Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

AR
Schweitzer-Gebürgen gebracht, allwo das Kraut mit vielen zähen und
beigigen Stengeln, einer Ellen hoch wächset; die Blätter sind wie Epheu,
doch runder; die Blumen sind schwartz-braun und lang, wie spitzige
Hüte etc. Weil aber diese nicht allemal zu haben, so wird öffters an de-
ren Stelle die

Aristolochia rotunda, vulgaris, notha gebraucht, welche nichts an-
ders ist, als radix Fumariae bulbosae, welches Kraut eine Art Tauben-
Kropff ist: die Wurtzel ist inn- und auswendig graulicht, gantz hol, auch
voller Sand und Erden, welche im Herbst und Frühling, wenn sie gegra-
ben, heraus geschwemmet wird, im übrigen bitter. Uber diese hat man
noch eine andere Art, welche

Aristolochia fabacea, kleine runde Holwurtz genennet wird, weil
diese Wurtzel als eine Bohne groß, auch unten und oben platt anzusehen
ist; kommet auch von einer Fumaria bulbosa her, und wird von der vori-
gen daran unterschieden, daß sie keine so grosse Höle hat; sie wird auch sel-
ten in den Apothecken gebrauchet. Die beste Holwurtz ist, welche schwer,
hart, fest, knoticht, und inwendig schön gelb aussiehet; ie bitterer, ie besser
sie ist: alle aber müssen wohl ausgetrocknet und dürre gemacht seyn. An
Kräfften kommen sie zwar überein, doch hat die Jtaliänische den Vorzug;
sie erwärmen und zertheilen das stockende Geblüt in der Brust, und son-
derlich der Mutter, sie treiben die Menses, Reinigung nach der Geburt,
todte Frucht und Molas; äusserlich kan man sie unter die Mutter-Zäpfflein
thun, item in die scharffen Clystire, welche wider den Schlag und schwere
Noth pflegen verordnet zu werden.

Aristophaneion, ist ein Name eines erweichenden Pflasters.

Armatura conceptus, siehe Amnion.

Arme, eine Nath in den Knochen, siehe Sutura.

Armena Bolus, siehe Bolus Armeniae.

Armenius lapis, der Armenier-Stein, wird also genennet, weil er
anfangs aus Armenien gekommen, wird aber numnehr in Tyrol und
anderswo gefunden; ist ein grün-blauer Stein, (weßwegen er auch Teutsch
Berg-blau heisset) in der Grösse einer bleyernen Kugel, und ist hin und wie-
der mit kleinen gläntzenden Sand-Körnlein, gleich als mit Diamanten
versetzet. Er wächset offt nebst der Chrysocolla oder dem Berg-grün; er hat
eine purgirende Krafft, und wird von den Arabern wider die Melancholey,
Wahnsucht und Epilepsie gelobet, daher man auch in vielen Apothecken die
Pilulas de Lapide Armeno findet; Dienet aber vielmehr zur Mahlerey, in-

dem

AR
Schweitzer-Gebuͤrgen gebracht, allwo das Kraut mit vielen zaͤhen und
beigigen Stengeln, einer Ellen hoch waͤchſet; die Blaͤtter ſind wie Epheu,
doch runder; die Blumen ſind ſchwartz-braun und lang, wie ſpitzige
Huͤte ꝛc. Weil aber dieſe nicht allemal zu haben, ſo wird oͤffters an de-
ren Stelle die

Ariſtolochia rotunda, vulgaris, notha gebraucht, welche nichts an-
ders iſt, als radix Fumariæ bulboſæ, welches Kraut eine Art Tauben-
Kropff iſt: die Wurtzel iſt inn- und auswendig graulicht, gantz hol, auch
voller Sand und Erden, welche im Herbſt und Fruͤhling, wenn ſie gegra-
ben, heraus geſchwemmet wird, im uͤbrigen bitter. Uber dieſe hat man
noch eine andere Art, welche

Ariſtolochia fabacea, kleine runde Holwurtz genennet wird, weil
dieſe Wurtzel als eine Bohne groß, auch unten und oben platt anzuſehen
iſt; kommet auch von einer Fumaria bulboſa her, und wird von der vori-
gen daran unterſchieden, daß ſie keine ſo groſſe Hoͤle hat; ſie wird auch ſel-
ten in den Apothecken gebrauchet. Die beſte Holwurtz iſt, welche ſchwer,
hart, feſt, knoticht, und inwendig ſchoͤn gelb ausſiehet; ie bitterer, ie beſſer
ſie iſt: alle aber muͤſſen wohl ausgetrocknet und duͤrre gemacht ſeyn. An
Kraͤfften kommen ſie zwar uͤberein, doch hat die Jtaliaͤniſche den Vorzug;
ſie erwaͤrmen und zertheilen das ſtockende Gebluͤt in der Bruſt, und ſon-
derlich der Mutter, ſie treiben die Menſes, Reinigung nach der Geburt,
todte Frucht und Molas; aͤuſſerlich kan man ſie unter die Mutter-Zaͤpfflein
thun, item in die ſcharffen Clyſtire, welche wider den Schlag und ſchwere
Noth pflegen verordnet zu werden.

