Tarantula, eine Art der acht-äugigen Spinnen, ohngefehr so groß als eine Eichel, und über den gantzen Leid haaricht; sie hat acht Augen, und vorne an dem Mund zwey krumme Spitzen, welche wie eine Zange gegen einander stehen; hiermit verrichtet sie ihren Biß, und theilet auch den Gifft mit. Sie sind entweder grau-weißlicht, schwartzlicht, und zuweilen auch mit Flecken und Sternlein gezieret. Der Biß dieser Spinnen geschiehet nur im heissen Sommer in den Hunds-Tagen, und ist, als ob einen eine Biene oder Wespe gestochen hätte, und zeiget sich ein gelber oder schwartzer Ring um die Wunde, worauf die sehr unterschiedlichen Zufälle folgen, als Hertzens-Angst, Traurigkeit, kalter Schweiß, einige waltzen sich im Koth, andere wollen geschlagen seyn, andere lieben die Einöde oder Todten-Grä- ber, andere erlustigen sich mit Fechten blosser Schwerdter vor dem Spie- gel etc. Hierwider werden nun Diaphoretica, Resolventia und Alexiphar- maca gebrauchet. Boccon giebet in seiner XII. curiösen Anmerckung über ein und andere natürliche Dinge p. m. 320. diesen Schweiß-Tranck:
Radic. Aristoloch.
Dictamn. alb.
Gentian.
Menthastr. ana ßij.
Rutae ßiß.
Piper. ßß.
Aq. Cardui sanct. Lbiß.
Koche alles, bis daß 8. oder 9. Untzen verkocht sind, und thue hernach olei Juniper. oder Succini gutt. xij. bis xvj. darzu, und giebs dem Patienten warm zu trincken, daß er schwitze nach dem Schröpffen. Wenn aber sol- che Artzneyen nichts anschlagen wollen, so muß der Tantz angehen, dabey der Klang des Instruments, so wol nach der Grösse, als nach der Farbe der Tarantulae proportioniret seyn muß, dahero einer nach der Schalmey, der andere nach der Geige, Cymbal etc. tantzet. Sie tantzen zwey bis drey Stunden lang, da sie sich denn auf das Bette legen und den Schweiß ab- trocknen müssen, und nachdem sie ein wenig geruhet, fangen sie wieder an zu tantzen, so daß sie täglich wohl 12. Stunden mit Tantzen zubringen müssen, wodurch sie doch nicht matt, sondern viel stärcker werden. Sol- chen Tantz müssen sie wol 14. Tage continuiren, und alle Morgen bey Auf- gang der Sonnen anfangen, bis sie wieder zurecht kommen. Und weiln sich die folgenden Jahre, um die Zeit, da die Krancken gebissen worden, die Kranckheit wieder reget, müssen sie alsdenn auch wieder einige Tagetantzen,
bis
TA
Tarantula, eine Art der acht-aͤugigen Spinnen, ohngefehr ſo groß als eine Eichel, und uͤber den gantzen Leid haaricht; ſie hat acht Augen, und vorne an dem Mund zwey krumme Spitzen, welche wie eine Zange gegen einander ſtehen; hiermit verrichtet ſie ihren Biß, und theilet auch den Gifft mit. Sie ſind entweder grau-weißlicht, ſchwartzlicht, und zuweilen auch mit Flecken und Sternlein gezieret. Der Biß dieſer Spinnen geſchiehet nur im heiſſen Sommer in den Hunds-Tagen, und iſt, als ob einen eine Biene oder Weſpe geſtochen haͤtte, und zeiget ſich ein gelber oder ſchwartzer Ring um die Wunde, worauf die ſehr unterſchiedlichen Zufaͤlle folgen, als Hertzens-Angſt, Traurigkeit, kalter Schweiß, einige waltzen ſich im Koth, andere wollen geſchlagen ſeyn, andere lieben die Einoͤde oder Todten-Graͤ- ber, andere erluſtigen ſich mit Fechten bloſſer Schwerdter vor dem Spie- gel ꝛc. Hierwider werden nun Diaphoretica, Reſolventia und Alexiphar- maca gebrauchet. Boccon giebet in ſeiner XII. curioͤſen Anmerckung uͤber ein und andere natuͤrliche Dinge p. m. 320. dieſen Schweiß-Tranck:
℞ Radic. Ariſtoloch.
Dictamn. alb.
Gentian.
Menthaſtr. ana ʒij.
Rutæ ʒiß.
Piper. ʒß.
Aq. Cardui ſanct. ℔iß.
