Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

OL
Wolle gewickelten Saamen; wächst von sich selbst in Syrien, Franck-
reich, Welschland etc. anderswo wird es in Gärten erhalten. Die Blät-
ter sind dem Vieh ein Gifft, dem Menschen aber ein Gegen-Gifft wider
Schlangen-Biß: mit dem Safft davon werden die Pfeile vergifftet, wor-
mit sie tödtlich verwunden können.

Oleaster, siehe Olea.

Olecranum, Ancon, der auswendige Fortsatz des dicken Haupts der
Ellenbogen-Röhre.

Oleris atri semen, siehe Brassica fimbriata.

Oleum, das Oel; ist im eigentlichen und accuraten Verstande nichts
anders, als ein aufgelöstes Hartz; solches behaupten die Schwefel-Theil-
gen, und daß sie mit der Zeit, wenn sie lange aufbehalten werden, in Re-
sinas
verändert werden. Jn den Officinen findet man sehr viel, sowol
künstliche als natürliche Oele. Die künstlichen Oele werden in (1)
Olea destillata, destillirte Oele, (2) Olea expressa, ausgedruckte Oele,
und (3) Olea infusa, infundirte Oele, getheilet, zu welchen letztern auch
die Olea cocta, oder die gekochten Oele gebracht werden. Von ieg-
lichen etwas besonders.

Oleum destillatum, ein destillirt Oel: Solches zu erlangen, werden
der Art Concreta erwehlet, welche einen penetranten Geruch und aromati-
schen Geschmack zugleich haben, als da sind die Höltzer, Rinden, Blumen etc.
und unter allen die Saamen. Hierbey ist zu mercken (1) daß die Subjecta,
aus welchen man destillirte Oele verlanget, nothwendig einen Geschmack
haben müssen, das ist, daß sie Schwefel- und Saltz-Theilgen in sich halten.
Weil aber solcher mit dem Schwefel vereinigten Salium einige urinös, an-
dere saner sind, entspringet eine zwiefache Art der Oele, von welchen die er-
sten Species den Namen eines flüchtigen und aetherischen, die andern aber
eines irdischen und dicken Oels führet: dieses sein Signum ist, das sich zu
Boden setzen, wenn es mit Wasser vermischet wird; jenes ist, das oben auf
schwimmen und über dem Wasser stehen; (2) daß unterschiedliche Instru-
menta,
diese zwiefachen Oele zu erlangen, erfordert werden; die aetherischen
werden aus einer Blasen oder Marien-Bad zugleich mit den destillirten
Wassern ausgetrieben, doch aber nicht allezeit, denn einige, in specie, aus
den Höltzern, Resinis und Gummatibus können nicht anders, als aus einem
Sand- oder offenen Feuer, oder per descensum destilliret werden; die dicken
aber brauchen allezeit eine entweder gläserne oder irdene Cucurbit. (3) Leh-
ren einige, daß die aetherischen Oele aus den Saamen in grösserer Menge

gebracht

OL
Wolle gewickelten Saamen; waͤchſt von ſich ſelbſt in Syrien, Franck-
reich, Welſchland ꝛc. anderswo wird es in Gaͤrten erhalten. Die Blaͤt-
ter ſind dem Vieh ein Gifft, dem Menſchen aber ein Gegen-Gifft wider
Schlangen-Biß: mit dem Safft davon werden die Pfeile vergifftet, wor-
mit ſie toͤdtlich verwunden koͤnnen.

Oleaſter, ſiehe Olea.

Olecranum, Ancon, der auswendige Fortſatz des dicken Haupts der
Ellenbogen-Roͤhre.

Oleris atri ſemen, ſiehe Braſſica fimbriata.

