Folge mir nach! so hör ich eine Stimme; nicht vor meinen leiblichen Ohren, aber laut und nachorücklich an mein Herz rufen: eine Stim- me, nicht von den Freuden und Herrlichkeiten dieser Welt, nein, von einem Orte, der weit ausser den Gränzen irdischer Freuden, weit über die Gränzen der Welt und Zeit entlegen ist: eine Stimme, die von fernen Jahrhunderten her, bis in die Ewigkeiten erschallt: die Stimme Je- su Christi, meines getödteten und verherrlichten Erlösers, die mir von jenem, mit seinem Angst- schweiße benetzten Oelberge, von seiner Gerichts- stätte, von dem mit seinem Blute gefärbten To- deshügel rief, -- ruft mir heute an seinem To- destage, von seinem Grabe her: Folge mir nach! So will ich ihr denn folgen, dieser ern- sten, feyerlichen, rührenden Stimme, und ans Grab meines Erlösers treten. Sieht mein leibliches Auge nicht die Stätte, wohin er gelegt ward, so soll das Auge meines Geistes sie be- schauen; kann ich nicht, mit jener kleinen Zahl seiner Freunde, hingelehnt an sein Grab, um
ihn
XXIII. Nachruhm, am Grabe Jeſu.
Folge mir nach! ſo hör ich eine Stimme; nicht vor meinen leiblichen Ohren, aber laut und nachorücklich an mein Herz rufen: eine Stim- me, nicht von den Freuden und Herrlichkeiten dieſer Welt, nein, von einem Orte, der weit auſſer den Gränzen irdiſcher Freuden, weit über die Gränzen der Welt und Zeit entlegen iſt: eine Stimme, die von fernen Jahrhunderten her, bis in die Ewigkeiten erſchallt: die Stimme Je- ſu Chriſti, meines getödteten und verherrlichten Erlöſers, die mir von jenem, mit ſeinem Angſt- ſchweiße benetzten Oelberge, von ſeiner Gerichts- ſtätte, von dem mit ſeinem Blute gefärbten To- deshügel rief, — ruft mir heute an ſeinem To- destage, von ſeinem Grabe her: Folge mir nach! So will ich ihr denn folgen, dieſer ern- ſten, feyerlichen, rührenden Stimme, und ans Grab meines Erlöſers treten. Sieht mein leibliches Auge nicht die Stätte, wohin er gelegt ward, ſo ſoll das Auge meines Geiſtes ſie be- ſchauen; kann ich nicht, mit jener kleinen Zahl ſeiner Freunde, hingelehnt an ſein Grab, um
ihn
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XXIII.
Nachruhm, am Grabe Jeſu.
Folge mir nach! ſo hör ich eine Stimme;
nicht vor meinen leiblichen Ohren, aber laut und
nachorücklich an mein Herz rufen: eine Stim-
me, nicht von den Freuden und Herrlichkeiten
dieſer Welt, nein, von einem Orte, der weit
auſſer den Gränzen irdiſcher Freuden, weit über
die Gränzen der Welt und Zeit entlegen iſt: eine
Stimme, die von fernen Jahrhunderten her,
bis in die Ewigkeiten erſchallt: die Stimme Je-
ſu Chriſti, meines getödteten und verherrlichten
Erlöſers, die mir von jenem, mit ſeinem Angſt-
ſchweiße benetzten Oelberge, von ſeiner Gerichts-
ſtätte, von dem mit ſeinem Blute gefärbten To-
deshügel rief, — ruft mir heute an ſeinem To-
destage, von ſeinem Grabe her: Folge mir
nach! So will ich ihr denn folgen, dieſer ern-
ſten, feyerlichen, rührenden Stimme, und ans
Grab meines Erlöſers treten. Sieht mein
leibliches Auge nicht die Stätte, wohin er gelegt
ward, ſo ſoll das Auge meines Geiſtes ſie be-
ſchauen; kann ich nicht, mit jener kleinen Zahl
ſeiner Freunde, hingelehnt an ſein Grab, um
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/358>, abgerufen am 24.11.2024.
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