Affusio,Aufgiessung, ist eine Chymische Arbeit, da man einen ge- wissen Liquorem auf etwas geust: hieraus entspringet das in den Re- cepten offt vorkommende Wort, affunde, geuß drauf.
Agallochum, Lignum Aloes, Xylaloes,Paradieß- oder Aloes-Holtz, bestehet aus gewissen Holtz-Spänen von einem Sinesischen Baum, oder, wie Hermannus meynet, von der Wurtzel dieses Baums, so Ca- lambac genennet wird. Diese Späne sind dicht, hart, schwer und resinos, von unterschiedlicher Grösse, an Farb fast Castanien-braun, mit schwartzen hartzigten Strichen, eines scharffen aromatischen Geschmacks, und wenn sie angezündet werden, eines sehr annchmlichen Geruchs: dieses Holtz wird auch sonsten Creutz- und Augen-Holtz genennet. Dieser Baum hat dreyerley Holtz an seinem Stamm und Wurtzel; das (1) so gleich unter der Schale folget, ist gantz schwartz, dicht und sehr schwer, wie schwartz Eben-Holtz, wird deßwegen von den Portugiesen das Adler-Holtz ge- nennet; das (2) ist etwas leichter, voll Adern und wie verdorben und brandigt Holtz anzusehen, von brauner Farb, wird auch das rothe Aloes- Holtz genennet; (3) ist der mittelste Kern oder das kostbare Holtz von Tambac: von diesem wird die erste Sorte zuweilen unter dem Namen des Asphalti gefunden, die andere ist unser Agallochum oder Xylaloes, die dritte aber ist so rar, daß sie dem Golde gleich geschätzet, auch nirgends als bey hohen Standes-Personen zu finden, welchen es von den Ost-Jn- dianischen Königen zum Present geschicket wird. Also muß das mittlere zur Artzney gut genung seyn, und ist die Probe davon, daß es am Geschmack bitter, an der Farb schwärtzlich, und ein wenig mit grau vermischet und voller Adern ist, es muß sehr schwer seyn, und auf dem Feuer nicht so bald brennen. Nachdem nun das Paradieß-Holtz in grossen Stücken, oder nur in kleinen Brocken ist, haben die Materialisten unterschiedene Sorten, nemlich das feine, die Mittel-Sort und die Brocken: das seine ist noch so theuer am Werth als die Mittel-Gattung, die Fragmenta oder Brocken aber sind viel wohlfeiler. Dieses Holtz stärcket mit seiner aromatischen Krafft die Lebens-Geister in Ohnmachten und andern Schwachheiten, es stärcket den Magen, absonderlich bey alten Leuten, wie Ambra, auch das Gedächtniß, äusserlich kömmt es zu den Räucher- Pulvern: in der Officin sind hievon die Species diaxylaloes, ein Extract, Resina und Essenz.
Agallochum forte, siehe Lignum Rhodium.
Agaricus mineralis, siehe Marga saxatilis.
Aga-
C 3
AF AG
Affuſio,Aufgieſſung, iſt eine Chymiſche Arbeit, da man einen ge- wiſſen Liquorem auf etwas geuſt: hieraus entſpringet das in den Re- cepten offt vorkommende Wort, affunde, geuß drauf.
Agallochum, Lignum Aloës, Xylaloës,Paradieß- oder Aloes-Holtz, beſtehet aus gewiſſen Holtz-Spaͤnen von einem Sineſiſchen Baum, oder, wie Hermannus meynet, von der Wurtzel dieſes Baums, ſo Ca- lambac genennet wird. Dieſe Spaͤne ſind dicht, hart, ſchwer und reſinos, von unterſchiedlicher Groͤſſe, an Farb faſt Caſtanien-braun, mit ſchwartzen hartzigten Strichen, eines ſcharffen aromatiſchen Geſchmacks, und wenn ſie angezuͤndet werden, eines ſehr annchmlichen Geruchs: dieſes Holtz wird auch ſonſten Creutz- und Augen-Holtz genennet. Dieſer Baum hat dreyerley Holtz an ſeinem Stamm und Wurtzel; das (1) ſo gleich unter der Schale folget, iſt gantz ſchwartz, dicht und ſehr ſchwer, wie ſchwartz Eben-Holtz, wird deßwegen von den Portugieſen das Adler-Holtz ge- nennet; das (2) iſt etwas leichter, voll Adern und wie verdorben und brandigt Holtz anzuſehen, von brauner Farb, wird auch das rothe Aloes- Holtz genennet; (3) iſt der mittelſte Kern oder das koſtbare Holtz von Tambac: von dieſem wird die erſte Sorte zuweilen unter dem Namen des Aſphalti gefunden, die andere iſt unſer Agallochum oder Xylaloës, die dritte aber iſt ſo rar, daß ſie dem Golde gleich geſchaͤtzet, auch nirgends als bey hohen Standes-Perſonen zu finden, welchen es von den Oſt-Jn- dianiſchen Koͤnigen zum Preſent geſchicket wird. Alſo muß das mittlere zur Artzney gut genung ſeyn, und iſt die Probe davon, daß es am Geſchmack bitter, an der Farb ſchwaͤrtzlich, und ein wenig mit grau vermiſchet und voller Adern iſt, es muß ſehr ſchwer ſeyn, und auf dem Feuer nicht ſo bald brennen. Nachdem nun das Paradieß-Holtz in groſſen Stuͤcken, oder nur in kleinen Brocken iſt, haben die Materialiſten unterſchiedene Sorten, nemlich das feine, die Mittel-Sort und die Brocken: das ſeine iſt noch ſo theuer am Werth als die Mittel-Gattung, die Fragmenta oder Brocken aber ſind viel wohlfeiler. Dieſes Holtz ſtaͤrcket mit ſeiner aromatiſchen Krafft die Lebens-Geiſter in Ohnmachten und andern Schwachheiten, es ſtaͤrcket den Magen, abſonderlich bey alten Leuten, wie Ambra, auch das Gedaͤchtniß, aͤuſſerlich koͤmmt es zu den Raͤucher- Pulvern: in der Officin ſind hievon die Species diaxylaloës, ein Extract, Reſina und Eſſenz.
