Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

AN
Tumore oder Inflammation vorfällt, unterdessen aber werden die Patien-
ten von hefftigem Schmertz angegriffen, vornemlich unter dem respiriren,
so, daß sie nicht anders, als mit ausgestreckter Zunge respiriren; die vierdte
Art heist Paracynanche, wenn nur die Musculi Laryngis inflammirt sind,
und sich ein Tumor im Munde findet. Die Ursache der Bräune ist eine
Stockung des Bluts in den Musculis des Halses, Ossis hyoidis, der Zun-
gen und der Laryngis, welche von einem scharffen Humore, oder von
einer zähen Pituita, so die Poros verstopffet, herrühret. Die Bräune von
der ersten Ursach wird Angina exquisita, von der andern aber spuria ge-
nannt. Die Cur der Anginae exquisitae erfordert solche Mittel, welche
wider die Inflammation dienen, wovon an seinem Ort; Repellentia aber
sind nicht zu brauchen, es wäre denn, daß man eines stockenden Bluts
versichert wäre; Heide in observ. recommandiret Vitriol. alb. in sol-
vi
ret, andre Frösche etc. ingleichen ist die Venaesection nöthig; item
diejenigen Gargarismata, welche wider Schmertz der Mandeln und Uvulae
von verschiedenen Autoribus recommandiret werden; Hartmann rühmet
suce. semperviv. mit Sale ammoniac. oder Nitro. Scultetus Observ. 23.
macht ein Gargarisma aus Wein-Eßig; andere brauchen Lein-Oehl oder
warmen Urin: Dolaeus Encyclopaed. Chirurg. Lib. II. pag. 248. hat fol-
gende aus steter Experienz bewährt erfunden:

flor. Sambuc. ij.
plantagin. j.
O Vini ßvj.
Salis ammoniac.
f. Gargarism.
oder auch Decoct. flor. Sambuci viii.
O Vin. sat.
Mell. rosat. an
f. Gargarisma.

mit Albo graeco, ist für gemeine Leute sehr gut, wenn nemlich in dem
Munde eine manifeste Entzundung ist; hingegen wo nur eine äusserliche
Geschwulst ist, da dienet, dieselbe zu discutiren, ein Schwalben-Nest mit
oder Milch zum Cataplasma gemacht, oder ein Cataplasma aus Brodt-
Krumen mit oleo Chamomill. Bartholetus appliciret cremor. radic. Iridis
mit Butter und oleo Olivarum vermischet. Jn der Angina notha und
Schmertz der Mandeln dienen Discutientia und fleißig Thee mit vol.
oleos.
genommen, item purgantia aus trochisc. Alhandl. (man hüte sich

möglichst
G 2

AN
Tumore oder Inflammation vorfaͤllt, unterdeſſen aber werden die Patien-
ten von hefftigem Schmertz angegriffen, vornemlich unter dem reſpiriren,
ſo, daß ſie nicht anders, als mit ausgeſtreckter Zunge reſpiriren; die vierdte
Art heiſt Paracynanche, wenn nur die Muſculi Laryngis inflammirt ſind,
und ſich ein Tumor im Munde findet. Die Urſache der Braͤune iſt eine
Stockung des Bluts in den Muſculis des Halſes, Oſſis hyoidis, der Zun-
gen und der Laryngis, welche von einem ſcharffen Humore, oder von
einer zaͤhen Pituita, ſo die Poros verſtopffet, herruͤhret. Die Braͤune von
der erſten Urſach wird Angina exquiſita, von der andern aber ſpuria ge-
nannt. Die Cur der Anginæ exquiſitæ erfordert ſolche Mittel, welche
wider die Inflammation dienen, wovon an ſeinem Ort; Repellentia aber
ſind nicht zu brauchen, es waͤre denn, daß man eines ſtockenden Bluts
verſichert waͤre; Heide in obſerv. recommandiret Vitriol. alb. in 🜄 ſol-
vi
ret, andre Froͤſche ꝛc. ingleichen iſt die Venæſection noͤthig; item
diejenigen Gargariſmata, welche wider Schmertz der Mandeln und Uvulæ
von verſchiedenen Autoribus recommandiret werden; Hartmann ruͤhmet
ſuce. ſemperviv. mit Sale ammoniac. oder Nitro. Scultetus Obſerv. 23.
macht ein Gargarisma aus Wein-Eßig; andere brauchen Lein-Oehl oder
warmen Urin: Dolæus Encyclopæd. Chirurg. Lib. II. pag. 248. hat fol-
gende aus ſteter Experienz bewaͤhrt erfunden:

℞ 🜄 flor. Sambuc. ℥ij.
plantagin. ℥j.
Ω Vini ʒvj.
Salis ammoniac. 🝲
f. Gargariſm.
oder auch ℞ Decoct. flor. Sambuci ℥viii.
Ω Vin. 🜿ſat.
Mell. roſat. ā 🝳
f. Gargariſma.

