Virgula mercurialis, die Wünschel- oder Glücks-Ruthe.
Viride aeris, siehe AErugo.
montanum siehe Chrysocolla.
Virilitas, siehe AEtas.
Viscera, die Eingeweide, ist alles, was im Leibe enthalten, als Le- ber, Nieren, Magen, Miltz, Gedärm etc. und wird alles zusammen unter diesem einem Wort begriffen.
Viscidus humor,zäh und rotzigter Schleim, wird unter die Cru- ditäten des Magens gerechnet, siehe Cruditas.
Viscum und Viscus, die Mistel, ist eine strauchartige Pflantze, etwa eines Fingers dick, hat eine blaß-grüne oder gelbe Farbe, wächst auf andern Bäumen; die gebräuchlichsten und in den Officinen befindlichen sind diese:
Viscus corylinus, die Hasel-Mistel.
quercinus, die Eichel-Mistel, und tiliaceus, die Linden-Mistel, werden wider die schwere Noth als sonderliche Specifica gelobet, item wider Schwindel und Schlag, befördern die Menses, sind ein Arcanum wider das Seitenstechen und Vor- fall des Uteri, treiben und tödten auch Würmer. Die Eichel-Mistel wird allen andern vorgezogen, wiewol einige der Hasel-Mistel mehr Krafft zu- schreiben. Sonsten wird auch der Vogel-Leim,
Viscus aucuparius, genannt, davon gemachet, wenn nemlich die Beeren so lange im Wasser gekochet werden, bis sie aufplatzen, nachma- len stöst man sie im Mörsel, und wäscht sie so lange mit Brunn-Wasser ab, bis alle Splitterlein und Kleyen heraus sind: oder man nimmt die gantze Mistel, schneidet sie gantz klein, stösset sie in einer Graupen- Stampe zum Teig, und schlemmet hernach mit gantz kalten Wasser den Leim heraus. Diese Arbeit geschiehet im Anfang des Martii. Sol- chen Vogel-Leim machen die Egyptier von den Sebesten, welcher von einigen
Viscus Alexandrinus genennet wird; der beste muß grünlicht, nicht wäßricht seyn, auch nicht stincken; wird in den Kellern lange gut behalten, wenn man nur immer frisch Wasser darauf giesset.
Visnagua, Bisnagua, ist eine Art von Kron-Kräutern, hat Blätter wie der Fenchel, und einen länglichten gestreifften Saamen, wächst häuffig in der Türckey, und wird auch in Paris, absonderlich aber im Königlichen Garten erbauet. Die Spitzen werden an statt der Zahn-Stocher ge-
brauchet,
VI
Virgula mercurialis, die Wuͤnſchel- oder Gluͤcks-Ruthe.
Viride æris, ſiehe Ærugo.
montanum ſiehe Chryſocolla.
Virilitas, ſiehe Ætas.
Viſcera, die Eingeweide, iſt alles, was im Leibe enthalten, als Le- ber, Nieren, Magen, Miltz, Gedaͤrm ꝛc. und wird alles zuſammen unter dieſem einem Wort begriffen.
Viſcidus humor,zaͤh und rotzigter Schleim, wird unter die Cru- ditaͤten des Magens gerechnet, ſiehe Cruditas.
Viſcum und Viſcus, die Miſtel, iſt eine ſtrauchartige Pflantze, etwa eines Fingers dick, hat eine blaß-gruͤne oder gelbe Farbe, waͤchſt auf andern Baͤumen; die gebraͤuchlichſten und in den Officinen befindlichen ſind dieſe:
Viſcus corylinus, die Haſel-Miſtel.
