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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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sche Hauptmann, durch die Großmuth des ster-
benden Erlösers und durch die Wunder bei sei-
nem Tode gerührt, überzeugt: "Wahrlich, dieser
&q;muß ein frommer Mann, und Gottes Sohn
&q;gewesen seyn!"
und mancher, der ihn bisher
im Stillen verehrte; mancher, den bisher noch
menschliches Ansehn hingerißen hatte; mancher,
aus dem die Reue über seinen Spott redete,
schlug an seine Brust, und gieng gerührter und
besser, vom Creuze des Erlösers, als er kam.

Jene wenigen frommen Freunde Jesu Chri-
sti, jene bis in den Tod gebeugte Maria: --
was sahen sie doch wohl in diesen Wunderzei-
chen? O, gewiß den festlichsten Triumph der gu-
ten Sache ihres Freundes; furchtbare, aber
deutliche Stimmen: der Tod dieses Heiligen
ist theuer geachtet vor Gott, und seine Seele
ruht, von aller Quaal entbunden, frieden-
voll in der Hand seines Vaters, dem er sie
im Tode befahl.

Was sehe denn nun aber ich, in diesen
feyerlichen Wundern, bei dem Tode meines Er-
lösers? ich, der ich so viel weiter als seine ersten
Freunde, der ich vom Golgatha zum Him-

mel,



ſche Hauptmann, durch die Großmuth des ſter-
benden Erlöſers und durch die Wunder bei ſei-
nem Tode gerührt, überzeugt: “Wahrlich, dieſer
&q;muß ein frommer Mann, und Gottes Sohn
&q;geweſen ſeyn!”
und mancher, der ihn bisher
im Stillen verehrte; mancher, den bisher noch
menſchliches Anſehn hingerißen hatte; mancher,
aus dem die Reue über ſeinen Spott redete,
ſchlug an ſeine Bruſt, und gieng gerührter und
beſſer, vom Creuze des Erlöſers, als er kam.

Jene wenigen frommen Freunde Jeſu Chri-
ſti, jene bis in den Tod gebeugte Maria: —
was ſahen ſie doch wohl in dieſen Wunderzei-
chen? O, gewiß den feſtlichſten Triumph der gu-
ten Sache ihres Freundes; furchtbare, aber
deutliche Stimmen: der Tod dieſes Heiligen
iſt theuer geachtet vor Gott, und ſeine Seele
ruht, von aller Quaal entbunden, frieden-
voll in der Hand ſeines Vaters, dem er ſie
im Tode befahl.

Was ſehe denn nun aber ich, in dieſen
feyerlichen Wundern, bei dem Tode meines Er-
löſers? ich, der ich ſo viel weiter als ſeine erſten
Freunde, der ich vom Golgatha zum Him-

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[299/0351] ſche Hauptmann, durch die Großmuth des ſter- benden Erlöſers und durch die Wunder bei ſei- nem Tode gerührt, überzeugt: “Wahrlich, dieſer &q;muß ein frommer Mann, und Gottes Sohn &q;geweſen ſeyn!” und mancher, der ihn bisher im Stillen verehrte; mancher, den bisher noch menſchliches Anſehn hingerißen hatte; mancher, aus dem die Reue über ſeinen Spott redete, ſchlug an ſeine Bruſt, und gieng gerührter und beſſer, vom Creuze des Erlöſers, als er kam. Jene wenigen frommen Freunde Jeſu Chri- ſti, jene bis in den Tod gebeugte Maria: — was ſahen ſie doch wohl in dieſen Wunderzei- chen? O, gewiß den feſtlichſten Triumph der gu- ten Sache ihres Freundes; furchtbare, aber deutliche Stimmen: der Tod dieſes Heiligen iſt theuer geachtet vor Gott, und ſeine Seele ruht, von aller Quaal entbunden, frieden- voll in der Hand ſeines Vaters, dem er ſie im Tode befahl. Was ſehe denn nun aber ich, in dieſen feyerlichen Wundern, bei dem Tode meines Er- löſers? ich, der ich ſo viel weiter als ſeine erſten Freunde, der ich vom Golgatha zum Him- mel,

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/351>, abgerufen am 22.11.2024.