbar Volck kein anderes Recht zukommt,
als den Tribut zu fordern, wie von einem
Schuldener (§. 336.); so verlieret ein
zinsbar gewordenes Volck deswe-
gen die höchste Herrschaft nicht
(§.
981.).

§. 1146.

Da ein persönlich Bündniß auf die einenVon
persönli-
chen
Bünd-
nißen u.
Bünd-
nissen
über Sa-
chen.

Vertrag machenden Personen eingeschränckt
wird (§. 400.), welches aber bey einem
Bündnisse, so mit Sachen zu thun hat, nicht
geschieht (§. 401.); so ist es deswegen noch
kein persönlich Bündniß, wenn nur
die Nahmen derer, die den Vertrag
errichten, hinzugefüget sind, damit
bewiesen werde, von wem das Bünd-
niß geschlossen worden.
Daraus läßet

sich
G g g 2

und Zuſagen ohne Vollmacht.
ligkeit, oder Unbilligkeit in Betrach-
tung zu ziehen.
Weil doch aber das Na-
turgeſetz auch bey den Voͤlckern auf die Pflich-
ten dringet (§. 1108.), ſo ſind die Voͤl-
cker natuͤrlicher Weiſe verbunden in
Schlieſſung der Buͤndniſſe die Billig-
keit beyzubehalten.

§. 1145.

Ein zinsbar Volck (gens tributaria)Von ei-
nem zins-
baren
Volcke.

wird genennt, welches jaͤhrlich einem andern
einen gewiſſen Tribut abtragen muß. Da
die Voͤlcker natuͤrlicher Weiſe frey ſind (§.
1089.); ſo kann ein Volck nicht anders
als durch einen Vertrag zinsbar wer-
den
(§. 667.). Weil dem einen Theil uͤber
ein zinsbar Volck kein anderes Recht zukommt,
als den Tribut zu fordern, wie von einem
Schuldener (§. 336.); ſo verlieret ein
zinsbar gewordenes Volck deswe-
gen die hoͤchſte Herrſchaft nicht
(§.
981.).

§. 1146.

Da ein perſoͤnlich Buͤndniß auf die einenVon
perſoͤnli-
chen
Buͤnd-
nißen u.
Buͤnd-
niſſen
uͤber Sa-
chen.

Vertrag machenden Perſonen eingeſchraͤnckt
wird (§. 400.), welches aber bey einem
Buͤndniſſe, ſo mit Sachen zu thun hat, nicht
geſchieht (§. 401.); ſo iſt es deswegen noch
kein perſoͤnlich Buͤndniß, wenn nur
die Nahmen derer, die den Vertrag
errichten, hinzugefuͤget ſind, damit
bewieſen werde, von wem das Buͤnd-
niß geſchloſſen worden.
Daraus laͤßet

ſich
G g g 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0871" n="835"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Zu&#x017F;agen ohne Vollmacht.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">ligkeit, oder Unbilligkeit in Betrach-<lb/>
tung zu ziehen.</hi> Weil doch aber das Na-<lb/>
turge&#x017F;etz auch bey den Vo&#x0364;lckern auf die Pflich-<lb/>
ten dringet (§. 1108.), <hi rendition="#fr">&#x017F;o &#x017F;ind die Vo&#x0364;l-<lb/>
cker natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e verbunden in<lb/>
Schlie&#x017F;&#x017F;ung der Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e die Billig-<lb/>
keit beyzubehalten.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1145.</head><lb/>
              <p>Ein <hi rendition="#fr">zinsbar Volck</hi> <hi rendition="#aq">(gens tributaria)</hi><note place="right">Von ei-<lb/>
nem zins-<lb/>
baren<lb/>
Volcke.</note><lb/>
wird genennt, welches ja&#x0364;hrlich einem andern<lb/>
einen gewi&#x017F;&#x017F;en Tribut abtragen muß. Da<lb/>
die Vo&#x0364;lcker natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e frey &#x017F;ind (§.<lb/>
1089.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann ein Volck nicht anders<lb/>
als durch einen Vertrag zinsbar wer-<lb/>
den</hi> (§. 667.). Weil dem einen Theil u&#x0364;ber<lb/>
ein zinsbar Volck kein anderes Recht zukommt,<lb/>
als den Tribut zu fordern, wie von einem<lb/>
Schuldener (§. 336.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o verlieret ein<lb/>
zinsbar gewordenes Volck deswe-<lb/>
gen die ho&#x0364;ch&#x017F;te Herr&#x017F;chaft nicht</hi> (§.<lb/>
981.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1146.</head><lb/>
              <p>Da ein per&#x017F;o&#x0364;nlich Bu&#x0364;ndniß auf die einen<note place="right">Von<lb/>
per&#x017F;o&#x0364;nli-<lb/>
chen<lb/>
Bu&#x0364;nd-<lb/>
nißen u.<lb/>
Bu&#x0364;nd-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
u&#x0364;ber Sa-<lb/>
chen.</note><lb/>
Vertrag machenden Per&#x017F;onen einge&#x017F;chra&#x0364;nckt<lb/>
wird (§. 400.), welches aber bey einem<lb/>
Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o mit Sachen zu thun hat, nicht<lb/>
ge&#x017F;chieht (§. 401.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t es</hi> deswegen noch<lb/><hi rendition="#fr">kein per&#x017F;o&#x0364;nlich Bu&#x0364;ndniß, wenn nur<lb/>
die Nahmen derer, die den Vertrag<lb/>
errichten, hinzugefu&#x0364;get &#x017F;ind, damit<lb/>
bewie&#x017F;en werde, von wem das Bu&#x0364;nd-<lb/>
niß ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en worden.</hi> Daraus la&#x0364;ßet<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g g 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[835/0871] und Zuſagen ohne Vollmacht. ligkeit, oder Unbilligkeit in Betrach- tung zu ziehen. Weil doch aber das Na- turgeſetz auch bey den Voͤlckern auf die Pflich- ten dringet (§. 1108.), ſo ſind die Voͤl- cker natuͤrlicher Weiſe verbunden in Schlieſſung der Buͤndniſſe die Billig- keit beyzubehalten. §. 1145. Ein zinsbar Volck (gens tributaria) wird genennt, welches jaͤhrlich einem andern einen gewiſſen Tribut abtragen muß. Da die Voͤlcker natuͤrlicher Weiſe frey ſind (§. 1089.); ſo kann ein Volck nicht anders als durch einen Vertrag zinsbar wer- den (§. 667.). Weil dem einen Theil uͤber ein zinsbar Volck kein anderes Recht zukommt, als den Tribut zu fordern, wie von einem Schuldener (§. 336.); ſo verlieret ein zinsbar gewordenes Volck deswe- gen die hoͤchſte Herrſchaft nicht (§. 981.). Von ei- nem zins- baren Volcke. §. 1146. Da ein perſoͤnlich Buͤndniß auf die einen Vertrag machenden Perſonen eingeſchraͤnckt wird (§. 400.), welches aber bey einem Buͤndniſſe, ſo mit Sachen zu thun hat, nicht geſchieht (§. 401.); ſo iſt es deswegen noch kein perſoͤnlich Buͤndniß, wenn nur die Nahmen derer, die den Vertrag errichten, hinzugefuͤget ſind, damit bewieſen werde, von wem das Buͤnd- niß geſchloſſen worden. Daraus laͤßet ſich Von perſoͤnli- chen Buͤnd- nißen u. Buͤnd- niſſen uͤber Sa- chen. G g g 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/871
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/871>, abgerufen am 22.11.2024.