quercinus, die Eichel-Miſtel, und tiliaceus, die Linden-Miſtel, werden wider die ſchwere Noth als ſonderliche Specifica gelobet, item wider Schwindel und Schlag, befoͤrdern die Menſes, ſind ein Arcanum wider das Seitenſtechen und Vor- fall des Uteri, treiben und toͤdten auch Wuͤrmer. Die Eichel-Miſtel wird allen andern vorgezogen, wiewol einige der Haſel-Miſtel mehr Krafft zu- ſchreiben. Sonſten wird auch der Vogel-Leim,
Viſcus aucuparius, genannt, davon gemachet, wenn nemlich die Beeren ſo lange im Waſſer gekochet werden, bis ſie aufplatzen, nachma- len ſtoͤſt man ſie im Moͤrſel, und waͤſcht ſie ſo lange mit Brunn-Waſſer ab, bis alle Splitterlein und Kleyen heraus ſind: oder man nimmt die gantze Miſtel, ſchneidet ſie gantz klein, ſtoͤſſet ſie in einer Graupen- Stampe zum Teig, und ſchlemmet hernach mit gantz kalten Waſſer den Leim heraus. Dieſe Arbeit geſchiehet im Anfang des Martii. Sol- chen Vogel-Leim machen die Egyptier von den Sebeſten, welcher von einigen
Viſcus Alexandrinus genennet wird; der beſte muß gruͤnlicht, nicht waͤßricht ſeyn, auch nicht ſtincken; wird in den Kellern lange gut behalten, wenn man nur immer friſch Waſſer darauf gieſſet.
Viſnagua, Biſnagua, iſt eine Art von Kron-Kraͤutern, hat Blaͤtter wie der Fenchel, und einen laͤnglichten geſtreifften Saamen, waͤchſt haͤuffig in der Tuͤrckey, und wird auch in Paris, abſonderlich aber im Koͤniglichen Garten erbauet. Die Spitzen werden an ſtatt der Zahn-Stocher ge-
brauchet,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1022"n="1010"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">VI</hi></hi></hi></fw><lb/><p><hirendition="#aq">Virgula mercurialis,</hi> die Wuͤnſchel- oder Gluͤcks-Ruthe.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Viride æris,</hi>ſiehe <hirendition="#aq">Ærugo.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#aq">montanum</hi>ſiehe <hirendition="#aq">Chryſocolla.</hi></hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Virilitas,</hi>ſiehe <hirendition="#aq">Ætas.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Viſcera,</hi> die <hirendition="#fr">Eingeweide,</hi> iſt alles, was im Leibe enthalten, als Le-<lb/>
ber, Nieren, Magen, Miltz, Gedaͤrm ꝛc. und wird alles zuſammen unter<lb/>
dieſem einem Wort begriffen.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Viſcidus humor,</hi><hirendition="#fr">zaͤh und rotzigter Schleim,</hi> wird unter die <hirendition="#aq">Cru-<lb/>
dit</hi>aͤten des Magens gerechnet, ſiehe <hirendition="#aq">Cruditas.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Viſcum</hi> und <hirendition="#aq">Viſcus,</hi> die <hirendition="#fr">Miſtel,</hi> iſt eine ſtrauchartige Pflantze,<lb/>
etwa eines Fingers dick, hat eine blaß-gruͤne oder gelbe Farbe, waͤchſt auf<lb/>
andern Baͤumen; die gebraͤuchlichſten und in den <hirendition="#aq">Officin</hi>en befindlichen<lb/>ſind dieſe:</p><lb/><p><hirendition="#aq">Viſcus corylinus,</hi> die <hirendition="#fr">Haſel-Miſtel.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#aq">quercinus,</hi> die <hirendition="#fr">Eichel-Miſtel,</hi> und<lb/><hirendition="#aq">tiliaceus,</hi> die <hirendition="#fr">Linden-Miſtel,</hi> werden wider die ſchwere</hi><lb/>
Noth als ſonderliche <hirendition="#aq">Specifica</hi> gelobet, <hirendition="#aq">item</hi> wider Schwindel und Schlag,<lb/>
befoͤrdern die <hirendition="#aq">Menſes,</hi>ſind ein <hirendition="#aq">Arcanum</hi> wider das Seitenſtechen und Vor-<lb/>
fall des <hirendition="#aq">Uteri,</hi> treiben und toͤdten auch Wuͤrmer. Die Eichel-Miſtel wird<lb/>
allen andern vorgezogen, wiewol einige der Haſel-Miſtel mehr Krafft zu-<lb/>ſchreiben. Sonſten wird auch der <hirendition="#fr">Vogel-Leim,</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Viſcus aucuparius,</hi> genannt, davon gemachet, wenn nemlich die<lb/>
