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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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BE
Eyer sind. Die Proben dieses Bezoars kommen mit den andern, durch
welche der Orientalische passiren kain, meistens überein, ausgenommen die
Farbe, so an diesem anders ist, wiewol derjenige, so etwas grünlicht, wie
der Orientalische aussiehet, für den besten gehalten werden will, absonder-
lich, wenn er inwendig gläntzende Streiffen hat: diejenigen, so aus Peru
kommen, werden für viel besser gehalten, als andere, so aus Neu-Spanien
überbracht werden; in Ermangelung aber dieses recht Occidentalischen
Bezoars, kan man sich des Bezoar Cervini gantz sicherlich bedienen; die
Kräffte dieses Steins kommen mit des Orientalischen Qualitäten sehr
überein, indem er sowol, als dieser, allen gifftigen und pestilentialischen
Kranckheiten zuwider seyn, die Epilepsie an Jungen und Alten curiren, die
Kräffte stärcken, den Stein und Geburt befördern, auch äusserlich an den
Fingern getragen, den Schlaff bringen soll.

Bezoar Orientalis, der rechte Orientalische Bezoar-Stein, ist ein
sehr zarter, mürber und gantz glatter Stein, von unterschiedlicher Grösse
und Gestalt, auswendig grünlicht oder grün-schwartz, inwendig aus vie-
len dünnen und zarten Schalen, so wie die Zwiebel-Schalen über einander
gewachsen, bestehend, hat sonderlich keinen Geruch, und wird aus Persien
und Ost-Jndien heraus gebracht, wird in dem Magen gewisser fremder
Thiere gefunden, so in Persien und Ost-Jndien sich aufhalten, und theils
einer Ziege, theils einem Hirsch gleich sehen. Hierbey ist zu mercken, daß
diese Steine nicht bloß in dem Magen oder den Excrementis gefunden
werden, sondern in einem haarigten Säcklein oder Haut, welche von aussen
voller rauchen, kurtzen und braunen Haare, und in der Grösse eines Gans-
Eyes ist, wachsen auch noch mit einer andern dünn, hart und weissen Scha-
len. Es wird dieser Stein, weil er sehr theuer ist, gewaltig nachgekünstelt,
und grosser Betrug damit getrieben, diesem aber zu entgehen, hat man vie-
lerley Proben erfunden, wodurch der rechte natürliche Bezoar, vor dem fal-
schen und nach gemachten zu erkennen sey. Der rechte und unverfälschte
siehet glatt, grünlicht, und bleibt insgemein im Reiben und Pulverisiren
schwartz-grün; reibt sich auf dem mit Kreide oder Bleyweiß geriebenen
Pappier grünlicht-gelb; macht das Wasser, worein er geworffen wird,
gleichsam siedend, und treibet den Schweiß; wenn aber diese Steine in
der warmen Hand oder in warmen Wasser weich werden: auch so man
ein spitzig Eisen hindurch stecket, rauchen, im schwerer oder leichter wer-
den, so sind sie falsch und nachgemachet. Viel Leute machen gleichsam
einen Abgott von Bezoar, welchem zu gefallen die Medici vielleicht alle

Gifft-
Q 2

BE
Eyer ſind. Die Proben dieſes Bezoars kommen mit den andern, durch
welche der Orientaliſche paſſiren kain, meiſtens uͤberein, ausgenommen die
Farbe, ſo an dieſem anders iſt, wiewol derjenige, ſo etwas gruͤnlicht, wie
der Orientaliſche ausſiehet, fuͤr den beſten gehalten werden will, abſonder-
lich, wenn er inwendig glaͤntzende Streiffen hat: diejenigen, ſo aus Peru
kommen, werden fuͤr viel beſſer gehalten, als andere, ſo aus Neu-Spanien
uͤberbracht werden; in Ermangelung aber dieſes recht Occidentaliſchen
Bezoars, kan man ſich des Bezoar Cervini gantz ſicherlich bedienen; die
Kraͤffte dieſes Steins kommen mit des Orientaliſchen Qualitaͤten ſehr
uͤberein, indem er ſowol, als dieſer, allen gifftigen und peſtilentialiſchen
Kranckheiten zuwider ſeyn, die Epilepſie an Jungen und Alten curiren, die
Kraͤffte ſtaͤrcken, den Stein und Geburt befoͤrdern, auch aͤuſſerlich an den
Fingern getragen, den Schlaff bringen ſoll.