Ariſtophaneion, iſt ein Name eines erweichenden Pflaſters.

Armatura conceptus, ſiehe Amnion.

Arme, eine Nath in den Knochen, ſiehe Sutura.

Armena Bolus, ſiehe Bolus Armeniæ.

Armenius lapis, der Armenier-Stein, wird alſo genennet, weil er
anfangs aus Armenien gekommen, wird aber numnehr in Tyrol und
anderswo gefunden; iſt ein gruͤn-blauer Stein, (weßwegen er auch Teutſch
Berg-blau heiſſet) in der Groͤſſe einer bleyernen Kugel, und iſt hin und wie-
der mit kleinen glaͤntzenden Sand-Koͤrnlein, gleich als mit Diamanten
verſetzet. Er waͤchſet offt nebſt der Chryſocolla oder dem Berg-gruͤn; er hat
eine purgirende Krafft, und wird von den Arabern wider die Melancholey,
Wahnſucht und Epilepſie gelobet, daher man auch in vielen Apothecken die
Pilulas de Lapide Armeno findet; Dienet aber vielmehr zur Mahlerey, in-

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0096" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">AR</hi></hi></hi></fw><lb/>
Schweitzer-Gebu&#x0364;rgen gebracht, allwo das Kraut mit vielen za&#x0364;hen und<lb/>
beigigen Stengeln, einer Ellen hoch wa&#x0364;ch&#x017F;et; die Bla&#x0364;tter &#x017F;ind wie Epheu,<lb/>
doch runder; die Blumen &#x017F;ind &#x017F;chwartz-braun und lang, wie &#x017F;pitzige<lb/>
Hu&#x0364;te &#xA75B;c. Weil aber die&#x017F;e nicht allemal zu haben, &#x017F;o wird o&#x0364;ffters an de-<lb/>
ren Stelle die</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tolochia rotunda, vulgaris, notha</hi> gebraucht, welche nichts an-<lb/>
ders i&#x017F;t, als <hi rendition="#aq">radix Fumariæ bulbo&#x017F;æ,</hi> welches Kraut eine Art Tauben-<lb/>
Kropff i&#x017F;t: die Wurtzel i&#x017F;t inn- und auswendig graulicht, gantz hol, auch<lb/>
voller Sand und Erden, welche im Herb&#x017F;t und Fru&#x0364;hling, wenn &#x017F;ie gegra-<lb/>
ben, heraus ge&#x017F;chwemmet wird, im u&#x0364;brigen bitter. Uber die&#x017F;e hat man<lb/>
noch eine andere Art, welche</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tolochia fabacea,</hi><hi rendition="#fr">kleine runde Holwurtz</hi> genennet wird, weil<lb/>
die&#x017F;e Wurtzel als eine Bohne groß, auch unten und oben platt anzu&#x017F;ehen<lb/>
i&#x017F;t; kommet auch von einer <hi rendition="#aq">Fumaria bulbo&#x017F;a</hi> her, und wird von der vori-<lb/>
gen daran unter&#x017F;chieden, daß &#x017F;ie keine &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Ho&#x0364;le hat; &#x017F;ie wird auch &#x017F;el-<lb/>
ten in den Apothecken gebrauchet. Die be&#x017F;te Holwurtz i&#x017F;t, welche &#x017F;chwer,<lb/>
hart, fe&#x017F;t, knoticht, und inwendig &#x017F;cho&#x0364;n gelb aus&#x017F;iehet; ie bitterer, ie be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t: alle aber mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wohl ausgetrocknet und du&#x0364;rre gemacht &#x017F;eyn. An<lb/>
Kra&#x0364;fften kommen &#x017F;ie zwar u&#x0364;berein, doch hat die Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che den Vorzug;<lb/>
&#x017F;ie erwa&#x0364;rmen und zertheilen das &#x017F;tockende Geblu&#x0364;t in der Bru&#x017F;t, und &#x017F;on-<lb/>
derlich der Mutter, &#x017F;ie treiben die <hi rendition="#aq">Men&#x017F;es,</hi> Reinigung nach der Geburt,<lb/>
todte Frucht und <hi rendition="#aq">Molas;</hi> a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich kan man &#x017F;ie unter die Mutter-Za&#x0364;pfflein<lb/>
thun, <hi rendition="#aq">item</hi> in die &#x017F;charffen Cly&#x017F;tire, welche wider den Schlag und &#x017F;chwere<lb/>