Koche alles, bis daß 8. oder 9. Untzen verkocht ſind, und thue hernach olei Juniper. oder Succini gutt. xij. bis xvj. darzu, und giebs dem Patienten warm zu trincken, daß er ſchwitze nach dem Schroͤpffen. Wenn aber ſol- che Artzneyen nichts anſchlagen wollen, ſo muß der Tantz angehen, dabey der Klang des Inſtruments, ſo wol nach der Groͤſſe, als nach der Farbe der Tarantulæ proportioniret ſeyn muß, dahero einer nach der Schalmey, der andere nach der Geige, Cymbal ꝛc. tantzet. Sie tantzen zwey bis drey Stunden lang, da ſie ſich denn auf das Bette legen und den Schweiß ab- trocknen muͤſſen, und nachdem ſie ein wenig geruhet, fangen ſie wieder an zu tantzen, ſo daß ſie taͤglich wohl 12. Stunden mit Tantzen zubringen muͤſſen, wodurch ſie doch nicht matt, ſondern viel ſtaͤrcker werden. Sol- chen Tantz muͤſſen ſie wol 14. Tage continuiren, und alle Morgen bey Auf- gang der Sonnen anfangen, bis ſie wieder zurecht kommen. Und weiln ſich die folgenden Jahre, um die Zeit, da die Krancken gebiſſen worden, die Kranckheit wieder reget, muͤſſen ſie alsdenn auch wieder einige Tagetantzen,
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Tarantula, eine Art der acht-aͤugigen Spinnen, ohngefehr ſo groß
als eine Eichel, und uͤber den gantzen Leid haaricht; ſie hat acht Augen, und
vorne an dem Mund zwey krumme Spitzen, welche wie eine Zange gegen
einander ſtehen; hiermit verrichtet ſie ihren Biß, und theilet auch den Gifft
mit. Sie ſind entweder grau-weißlicht, ſchwartzlicht, und zuweilen auch
mit Flecken und Sternlein gezieret. Der Biß dieſer Spinnen geſchiehet
nur im heiſſen Sommer in den Hunds-Tagen, und iſt, als ob einen eine
Biene oder Weſpe geſtochen haͤtte, und zeiget ſich ein gelber oder ſchwartzer
Ring um die Wunde, worauf die ſehr unterſchiedlichen Zufaͤlle folgen, als
Hertzens-Angſt, Traurigkeit, kalter Schweiß, einige waltzen ſich im Koth,
andere wollen geſchlagen ſeyn, andere lieben die Einoͤde oder Todten-Graͤ-
ber, andere erluſtigen ſich mit Fechten bloſſer Schwerdter vor dem Spie-
gel ꝛc. Hierwider werden nun Diaphoretica, Reſolventia und Alexiphar-
maca gebrauchet. Boccon giebet in ſeiner XII. curioͤſen Anmerckung uͤber
ein und andere natuͤrliche Dinge p. m. 320. dieſen Schweiß-Tranck:
℞ Radic. Ariſtoloch.
Dictamn. alb.
Gentian.
Menthaſtr. ana ʒij.
Rutæ ʒiß.
Piper. ʒß.
Aq. Cardui ſanct. ℔iß.
Koche alles, bis daß 8. oder 9. Untzen verkocht ſind, und thue hernach olei
Juniper. oder Succini gutt. xij. bis xvj. darzu, und giebs dem Patienten
warm zu trincken, daß er ſchwitze nach dem Schroͤpffen. Wenn aber ſol-
che Artzneyen nichts anſchlagen wollen, ſo muß der Tantz angehen, dabey
der Klang des Inſtruments, ſo wol nach der Groͤſſe, als nach der Farbe
der Tarantulæ proportioniret ſeyn muß, dahero einer nach der Schalmey,
der andere nach der Geige, Cymbal ꝛc. tantzet. Sie tantzen zwey bis drey
Stunden lang, da ſie ſich denn auf das Bette legen und den Schweiß ab-
trocknen muͤſſen, und nachdem ſie ein wenig geruhet, fangen ſie wieder an
zu tantzen, ſo daß ſie taͤglich wohl 12. Stunden mit Tantzen zubringen
muͤſſen, wodurch ſie doch nicht matt, ſondern viel ſtaͤrcker werden. Sol-
chen Tantz muͤſſen ſie wol 14. Tage continuiren, und alle Morgen bey Auf-
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ſich die folgenden Jahre, um die Zeit, da die Krancken gebiſſen worden, die
Kranckheit wieder reget, muͤſſen ſie alsdenn auch wieder einige Tagetantzen,
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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 926. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/938>, abgerufen am 22.11.2024.
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