Agallochum forte, ſiehe Lignum Rhodium.
Agaricus mineralis, ſiehe Marga ſaxatilis.
Aga-
C 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0033"n="21"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq"><hirendition="#b"><hirendition="#g">AF AG</hi></hi></hi></fw><lb/><p><hirendition="#aq">Affuſio,</hi><hirendition="#fr">Aufgieſſung,</hi> iſt eine <hirendition="#aq">Chymi</hi>ſche Arbeit, da man einen ge-<lb/>
wiſſen <hirendition="#aq">Liquorem</hi> auf etwas geuſt: hieraus entſpringet das in den <hirendition="#aq">Re-<lb/>
cept</hi>en offt vorkommende Wort, <hirendition="#aq">affunde,</hi> geuß drauf.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Agallochum, Lignum Aloës, Xylaloës,</hi><hirendition="#fr">Paradieß-</hi> oder <hirendition="#fr">Aloes-Holtz,</hi><lb/>
beſtehet aus gewiſſen Holtz-Spaͤnen von einem <hirendition="#aq">Sineſi</hi>ſchen Baum,<lb/>
oder, wie <hirendition="#aq">Hermannus</hi> meynet, von der Wurtzel dieſes Baums, ſo <hirendition="#aq">Ca-<lb/>
lambac</hi> genennet wird. Dieſe Spaͤne ſind dicht, hart, ſchwer und <hirendition="#aq">reſinos,</hi><lb/>
von unterſchiedlicher Groͤſſe, an Farb faſt Caſtanien-braun, mit ſchwartzen<lb/>
hartzigten Strichen, eines ſcharffen <hirendition="#aq">aromati</hi>ſchen Geſchmacks, und wenn<lb/>ſie angezuͤndet werden, eines ſehr annchmlichen Geruchs: dieſes Holtz<lb/>
wird auch ſonſten <hirendition="#fr">Creutz-</hi> und <hirendition="#fr">Augen-Holtz</hi> genennet. Dieſer Baum<lb/>
hat dreyerley Holtz an ſeinem Stamm und Wurtzel; das (1) ſo gleich<lb/>
unter der Schale folget, iſt gantz ſchwartz, dicht und ſehr ſchwer, wie ſchwartz<lb/>
Eben-Holtz, wird deßwegen von den Portugieſen das <hirendition="#fr">Adler-Holtz</hi> ge-<lb/>
nennet; das (2) iſt etwas leichter, voll Adern und wie verdorben und<lb/>
brandigt Holtz anzuſehen, von brauner Farb, wird auch das <hirendition="#fr">rothe Aloes-<lb/>
Holtz</hi> genennet; (3) iſt der mittelſte Kern oder das koſtbare Holtz von<lb/><hirendition="#aq">Tambac:</hi> von dieſem wird die erſte Sorte zuweilen unter dem Namen<lb/>
des <hirendition="#aq">Aſphalti</hi> gefunden, die andere iſt unſer <hirendition="#aq">Agallochum</hi> oder <hirendition="#aq">Xylaloës,</hi><lb/>
die dritte aber iſt ſo rar, daß ſie dem Golde gleich geſchaͤtzet, auch nirgends<lb/>
als bey hohen Standes-Perſonen zu finden, welchen es von den Oſt-Jn-<lb/>
dianiſchen Koͤnigen zum <hirendition="#aq">Preſent</hi> geſchicket wird. Alſo muß das mittlere<lb/>
zur Artzney gut genung ſeyn, und iſt die Probe davon, daß es am Geſchmack<lb/>
bitter, an der Farb ſchwaͤrtzlich, und ein wenig mit grau vermiſchet und<lb/>
voller Adern iſt, es muß ſehr ſchwer ſeyn, und auf dem Feuer nicht ſo<lb/>
bald brennen. Nachdem nun das Paradieß-Holtz in groſſen Stuͤcken,<lb/>
oder nur in kleinen Brocken iſt, haben die <hirendition="#aq">Materialiſt</hi>en unterſchiedene<lb/>
Sorten, nemlich das feine, die Mittel-Sort und die Brocken: das ſeine<lb/>
iſt noch ſo theuer am Werth als die Mittel-Gattung, die <hirendition="#aq">Fragmenta</hi><lb/>
oder Brocken aber ſind viel wohlfeiler. Dieſes Holtz ſtaͤrcket mit ſeiner<lb/><hirendition="#aq">aromati</hi>ſchen Krafft die Lebens-Geiſter in Ohnmachten und andern<lb/>
Schwachheiten, es ſtaͤrcket den Magen, abſonderlich bey alten Leuten,<lb/>