🜈 mit Albo græco, iſt fuͤr gemeine Leute ſehr gut, wenn nemlich in dem
Munde eine manifeſte Entzundung iſt; hingegen wo nur eine aͤuſſerliche
Geſchwulſt iſt, da dienet, dieſelbe zu diſcutiren, ein Schwalben-Neſt mit
🜄 oder Milch zum Cataplaſma gemacht, oder ein Cataplaſma aus Brodt-
Krumen mit oleo Chamomill. Bartholetus appliciret cremor. radic. Iridis
mit Butter und oleo Olivarum vermiſchet. Jn der Angina notha und
Schmertz der Mandeln dienen Diſcutientia und fleißig Thée mit 🜔 vol.
oleoſ.
genommen, item purgantia aus trochiſc. Alhandl. (man huͤte ſich

moͤglichſt
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0063" n="51"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">AN</hi></hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Tumore</hi> oder <hi rendition="#aq">Inflammation</hi> vorfa&#x0364;llt, unterde&#x017F;&#x017F;en aber werden die Patien-<lb/>
ten von hefftigem Schmertz angegriffen, vornemlich unter dem <hi rendition="#aq">re&#x017F;piri</hi>ren,<lb/>
&#x017F;o, daß &#x017F;ie nicht anders, als mit ausge&#x017F;treckter Zunge <hi rendition="#aq">re&#x017F;piri</hi>ren; die vierdte<lb/>
Art hei&#x017F;t <hi rendition="#aq">Paracynanche,</hi> wenn nur die <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;culi Laryngis inflammi</hi>rt &#x017F;ind,<lb/>
und &#x017F;ich ein <hi rendition="#aq">Tumor</hi> im Munde findet. Die Ur&#x017F;ache der Bra&#x0364;une i&#x017F;t eine<lb/>
Stockung des Bluts in den <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;culis</hi> des Hal&#x017F;es, <hi rendition="#aq">O&#x017F;&#x017F;is hyoidis,</hi> der Zun-<lb/>
gen und der <hi rendition="#aq">Laryngis,</hi> welche von einem &#x017F;charffen <hi rendition="#aq">Humore,</hi> oder von<lb/>
einer za&#x0364;hen <hi rendition="#aq">Pituita,</hi> &#x017F;o die <hi rendition="#aq">Poros</hi> ver&#x017F;topffet, herru&#x0364;hret. Die Bra&#x0364;une von<lb/>
der er&#x017F;ten Ur&#x017F;ach wird <hi rendition="#aq">Angina exqui&#x017F;ita,</hi> von der andern aber <hi rendition="#aq">&#x017F;puria</hi> ge-<lb/>
nannt. Die Cur der <hi rendition="#aq">Anginæ exqui&#x017F;itæ</hi> erfordert &#x017F;olche Mittel, welche<lb/>
wider die <hi rendition="#aq">Inflammation</hi> dienen, wovon an &#x017F;einem Ort; <hi rendition="#aq">Repellentia</hi> aber<lb/>
&#x017F;ind nicht zu brauchen, es wa&#x0364;re denn, daß man eines &#x017F;tockenden Bluts<lb/>
ver&#x017F;ichert wa&#x0364;re; <hi rendition="#aq">Heide in ob&#x017F;erv. recommandi</hi>ret <hi rendition="#aq">Vitriol. alb. in &#x1F704; &#x017F;ol-<lb/>
vi</hi>ret, andre Fro&#x0364;&#x017F;che &#xA75B;c. ingleichen i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">Venæ&#x017F;ection</hi> no&#x0364;thig; <hi rendition="#aq">item</hi><lb/>
diejenigen <hi rendition="#aq">Gargari&#x017F;mata,</hi> welche wider Schmertz der Mandeln und <hi rendition="#aq">Uvulæ</hi><lb/>
von ver&#x017F;chiedenen <hi rendition="#aq">Autoribus recommandi</hi>ret werden; <hi rendition="#aq">Hartmann</hi> ru&#x0364;hmet<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;uce. &#x017F;emperviv.</hi> mit <hi rendition="#aq">Sale ammoniac.</hi> oder <hi rendition="#aq">Nitro. Scultetus Ob&#x017F;erv.</hi> 23.<lb/>
macht ein <hi rendition="#aq">Gargarisma</hi> aus Wein-Eßig; andere brauchen Lein-Oehl oder<lb/>
warmen Urin: <hi rendition="#aq">Dolæus Encyclopæd. Chirurg. Lib. II. pag.</hi> 248. hat fol-<lb/>
gende aus &#x017F;teter <hi rendition="#aq">Experienz</hi> bewa&#x0364;hrt erfunden:</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">&#x211E; &#x1F704; flor. Sambuc. &#x2125;ij.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">plantagin. &#x2125;j.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">&#x03A9; Vini &#x0292;vj.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Salis ammoniac. &#x1F772;</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">f. Gargari&#x017F;m.</hi> </item><lb/>
