nach dem Völcker- recht.oder jenes im Kriege rechtmäßig geschehe, zu entscheiden (§. 1215.); so müßen die Völ- cker, so sich nicht in einen Krieg mi- schen, das, was ein ieglicher thut, für rechtmäßig, oder von rechtswegen un- ternommen halten, und derowegen gilt auch bey friedlichen Völckern nach dem willkührlichen Völckerrecht kein Recht der Wiederkunft (§. 1214.). Nach eben dem Rechte aber verstehet sich, daß dies beyden kriegenden Theilen gemein- schaftlich sey.
Das neunte Hauptstück.
Von dem Frieden und dem Friedensvertrag.
§. 1217.
Man soll suchen Frieden zu behal- ten.
Friede wird der Zustand genennet, dar- inn wir mit keinem Krieg haben: folglich weil wir mit keinem gewalt- thätig streiten dürfen (§. 98.), so genies- sen wir im Frieden unser Recht ruhig. Weil kein Volck einem andern Unrecht anthun (§. 1089.), und sorgen soll, daß die Strei- tigkeiten ohne Gewalt der Waffen beygeleget werden mögen (§. 1157.), und es folglich keine Ursach zum Kriege geben muß (§. 1158.); so sind die Völcker natürlicher Weise verbunden den Frieden unter einander zu bauen. Und da die Menschen sich des-
wegen
IV. Theil 9. Hauptſtuͤck.
nach dem Voͤlcker- recht.oder jenes im Kriege rechtmaͤßig geſchehe, zu entſcheiden (§. 1215.); ſo muͤßen die Voͤl- cker, ſo ſich nicht in einen Krieg mi- ſchen, das, was ein ieglicher thut, fuͤr rechtmaͤßig, oder von rechtswegen un- ternommen halten, und derowegen gilt auch bey friedlichen Voͤlckern nach dem willkuͤhrlichen Voͤlckerrecht kein Recht der Wiederkunft (§. 1214.). Nach eben dem Rechte aber verſtehet ſich, daß dies beyden kriegenden Theilen gemein- ſchaftlich ſey.
Das neunte Hauptſtuͤck.
Von dem Frieden und dem Friedensvertrag.
§. 1217.
Man ſoll ſuchen Frieden zu behal- ten.
Friede wird der Zuſtand genennet, dar- inn wir mit keinem Krieg haben: folglich weil wir mit keinem gewalt- thaͤtig ſtreiten duͤrfen (§. 98.), ſo genieſ- ſen wir im Frieden unſer Recht ruhig. Weil kein Volck einem andern Unrecht anthun (§. 1089.), und ſorgen ſoll, daß die Strei- tigkeiten ohne Gewalt der Waffen beygeleget werden moͤgen (§. 1157.), und es folglich keine Urſach zum Kriege geben muß (§. 1158.); ſo ſind die Voͤlcker natuͤrlicher Weiſe verbunden den Frieden unter einander zu bauen. Und da die Menſchen ſich des-
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IV. Theil 9. Hauptſtuͤck.
oder jenes im Kriege rechtmaͤßig geſchehe, zu
entſcheiden (§. 1215.); ſo muͤßen die Voͤl-
cker, ſo ſich nicht in einen Krieg mi-
ſchen, das, was ein ieglicher thut, fuͤr
rechtmaͤßig, oder von rechtswegen un-
ternommen halten, und derowegen gilt
auch bey friedlichen Voͤlckern nach dem
willkuͤhrlichen Voͤlckerrecht kein Recht
der Wiederkunft (§. 1214.). Nach eben
dem Rechte aber verſtehet ſich, daß dies
beyden kriegenden Theilen gemein-
ſchaftlich ſey.
nach dem
Voͤlcker-
recht.
Das neunte Hauptſtuͤck.
Von dem Frieden und dem
Friedensvertrag.
§. 1217.
Friede wird der Zuſtand genennet, dar-
inn wir mit keinem Krieg haben:
folglich weil wir mit keinem gewalt-
thaͤtig ſtreiten duͤrfen (§. 98.), ſo genieſ-
ſen wir im Frieden unſer Recht ruhig.
Weil kein Volck einem andern Unrecht anthun
(§. 1089.), und ſorgen ſoll, daß die Strei-
tigkeiten ohne Gewalt der Waffen beygeleget
werden moͤgen (§. 1157.), und es folglich
keine Urſach zum Kriege geben muß (§. 1158.);
ſo ſind die Voͤlcker natuͤrlicher Weiſe
verbunden den Frieden unter einander
zu bauen. Und da die Menſchen ſich des-
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 896. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/932>, abgerufen am 22.11.2024.
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