Oleum, das Oel; iſt im eigentlichen und accuraten Verſtande nichts
anders, als ein aufgeloͤſtes Hartz; ſolches behaupten die Schwefel-Theil-
gen, und daß ſie mit der Zeit, wenn ſie lange aufbehalten werden, in Re-
ſinas
veraͤndert werden. Jn den Officinen findet man ſehr viel, ſowol
kuͤnſtliche als natuͤrliche Oele. Die kuͤnſtlichen Oele werden in (1)
Olea deſtillata, deſtillirte Oele, (2) Olea expreſſa, ausgedruckte Oele,
und (3) Olea infuſa, infundirte Oele, getheilet, zu welchen letztern auch
die Olea cocta, oder die gekochten Oele gebracht werden. Von ieg-
lichen etwas beſonders.

Oleum deſtillatum, ein deſtillirt Oel: Solches zu erlangen, werden
der Art Concreta erwehlet, welche einen penetranten Geruch und aromati-
ſchen Geſchmack zugleich haben, als da ſind die Hoͤltzer, Rinden, Blumen ꝛc.
und unter allen die Saamen. Hierbey iſt zu mercken (1) daß die Subjecta,
aus welchen man deſtillirte Oele verlanget, nothwendig einen Geſchmack
haben muͤſſen, das iſt, daß ſie Schwefel- und Saltz-Theilgen in ſich halten.
Weil aber ſolcher mit dem Schwefel vereinigten Salium einige urinoͤs, an-
dere ſaner ſind, entſpringet eine zwiefache Art der Oele, von welchen die er-
ſten Species den Namen eines fluͤchtigen und ætheriſchen, die andern aber
eines irdiſchen und dicken Oels fuͤhret: dieſes ſein Signum iſt, das ſich zu
Boden ſetzen, wenn es mit Waſſer vermiſchet wird; jenes iſt, das oben auf
ſchwimmen und uͤber dem Waſſer ſtehen; (2) daß unterſchiedliche Inſtru-
menta,
dieſe zwiefachen Oele zu erlangen, erfordert werden; die ætheriſchen
werden aus einer Blaſen oder Marien-Bad zugleich mit den deſtillirten
Waſſern ausgetrieben, doch aber nicht allezeit, denn einige, in ſpecie, aus
den Hoͤltzern, Reſinis und Gummatibus koͤnnen nicht anders, als aus einem
Sand- oder offenen Feuer, oder per deſcenſum deſtilliret werden; die dicken
aber brauchen allezeit eine entweder glaͤſerne oder irdene Cucurbit. (3) Leh-
ren einige, daß die ætheriſchen Oele aus den Saamen in groͤſſerer Menge

