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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Von dem Rechte der Völcker im Kriege.
§. 1215.

Dieweil die Geschäfte unter den VölckernVon dem
will kühr-
lichen
Recht
der Völ-
cker im
Kriege.

endlich einmal einen Ausgang gewinnen müs-
sen, beyde kriegerische Theile aber eine recht-
mäßige Ursach zum Kriege gehabt zu haben
verlangeu, und die Völcker, vermöge der na-
türlichen Freyheit, so ihnen zukommt (§.
1089.), einander zu gestatten verbunden sind,
daß ein iegliches bey seiner Meynung bleibe
(§. 78.), ja es auch in gemeiniglich zweifel-
haften Sachen nicht leicht kann entschieden
werden, und der Krieg doch nicht geschickt ist
eine solche Streitigkeit auszumachen (§. 1159.),
und es überdem noch viel schwerer zu bestim-
men ist, ob sich auch ein Kriegführender, wenn
er gleich einen rechtmäßigen Krieg führet, nicht
seines Rechts im Kriege misbrauche (§. 1190.
u. f.), und dies folglich seinem Gewissen an-
heim gestellet bleiben muß (§. 78.); so ist
nöthig, daß ein Werth von beyden
Theilen in Absicht auf die Würckun-
gen für gerecht gehalten werde,
daß
nämlich sich ein ieglicher einerley Rechts be-
diene, und man derowegen auch iedwedes
Gewissen überlasse, was ihm zur Er-
haltung seines Rechts nöthig zu seyn
scheinet.
Und eben darinn besteht das will-
kührliche Völckerrecht im Kriege (§. 1090.).

§. 1216.

Weil diejenigen Völcker, welche sich zuVon dem
Recht
der Wie-
derkunft

keinem Theil im Kriege schlagen, kein Recht
haben die Ursach des Krieges, oder ob dies,

oder
Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.
§. 1215.

Dieweil die Geſchaͤfte unter den VoͤlckernVon dem
will kuͤhr-
lichen
Recht
der Voͤl-
cker im
Kriege.

endlich einmal einen Ausgang gewinnen muͤſ-
ſen, beyde kriegeriſche Theile aber eine recht-
maͤßige Urſach zum Kriege gehabt zu haben
verlangeu, und die Voͤlcker, vermoͤge der na-
tuͤrlichen Freyheit, ſo ihnen zukommt (§.
1089.), einander zu geſtatten verbunden ſind,
daß ein iegliches bey ſeiner Meynung bleibe
(§. 78.), ja es auch in gemeiniglich zweifel-
haften Sachen nicht leicht kann entſchieden
werden, und der Krieg doch nicht geſchickt iſt
eine ſolche Streitigkeit auszumachen (§. 1159.),
und es uͤberdem noch viel ſchwerer zu beſtim-
men iſt, ob ſich auch ein Kriegfuͤhrender, wenn
er gleich einen rechtmaͤßigen Krieg fuͤhret, nicht
ſeines Rechts im Kriege misbrauche (§. 1190.
u. f.), und dies folglich ſeinem Gewiſſen an-
heim geſtellet bleiben muß (§. 78.); ſo iſt
noͤthig, daß ein Werth von beyden
Theilen in Abſicht auf die Wuͤrckun-
gen fuͤr gerecht gehalten werde,
daß
naͤmlich ſich ein ieglicher einerley Rechts be-
diene, und man derowegen auch iedwedes
Gewiſſen uͤberlaſſe, was ihm zur Er-
haltung ſeines Rechts noͤthig zu ſeyn
ſcheinet.
Und eben darinn beſteht das will-
kuͤhrliche Voͤlckerrecht im Kriege (§. 1090.).

§. 1216.

Weil diejenigen Voͤlcker, welche ſich zuVon dem
Recht
der Wie-
derkunft

keinem Theil im Kriege ſchlagen, kein Recht
haben die Urſach des Krieges, oder ob dies,

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[895/0931] Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege. §. 1215. Dieweil die Geſchaͤfte unter den Voͤlckern endlich einmal einen Ausgang gewinnen muͤſ- ſen, beyde kriegeriſche Theile aber eine recht- maͤßige Urſach zum Kriege gehabt zu haben verlangeu, und die Voͤlcker, vermoͤge der na- tuͤrlichen Freyheit, ſo ihnen zukommt (§. 1089.), einander zu geſtatten verbunden ſind, daß ein iegliches bey ſeiner Meynung bleibe (§. 78.), ja es auch in gemeiniglich zweifel- haften Sachen nicht leicht kann entſchieden werden, und der Krieg doch nicht geſchickt iſt eine ſolche Streitigkeit auszumachen (§. 1159.), und es uͤberdem noch viel ſchwerer zu beſtim- men iſt, ob ſich auch ein Kriegfuͤhrender, wenn er gleich einen rechtmaͤßigen Krieg fuͤhret, nicht ſeines Rechts im Kriege misbrauche (§. 1190. u. f.), und dies folglich ſeinem Gewiſſen an- heim geſtellet bleiben muß (§. 78.); ſo iſt noͤthig, daß ein Werth von beyden Theilen in Abſicht auf die Wuͤrckun- gen fuͤr gerecht gehalten werde, daß naͤmlich ſich ein ieglicher einerley Rechts be- diene, und man derowegen auch iedwedes Gewiſſen uͤberlaſſe, was ihm zur Er- haltung ſeines Rechts noͤthig zu ſeyn ſcheinet. Und eben darinn beſteht das will- kuͤhrliche Voͤlckerrecht im Kriege (§. 1090.). Von dem will kuͤhr- lichen Recht der Voͤl- cker im Kriege. §. 1216. Weil diejenigen Voͤlcker, welche ſich zu keinem Theil im Kriege ſchlagen, kein Recht haben die Urſach des Krieges, oder ob dies, oder Von dem Recht der Wie- derkunft

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 895. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/931>, abgerufen am 22.11.2024.