dauerhaft, als das Wohlgefallen an dem Leben selbst; beide verlieren sich nur zugleich.
So ganz über alles soll uns doch ja auch selbst die Begierde zum Leben auf dieser Erde, nicht reizen: ist es doch nur ein Stand der Prü- fung und Erziehung für uns, die wir für eine unvergänglichere vollkommnere Welt, als die ge- genwärtige, von Gott erschaffen sind: wie sollte nicht unser innigstes Verlangen, unser eifrigstes Bestreben, dahin trachten, die zukünftige Welt zu gewinnen? Schweben wir doch hienieden nur auf einer niedern Stuffe, einer halb sinnlichen und halb geistigen Glückseligkeit, bestimmt, einst, vom Staube losgewunden, zur vollen Freiheit der seligsten Wonne, weit näher zum Throne Gottes uns zu erheben; ist doch unser Wißen hier nur Stückwerk, das seiner Vollendung ent- gegen siehet; glänzt uns doch die Herrlichkeit un- sers Gottes hier nur im Spiegel, bis wir hin- durch zu seinem Anschaun dringen.
Gott! Ewiger! Unendlicher! Unser Gott! unser Vater! was kann den Durst nach dir und nach der Ewigkeit, die uns dir näher bringt,
stär-
dauerhaft, als das Wohlgefallen an dem Leben ſelbſt; beide verlieren ſich nur zugleich.
So ganz über alles ſoll uns doch ja auch ſelbſt die Begierde zum Leben auf dieſer Erde, nicht reizen: iſt es doch nur ein Stand der Prü- fung und Erziehung für uns, die wir für eine unvergänglichere vollkommnere Welt, als die ge- genwärtige, von Gott erſchaffen ſind: wie ſollte nicht unſer innigſtes Verlangen, unſer eifrigſtes Beſtreben, dahin trachten, die zukünftige Welt zu gewinnen? Schweben wir doch hienieden nur auf einer niedern Stuffe, einer halb ſinnlichen und halb geiſtigen Glückſeligkeit, beſtimmt, einſt, vom Staube losgewunden, zur vollen Freiheit der ſeligſten Wonne, weit näher zum Throne Gottes uns zu erheben; iſt doch unſer Wißen hier nur Stückwerk, das ſeiner Vollendung ent- gegen ſiehet; glänzt uns doch die Herrlichkeit un- ſers Gottes hier nur im Spiegel, bis wir hin- durch zu ſeinem Anſchaun dringen.
Gott! Ewiger! Unendlicher! Unſer Gott! unſer Vater! was kann den Durſt nach dir und nach der Ewigkeit, die uns dir näher bringt,
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[29/0081]
dauerhaft, als das Wohlgefallen an dem Leben
ſelbſt; beide verlieren ſich nur zugleich.
So ganz über alles ſoll uns doch ja auch
ſelbſt die Begierde zum Leben auf dieſer Erde,
nicht reizen: iſt es doch nur ein Stand der Prü-
fung und Erziehung für uns, die wir für eine
unvergänglichere vollkommnere Welt, als die ge-
genwärtige, von Gott erſchaffen ſind: wie ſollte
nicht unſer innigſtes Verlangen, unſer eifrigſtes
Beſtreben, dahin trachten, die zukünftige Welt
zu gewinnen? Schweben wir doch hienieden nur
auf einer niedern Stuffe, einer halb ſinnlichen
und halb geiſtigen Glückſeligkeit, beſtimmt, einſt,
vom Staube losgewunden, zur vollen Freiheit
der ſeligſten Wonne, weit näher zum Throne
Gottes uns zu erheben; iſt doch unſer Wißen
hier nur Stückwerk, das ſeiner Vollendung ent-
gegen ſiehet; glänzt uns doch die Herrlichkeit un-
ſers Gottes hier nur im Spiegel, bis wir hin-
durch zu ſeinem Anſchaun dringen.
Gott! Ewiger! Unendlicher! Unſer Gott!
unſer Vater! was kann den Durſt nach dir und
nach der Ewigkeit, die uns dir näher bringt,
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/81>, abgerufen am 04.12.2024.
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