gebracht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0659" n="647"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">OL</hi></hi></hi></fw><lb/>
Wolle gewickelten Saamen; wa&#x0364;ch&#x017F;t von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t in Syrien, Franck-<lb/>
reich, Wel&#x017F;chland &#xA75B;c. anderswo wird es in Ga&#x0364;rten erhalten. Die Bla&#x0364;t-<lb/>
ter &#x017F;ind dem Vieh ein Gifft, dem Men&#x017F;chen aber ein Gegen-Gifft wider<lb/>
Schlangen-Biß: mit dem Safft davon werden die Pfeile vergifftet, wor-<lb/>
mit &#x017F;ie to&#x0364;dtlich verwunden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Olea&#x017F;ter,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Olea.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Olecranum, Ancon,</hi> der auswendige Fort&#x017F;atz des dicken Haupts der<lb/>
Ellenbogen-Ro&#x0364;hre.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Oleris atri &#x017F;emen,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Bra&#x017F;&#x017F;ica fimbriata.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Oleum,</hi> das <hi rendition="#fr">Oel;</hi> i&#x017F;t im eigentlichen und <hi rendition="#aq">accurat</hi>en Ver&#x017F;tande nichts<lb/>
anders, als ein aufgelo&#x0364;&#x017F;tes Hartz; &#x017F;olches behaupten die Schwefel-Theil-<lb/>
gen, und daß &#x017F;ie mit der Zeit, wenn &#x017F;ie lange aufbehalten werden, in <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
&#x017F;inas</hi> vera&#x0364;ndert werden. Jn den <hi rendition="#aq">Officin</hi>en findet man &#x017F;ehr viel, &#x017F;owol<lb/><hi rendition="#fr">ku&#x0364;n&#x017F;tliche als natu&#x0364;rliche Oele.</hi> Die ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Oele werden in (1)<lb/><hi rendition="#aq">Olea de&#x017F;tillata, <hi rendition="#i">de&#x017F;tilli</hi></hi><hi rendition="#fr">rte Oele,</hi> (2) <hi rendition="#aq">Olea expre&#x017F;&#x017F;a,</hi> <hi rendition="#fr">ausgedruckte Oele,</hi><lb/>
und (3) <hi rendition="#aq">Olea infu&#x017F;a, <hi rendition="#i">infundi</hi></hi><hi rendition="#fr">rte Oele,</hi> getheilet, zu welchen letztern auch<lb/>
die <hi rendition="#aq">Olea cocta,</hi> oder die <hi rendition="#fr">gekochten Oele</hi> gebracht werden. Von ieg-<lb/>
lichen etwas be&#x017F;onders.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Oleum de&#x017F;tillatum,</hi> ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de&#x017F;tilli</hi></hi><hi rendition="#fr">rt Oel:</hi> Solches zu erlangen, werden<lb/>
der Art <hi rendition="#aq">Concreta</hi> erwehlet, welche einen <hi rendition="#aq">penetrant</hi>en Geruch und <hi rendition="#aq">aromati-</hi><lb/>
&#x017F;chen Ge&#x017F;chmack zugleich haben, als da &#x017F;ind die Ho&#x0364;ltzer, Rinden, Blumen &#xA75B;c.<lb/>
und unter allen die Saamen. Hierbey i&#x017F;t zu mercken (1) daß die <hi rendition="#aq">Subjecta,</hi><lb/>
aus welchen man <hi rendition="#aq">de&#x017F;tilli</hi>rte Oele verlanget, nothwendig einen Ge&#x017F;chmack<lb/>
haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, das i&#x017F;t, daß &#x017F;ie Schwefel- und Saltz-Theilgen in &#x017F;ich halten.<lb/>
Weil aber &#x017F;olcher mit dem Schwefel vereinigten <hi rendition="#aq">Salium</hi> einige <hi rendition="#aq">urin</hi>o&#x0364;s, an-<lb/>
dere &#x017F;aner &#x017F;ind, ent&#x017F;pringet eine zwiefache Art der Oele, von welchen die er-<lb/>
&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Species</hi> den Namen eines flu&#x0364;chtigen und <hi rendition="#aq">ætheri</hi>&#x017F;chen, die andern aber<lb/>
eines irdi&#x017F;chen und dicken Oels fu&#x0364;hret: die&#x017F;es &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Signum</hi> i&#x017F;t, das &#x017F;ich zu<lb/>
Boden &#x017F;etzen, wenn es mit Wa&#x017F;&#x017F;er vermi&#x017F;chet wird; jenes i&#x017F;t, das oben auf<lb/>