wie <hirendition="#aq">Ambra,</hi> auch das Gedaͤchtniß, aͤuſſerlich koͤmmt es zu den Raͤucher-<lb/>
Pulvern: in der <hirendition="#aq">Officin</hi>ſind hievon die <hirendition="#aq">Species diaxylaloës,</hi> ein <hirendition="#aq">Extract,<lb/>
Reſina</hi> und <hirendition="#aq">Eſſenz.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Agallochum forte,</hi>ſiehe <hirendition="#aq">Lignum Rhodium.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Agaricus mineralis,</hi>ſiehe <hirendition="#aq">Marga ſaxatilis.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Aga-</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[21/0033]
AF AG
Affuſio, Aufgieſſung, iſt eine Chymiſche Arbeit, da man einen ge-
wiſſen Liquorem auf etwas geuſt: hieraus entſpringet das in den Re-
cepten offt vorkommende Wort, affunde, geuß drauf.
Agallochum, Lignum Aloës, Xylaloës, Paradieß- oder Aloes-Holtz,
beſtehet aus gewiſſen Holtz-Spaͤnen von einem Sineſiſchen Baum,
oder, wie Hermannus meynet, von der Wurtzel dieſes Baums, ſo Ca-
lambac genennet wird. Dieſe Spaͤne ſind dicht, hart, ſchwer und reſinos,
von unterſchiedlicher Groͤſſe, an Farb faſt Caſtanien-braun, mit ſchwartzen
hartzigten Strichen, eines ſcharffen aromatiſchen Geſchmacks, und wenn
ſie angezuͤndet werden, eines ſehr annchmlichen Geruchs: dieſes Holtz
wird auch ſonſten Creutz- und Augen-Holtz genennet. Dieſer Baum
hat dreyerley Holtz an ſeinem Stamm und Wurtzel; das (1) ſo gleich
unter der Schale folget, iſt gantz ſchwartz, dicht und ſehr ſchwer, wie ſchwartz
Eben-Holtz, wird deßwegen von den Portugieſen das Adler-Holtz ge-
nennet; das (2) iſt etwas leichter, voll Adern und wie verdorben und
brandigt Holtz anzuſehen, von brauner Farb, wird auch das rothe Aloes-
Holtz genennet; (3) iſt der mittelſte Kern oder das koſtbare Holtz von
Tambac: von dieſem wird die erſte Sorte zuweilen unter dem Namen
des Aſphalti gefunden, die andere iſt unſer Agallochum oder Xylaloës,
die dritte aber iſt ſo rar, daß ſie dem Golde gleich geſchaͤtzet, auch nirgends
als bey hohen Standes-Perſonen zu finden, welchen es von den Oſt-Jn-
dianiſchen Koͤnigen zum Preſent geſchicket wird. Alſo muß das mittlere
zur Artzney gut genung ſeyn, und iſt die Probe davon, daß es am Geſchmack
bitter, an der Farb ſchwaͤrtzlich, und ein wenig mit grau vermiſchet und
voller Adern iſt, es muß ſehr ſchwer ſeyn, und auf dem Feuer nicht ſo
bald brennen. Nachdem nun das Paradieß-Holtz in groſſen Stuͤcken,
oder nur in kleinen Brocken iſt, haben die Materialiſten unterſchiedene
Sorten, nemlich das feine, die Mittel-Sort und die Brocken: das ſeine
iſt noch ſo theuer am Werth als die Mittel-Gattung, die Fragmenta
oder Brocken aber ſind viel wohlfeiler. Dieſes Holtz ſtaͤrcket mit ſeiner
aromatiſchen Krafft die Lebens-Geiſter in Ohnmachten und andern
Schwachheiten, es ſtaͤrcket den Magen, abſonderlich bey alten Leuten,
wie Ambra, auch das Gedaͤchtniß, aͤuſſerlich koͤmmt es zu den Raͤucher-
Pulvern: in der Officin ſind hievon die Species diaxylaloës, ein Extract,
Reſina und Eſſenz.
Agallochum forte, ſiehe Lignum Rhodium.
Agaricus mineralis, ſiehe Marga ſaxatilis.
Aga-
C 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/33>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.