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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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Wohnung bereiten: -- o, wie wirst dann auch
du dich an dem Anblick deines verherrlichten
Mittlers weiden! Wie glorreich wirst du ihn
verwandelt sehn, den Auftritt der Niedrigkeit
und des Jammers, des Verurtheilten, vor dem
Gerichte der Sünder, mit dem Auftritt der Herr-
lichkeit und Wonne, des Richters aller Völker,
am Weltgericht. Dort stand Jesus Christus von
Wunden überströmt, -- Todesangst in seiner
Miene, allein und verlaßen von Freunden; dann
wird er erscheinen, in seiner Herrlichkeit, --
Majestät, Gerechtigkeit und Erbarmung in sei-
nem Antlitz, begleitet von seinen heiligen En-
geln. Dort wüthete sein undankbares Volk
wider ihn; dann werden alle Völker, mit tiefer
Anbetung, ihre Knie vor ihm beugen: dort ließ
er sich unschuldig und ungerecht richten; dann
wird er den Kreis des Erdbodens richten mit
Gerechtigkeit: dort ward ihm der Weg zum Gol-
gatha gebahnt, und Tod und Grab schwebten
mit allen ihren Schrecken vor ihm; dann leuch-
ten Ewigkeiten an seinem Throne, und die se-
ligste Wonne glänzt um ihn: dort rief Pila-
tus: Sehet, welch ein Mensch! und eine Thrä-
ne des Mitleids schwamm in seinem Auge;

dann



Wohnung bereiten: — o, wie wirſt dann auch
du dich an dem Anblick deines verherrlichten
Mittlers weiden! Wie glorreich wirſt du ihn
verwandelt ſehn, den Auftritt der Niedrigkeit
und des Jammers, des Verurtheilten, vor dem
Gerichte der Sünder, mit dem Auftritt der Herr-
lichkeit und Wonne, des Richters aller Völker,
am Weltgericht. Dort ſtand Jeſus Chriſtus von
Wunden überſtrömt, — Todesangſt in ſeiner
Miene, allein und verlaßen von Freunden; dann
wird er erſcheinen, in ſeiner Herrlichkeit, —
Majeſtät, Gerechtigkeit und Erbarmung in ſei-
nem Antlitz, begleitet von ſeinen heiligen En-
geln. Dort wüthete ſein undankbares Volk
wider ihn; dann werden alle Völker, mit tiefer
Anbetung, ihre Knie vor ihm beugen: dort ließ
er ſich unſchuldig und ungerecht richten; dann
wird er den Kreis des Erdbodens richten mit
Gerechtigkeit: dort ward ihm der Weg zum Gol-
gatha gebahnt, und Tod und Grab ſchwebten
mit allen ihren Schrecken vor ihm; dann leuch-
ten Ewigkeiten an ſeinem Throne, und die ſe-
ligſte Wonne glänzt um ihn: dort rief Pila-
tus: Sehet, welch ein Menſch! und eine Thrä-
ne des Mitleids ſchwamm in ſeinem Auge;

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[260/0312] Wohnung bereiten: — o, wie wirſt dann auch du dich an dem Anblick deines verherrlichten Mittlers weiden! Wie glorreich wirſt du ihn verwandelt ſehn, den Auftritt der Niedrigkeit und des Jammers, des Verurtheilten, vor dem Gerichte der Sünder, mit dem Auftritt der Herr- lichkeit und Wonne, des Richters aller Völker, am Weltgericht. Dort ſtand Jeſus Chriſtus von Wunden überſtrömt, — Todesangſt in ſeiner Miene, allein und verlaßen von Freunden; dann wird er erſcheinen, in ſeiner Herrlichkeit, — Majeſtät, Gerechtigkeit und Erbarmung in ſei- nem Antlitz, begleitet von ſeinen heiligen En- geln. Dort wüthete ſein undankbares Volk wider ihn; dann werden alle Völker, mit tiefer Anbetung, ihre Knie vor ihm beugen: dort ließ er ſich unſchuldig und ungerecht richten; dann wird er den Kreis des Erdbodens richten mit Gerechtigkeit: dort ward ihm der Weg zum Gol- gatha gebahnt, und Tod und Grab ſchwebten mit allen ihren Schrecken vor ihm; dann leuch- ten Ewigkeiten an ſeinem Throne, und die ſe- ligſte Wonne glänzt um ihn: dort rief Pila- tus: Sehet, welch ein Menſch! und eine Thrä- ne des Mitleids ſchwamm in ſeinem Auge; dann

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/312>, abgerufen am 24.06.2024.