            <item>oder auch <hi rendition="#aq">&#x211E; Decoct. flor. Sambuci &#x2125;viii.</hi></item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">&#x03A9; Vin. &#x1F73F;&#x017F;at.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Mell. ro&#x017F;at. a&#x0304; &#x1F773;</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">f. Gargari&#x017F;ma.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <p>&#x1F708; mit <hi rendition="#aq">Albo græco,</hi> i&#x017F;t fu&#x0364;r gemeine Leute &#x017F;ehr gut, wenn nemlich in dem<lb/>
Munde eine <hi rendition="#aq">manife&#x017F;t</hi>e Entzundung i&#x017F;t; hingegen wo nur eine a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche<lb/>
Ge&#x017F;chwul&#x017F;t i&#x017F;t, da dienet, die&#x017F;elbe zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;cuti</hi>ren, ein Schwalben-Ne&#x017F;t mit<lb/>
&#x1F704; oder Milch zum <hi rendition="#aq">Catapla&#x017F;ma</hi> gemacht, oder ein <hi rendition="#aq">Catapla&#x017F;ma</hi> aus Brodt-<lb/>
Krumen mit <hi rendition="#aq">oleo Chamomill. Bartholetus applici</hi>ret <hi rendition="#aq">cremor. radic. Iridis</hi><lb/>
mit Butter und <hi rendition="#aq">oleo Olivarum</hi> vermi&#x017F;chet. Jn der <hi rendition="#aq">Angina notha</hi> und<lb/>
Schmertz der Mandeln dienen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cutientia</hi> und fleißig <hi rendition="#aq">Thée</hi> mit <hi rendition="#aq">&#x1F714; vol.<lb/>
oleo&#x017F;.</hi> genommen, <hi rendition="#aq">item purgantia</hi> aus <hi rendition="#aq">trochi&#x017F;c. Alhandl.</hi> (man hu&#x0364;te &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch">mo&#x0364;glich&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0063] AN Tumore oder Inflammation vorfaͤllt, unterdeſſen aber werden die Patien- ten von hefftigem Schmertz angegriffen, vornemlich unter dem reſpiriren, ſo, daß ſie nicht anders, als mit ausgeſtreckter Zunge reſpiriren; die vierdte Art heiſt Paracynanche, wenn nur die Muſculi Laryngis inflammirt ſind, und ſich ein Tumor im Munde findet. Die Urſache der Braͤune iſt eine Stockung des Bluts in den Muſculis des Halſes, Oſſis hyoidis, der Zun- gen und der Laryngis, welche von einem ſcharffen Humore, oder von einer zaͤhen Pituita, ſo die Poros verſtopffet, herruͤhret. Die Braͤune von der erſten Urſach wird Angina exquiſita, von der andern aber ſpuria ge- nannt. Die Cur der Anginæ exquiſitæ erfordert ſolche Mittel, welche wider die Inflammation dienen, wovon an ſeinem Ort; Repellentia aber ſind nicht zu brauchen, es waͤre denn, daß man eines ſtockenden Bluts verſichert waͤre; Heide in obſerv. recommandiret Vitriol. alb. in 🜄 ſol- viret, andre Froͤſche ꝛc. ingleichen iſt die Venæſection noͤthig; item diejenigen Gargariſmata, welche wider Schmertz der Mandeln und Uvulæ von verſchiedenen Autoribus recommandiret werden; Hartmann ruͤhmet ſuce. ſemperviv. mit Sale ammoniac. oder Nitro. Scultetus Obſerv. 23. macht ein Gargarisma aus Wein-Eßig; andere brauchen Lein-Oehl oder warmen Urin: Dolæus Encyclopæd. Chirurg. Lib. II. pag. 248. hat fol- gende aus ſteter Experienz bewaͤhrt erfunden: ℞ 🜄 flor. Sambuc. ℥ij. plantagin. ℥j. Ω Vini ʒvj. Salis ammoniac. 🝲 f. Gargariſm. oder auch ℞ Decoct. flor. Sambuci ℥viii. Ω Vin. 🜿ſat. Mell. roſat. ā 🝳 f. Gargariſma. 🜈 mit Albo græco, iſt fuͤr gemeine Leute ſehr gut, wenn nemlich in dem Munde eine manifeſte Entzundung iſt; hingegen wo nur eine aͤuſſerliche Geſchwulſt iſt, da dienet, dieſelbe zu diſcutiren, ein Schwalben-Neſt mit 🜄 oder Milch zum Cataplaſma gemacht, oder ein Cataplaſma aus Brodt- Krumen mit oleo Chamomill. Bartholetus appliciret cremor. radic. Iridis mit Butter und oleo Olivarum vermiſchet. Jn der Angina notha und Schmertz der Mandeln dienen Diſcutientia und fleißig Thée mit 🜔 vol. oleoſ. genommen, item purgantia aus trochiſc. Alhandl. (man huͤte ſich moͤglichſt G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/63
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/63>, abgerufen am 27.11.2024.