&#x017F;chwimmen und u&#x0364;ber dem Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;tehen; (2) daß unter&#x017F;chiedliche <hi rendition="#aq">In&#x017F;tru-<lb/>
menta,</hi> die&#x017F;e zwiefachen Oele zu erlangen, erfordert werden; die <hi rendition="#aq">ætheri</hi>&#x017F;chen<lb/>
werden aus einer Bla&#x017F;en oder Marien-Bad zugleich mit den <hi rendition="#aq">de&#x017F;tilli</hi>rten<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ern ausgetrieben, doch aber nicht allezeit, denn einige, <hi rendition="#aq">in &#x017F;pecie,</hi> aus<lb/>
den Ho&#x0364;ltzern, <hi rendition="#aq">Re&#x017F;inis</hi> und <hi rendition="#aq">Gummatibus</hi> ko&#x0364;nnen nicht anders, als aus einem<lb/>
Sand- oder offenen Feuer, oder <hi rendition="#aq">per de&#x017F;cen&#x017F;um de&#x017F;tilli</hi>ret werden; die dicken<lb/>
aber brauchen allezeit eine entweder gla&#x0364;&#x017F;erne oder irdene <hi rendition="#aq">Cucurbit.</hi> (3) Leh-<lb/>
ren einige, daß die <hi rendition="#aq">ætheri</hi>&#x017F;chen Oele aus den Saamen in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Menge<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gebracht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[647/0659] OL Wolle gewickelten Saamen; waͤchſt von ſich ſelbſt in Syrien, Franck- reich, Welſchland ꝛc. anderswo wird es in Gaͤrten erhalten. Die Blaͤt- ter ſind dem Vieh ein Gifft, dem Menſchen aber ein Gegen-Gifft wider Schlangen-Biß: mit dem Safft davon werden die Pfeile vergifftet, wor- mit ſie toͤdtlich verwunden koͤnnen. Oleaſter, ſiehe Olea. Olecranum, Ancon, der auswendige Fortſatz des dicken Haupts der Ellenbogen-Roͤhre. Oleris atri ſemen, ſiehe Braſſica fimbriata. Oleum, das Oel; iſt im eigentlichen und accuraten Verſtande nichts anders, als ein aufgeloͤſtes Hartz; ſolches behaupten die Schwefel-Theil- gen, und daß ſie mit der Zeit, wenn ſie lange aufbehalten werden, in Re- ſinas veraͤndert werden. Jn den Officinen findet man ſehr viel, ſowol kuͤnſtliche als natuͤrliche Oele. Die kuͤnſtlichen Oele werden in (1) Olea deſtillata, deſtillirte Oele, (2) Olea expreſſa, ausgedruckte Oele, und (3) Olea infuſa, infundirte Oele, getheilet, zu welchen letztern auch die Olea cocta, oder die gekochten Oele gebracht werden. Von ieg- lichen etwas beſonders. Oleum deſtillatum, ein deſtillirt Oel: Solches zu erlangen, werden der Art Concreta erwehlet, welche einen penetranten Geruch und aromati- ſchen Geſchmack zugleich haben, als da ſind die Hoͤltzer, Rinden, Blumen ꝛc. und unter allen die Saamen. Hierbey iſt zu mercken (1) daß die Subjecta, aus welchen man deſtillirte Oele verlanget, nothwendig einen Geſchmack haben muͤſſen, das iſt, daß ſie Schwefel- und Saltz-Theilgen in ſich halten. Weil aber ſolcher mit dem Schwefel vereinigten Salium einige urinoͤs, an- dere ſaner ſind, entſpringet eine zwiefache Art der Oele, von welchen die er- ſten Species den Namen eines fluͤchtigen und ætheriſchen, die andern aber eines irdiſchen und dicken Oels fuͤhret: dieſes ſein Signum iſt, das ſich zu Boden ſetzen, wenn es mit Waſſer vermiſchet wird; jenes iſt, das oben auf ſchwimmen und uͤber dem Waſſer ſtehen; (2) daß unterſchiedliche Inſtru- menta, dieſe zwiefachen Oele zu erlangen, erfordert werden; die ætheriſchen werden aus einer Blaſen oder Marien-Bad zugleich mit den deſtillirten Waſſern ausgetrieben, doch aber nicht allezeit, denn einige, in ſpecie, aus den Hoͤltzern, Reſinis und Gummatibus koͤnnen nicht anders, als aus einem Sand- oder offenen Feuer, oder per deſcenſum deſtilliret werden; die dicken aber brauchen allezeit eine entweder glaͤſerne oder irdene Cucurbit. (3) Leh- ren einige, daß die ætheriſchen Oele aus den Saamen in groͤſſerer Menge gebracht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/659
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/659>, abgerufen am 22.11.2024.