Bezoar Orientalis, der rechte Orientaliſche Bezoar-Stein, iſt ein
ſehr zarter, muͤrber und gantz glatter Stein, von unterſchiedlicher Groͤſſe
und Geſtalt, auswendig gruͤnlicht oder gruͤn-ſchwartz, inwendig aus vie-
len duͤnnen und zarten Schalen, ſo wie die Zwiebel-Schalen uͤber einander
gewachſen, beſtehend, hat ſonderlich keinen Geruch, und wird aus Perſien
und Oſt-Jndien heraus gebracht, wird in dem Magen gewiſſer fremder
Thiere gefunden, ſo in Perſien und Oſt-Jndien ſich aufhalten, und theils
einer Ziege, theils einem Hirſch gleich ſehen. Hierbey iſt zu mercken, daß
dieſe Steine nicht bloß in dem Magen oder den Excrementis gefunden
werden, ſondern in einem haarigten Saͤcklein oder Haut, welche von auſſen
voller rauchen, kurtzen und braunen Haare, und in der Groͤſſe eines Gans-
Eyes iſt, wachſen auch noch mit einer andern duͤnn, hart und weiſſen Scha-
len. Es wird dieſer Stein, weil er ſehr theuer iſt, gewaltig nachgekuͤnſtelt,
und groſſer Betrug damit getrieben, dieſem aber zu entgehen, hat man vie-
lerley Proben erfunden, wodurch der rechte natuͤrliche Bezoar, vor dem fal-
ſchen und nach gemachten zu erkennen ſey. Der rechte und unverfaͤlſchte
ſiehet glatt, gruͤnlicht, und bleibt insgemein im Reiben und Pulveriſiren
ſchwartz-gruͤn; reibt ſich auf dem mit Kreide oder Bleyweiß geriebenen
Pappier gruͤnlicht-gelb; macht das Waſſer, worein er geworffen wird,
gleichſam ſiedend, und treibet den Schweiß; wenn aber dieſe Steine in
der warmen Hand oder in warmen Waſſer weich werden: auch ſo man
ein ſpitzig Eiſen hindurch ſtecket, rauchen, im 🜄 ſchwerer oder leichter wer-
den, ſo ſind ſie falſch und nachgemachet. Viel Leute machen gleichſam
einen Abgott von Bezoar, welchem zu gefallen die Medici vielleicht alle

Gifft-
Q 2
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[123/0135] BE Eyer ſind. Die Proben dieſes Bezoars kommen mit den andern, durch welche der Orientaliſche paſſiren kain, meiſtens uͤberein, ausgenommen die Farbe, ſo an dieſem anders iſt, wiewol derjenige, ſo etwas gruͤnlicht, wie der Orientaliſche ausſiehet, fuͤr den beſten gehalten werden will, abſonder- lich, wenn er inwendig glaͤntzende Streiffen hat: diejenigen, ſo aus Peru kommen, werden fuͤr viel beſſer gehalten, als andere, ſo aus Neu-Spanien uͤberbracht werden; in Ermangelung aber dieſes recht Occidentaliſchen Bezoars, kan man ſich des Bezoar Cervini gantz ſicherlich bedienen; die Kraͤffte dieſes Steins kommen mit des Orientaliſchen Qualitaͤten ſehr uͤberein, indem er ſowol, als dieſer, allen gifftigen und peſtilentialiſchen Kranckheiten zuwider ſeyn, die Epilepſie an Jungen und Alten curiren, die Kraͤffte ſtaͤrcken, den Stein und Geburt befoͤrdern, auch aͤuſſerlich an den Fingern getragen, den Schlaff bringen ſoll. Bezoar Orientalis, der rechte Orientaliſche Bezoar-Stein, iſt ein ſehr zarter, muͤrber und gantz glatter Stein, von unterſchiedlicher Groͤſſe und Geſtalt, auswendig gruͤnlicht oder gruͤn-ſchwartz, inwendig aus vie- len duͤnnen und zarten Schalen, ſo wie die Zwiebel-Schalen uͤber einander gewachſen, beſtehend, hat ſonderlich keinen Geruch, und wird aus Perſien und Oſt-Jndien heraus gebracht, wird in dem Magen gewiſſer fremder Thiere gefunden, ſo in Perſien und Oſt-Jndien ſich aufhalten, und theils einer Ziege, theils einem Hirſch gleich ſehen. Hierbey iſt zu mercken, daß dieſe Steine nicht bloß in dem Magen oder den Excrementis gefunden werden, ſondern in einem haarigten Saͤcklein oder Haut, welche von auſſen voller rauchen, kurtzen und braunen Haare, und in der Groͤſſe eines Gans- Eyes iſt, wachſen auch noch mit einer andern duͤnn, hart und weiſſen Scha- len. Es wird dieſer Stein, weil er ſehr theuer iſt, gewaltig nachgekuͤnſtelt, und groſſer Betrug damit getrieben, dieſem aber zu entgehen, hat man vie- lerley Proben erfunden, wodurch der rechte natuͤrliche Bezoar, vor dem fal- ſchen und nach gemachten zu erkennen ſey. Der rechte und unverfaͤlſchte ſiehet glatt, gruͤnlicht, und bleibt insgemein im Reiben und Pulveriſiren ſchwartz-gruͤn; reibt ſich auf dem mit Kreide oder Bleyweiß geriebenen Pappier gruͤnlicht-gelb; macht das Waſſer, worein er geworffen wird, gleichſam ſiedend, und treibet den Schweiß; wenn aber dieſe Steine in der warmen Hand oder in warmen Waſſer weich werden: auch ſo man ein ſpitzig Eiſen hindurch ſtecket, rauchen, im 🜄 ſchwerer oder leichter wer- den, ſo ſind ſie falſch und nachgemachet. Viel Leute machen gleichſam einen Abgott von Bezoar, welchem zu gefallen die Medici vielleicht alle Gifft- Q 2

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/135>, abgerufen am 23.11.2024.