Beeren ſo lange im Waſſer gekochet werden, bis ſie aufplatzen, nachma-<lb/>
len ſtoͤſt man ſie im Moͤrſel, und waͤſcht ſie ſo lange mit Brunn-Waſſer<lb/>
ab, bis alle Splitterlein und Kleyen heraus ſind: oder man nimmt die<lb/>
gantze Miſtel, ſchneidet ſie gantz klein, ſtoͤſſet ſie in einer Graupen-<lb/>
Stampe zum Teig, und ſchlemmet hernach mit gantz kalten Waſſer den<lb/>
Leim heraus. Dieſe Arbeit geſchiehet im Anfang des <hirendition="#aq">Martii.</hi> Sol-<lb/>
chen Vogel-Leim machen die Egyptier von den Sebeſten, welcher von<lb/>
einigen</p><lb/><p><hirendition="#aq">Viſcus Alexandrinus</hi> genennet wird; der beſte muß gruͤnlicht, nicht<lb/>
waͤßricht ſeyn, auch nicht ſtincken; wird in den Kellern lange gut behalten,<lb/>
wenn man nur immer friſch Waſſer darauf gieſſet.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Viſnagua, Biſnagua,</hi> iſt eine Art von Kron-Kraͤutern, hat Blaͤtter<lb/>
wie der Fenchel, und einen laͤnglichten geſtreifften Saamen, waͤchſt haͤuffig<lb/>
in der Tuͤrckey, und wird auch in Paris, abſonderlich aber im Koͤniglichen<lb/>
Garten erbauet. Die Spitzen werden an ſtatt der Zahn-Stocher ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">brauchet,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1010/1022]
VI
Virgula mercurialis, die Wuͤnſchel- oder Gluͤcks-Ruthe.
Viride æris, ſiehe Ærugo.
montanum ſiehe Chryſocolla.
Virilitas, ſiehe Ætas.
Viſcera, die Eingeweide, iſt alles, was im Leibe enthalten, als Le-
ber, Nieren, Magen, Miltz, Gedaͤrm ꝛc. und wird alles zuſammen unter
dieſem einem Wort begriffen.
Viſcidus humor, zaͤh und rotzigter Schleim, wird unter die Cru-
ditaͤten des Magens gerechnet, ſiehe Cruditas.
Viſcum und Viſcus, die Miſtel, iſt eine ſtrauchartige Pflantze,
etwa eines Fingers dick, hat eine blaß-gruͤne oder gelbe Farbe, waͤchſt auf
andern Baͤumen; die gebraͤuchlichſten und in den Officinen befindlichen
ſind dieſe:
Viſcus corylinus, die Haſel-Miſtel.
quercinus, die Eichel-Miſtel, und
tiliaceus, die Linden-Miſtel, werden wider die ſchwere
Noth als ſonderliche Specifica gelobet, item wider Schwindel und Schlag,
befoͤrdern die Menſes, ſind ein Arcanum wider das Seitenſtechen und Vor-
fall des Uteri, treiben und toͤdten auch Wuͤrmer. Die Eichel-Miſtel wird
allen andern vorgezogen, wiewol einige der Haſel-Miſtel mehr Krafft zu-
ſchreiben. Sonſten wird auch der Vogel-Leim,
Viſcus aucuparius, genannt, davon gemachet, wenn nemlich die
Beeren ſo lange im Waſſer gekochet werden, bis ſie aufplatzen, nachma-
len ſtoͤſt man ſie im Moͤrſel, und waͤſcht ſie ſo lange mit Brunn-Waſſer
ab, bis alle Splitterlein und Kleyen heraus ſind: oder man nimmt die
gantze Miſtel, ſchneidet ſie gantz klein, ſtoͤſſet ſie in einer Graupen-
Stampe zum Teig, und ſchlemmet hernach mit gantz kalten Waſſer den
Leim heraus. Dieſe Arbeit geſchiehet im Anfang des Martii. Sol-
chen Vogel-Leim machen die Egyptier von den Sebeſten, welcher von
einigen
Viſcus Alexandrinus genennet wird; der beſte muß gruͤnlicht, nicht
waͤßricht ſeyn, auch nicht ſtincken; wird in den Kellern lange gut behalten,
wenn man nur immer friſch Waſſer darauf gieſſet.
Viſnagua, Biſnagua, iſt eine Art von Kron-Kraͤutern, hat Blaͤtter
wie der Fenchel, und einen laͤnglichten geſtreifften Saamen, waͤchſt haͤuffig
in der Tuͤrckey, und wird auch in Paris, abſonderlich aber im Koͤniglichen
Garten erbauet. Die Spitzen werden an ſtatt der Zahn-Stocher ge-
brauchet,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 1010. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/1022>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.