Noth pflegen verordnet zu werden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tophaneion,</hi> i&#x017F;t ein Name eines erweichenden Pfla&#x017F;ters.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Armatura conceptus,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Amnion.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Arme,</hi> eine Nath in den Knochen, &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Sutura.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Armena Bolus,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Bolus Armeniæ.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Armenius lapis,</hi><hi rendition="#fr">der Armenier-Stein,</hi> wird al&#x017F;o genennet, weil er<lb/>
anfangs aus Armenien gekommen, wird aber numnehr in Tyrol und<lb/>
anderswo gefunden; i&#x017F;t ein gru&#x0364;n-blauer Stein, (weßwegen er auch Teut&#x017F;ch<lb/>
Berg-blau hei&#x017F;&#x017F;et) in der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e einer bleyernen Kugel, und i&#x017F;t hin und wie-<lb/>
der mit kleinen gla&#x0364;ntzenden Sand-Ko&#x0364;rnlein, gleich als mit Diamanten<lb/>
ver&#x017F;etzet. Er wa&#x0364;ch&#x017F;et offt neb&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Chry&#x017F;ocolla</hi> oder dem Berg-gru&#x0364;n; er hat<lb/>
eine <hi rendition="#aq">purgi</hi>rende Krafft, und wird von den Arabern wider die Melancholey,<lb/>
Wahn&#x017F;ucht und <hi rendition="#aq">Epilep&#x017F;ie</hi> gelobet, daher man auch in vielen Apothecken die<lb/><hi rendition="#aq">Pilulas de Lapide Armeno</hi> findet; Dienet aber vielmehr zur Mahlerey, in-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0096] AR Schweitzer-Gebuͤrgen gebracht, allwo das Kraut mit vielen zaͤhen und beigigen Stengeln, einer Ellen hoch waͤchſet; die Blaͤtter ſind wie Epheu, doch runder; die Blumen ſind ſchwartz-braun und lang, wie ſpitzige Huͤte ꝛc. Weil aber dieſe nicht allemal zu haben, ſo wird oͤffters an de- ren Stelle die Ariſtolochia rotunda, vulgaris, notha gebraucht, welche nichts an- ders iſt, als radix Fumariæ bulboſæ, welches Kraut eine Art Tauben- Kropff iſt: die Wurtzel iſt inn- und auswendig graulicht, gantz hol, auch voller Sand und Erden, welche im Herbſt und Fruͤhling, wenn ſie gegra- ben, heraus geſchwemmet wird, im uͤbrigen bitter. Uber dieſe hat man noch eine andere Art, welche Ariſtolochia fabacea, kleine runde Holwurtz genennet wird, weil dieſe Wurtzel als eine Bohne groß, auch unten und oben platt anzuſehen iſt; kommet auch von einer Fumaria bulboſa her, und wird von der vori- gen daran unterſchieden, daß ſie keine ſo groſſe Hoͤle hat; ſie wird auch ſel- ten in den Apothecken gebrauchet. Die beſte Holwurtz iſt, welche ſchwer, hart, feſt, knoticht, und inwendig ſchoͤn gelb ausſiehet; ie bitterer, ie beſſer ſie iſt: alle aber muͤſſen wohl ausgetrocknet und duͤrre gemacht ſeyn. An Kraͤfften kommen ſie zwar uͤberein, doch hat die Jtaliaͤniſche den Vorzug; ſie erwaͤrmen und zertheilen das ſtockende Gebluͤt in der Bruſt, und ſon- derlich der Mutter, ſie treiben die Menſes, Reinigung nach der Geburt, todte Frucht und Molas; aͤuſſerlich kan man ſie unter die Mutter-Zaͤpfflein thun, item in die ſcharffen Clyſtire, welche wider den Schlag und ſchwere Noth pflegen verordnet zu werden. Ariſtophaneion, iſt ein Name eines erweichenden Pflaſters. Armatura conceptus, ſiehe Amnion. Arme, eine Nath in den Knochen, ſiehe Sutura. Armena Bolus, ſiehe Bolus Armeniæ. Armenius lapis, der Armenier-Stein, wird alſo genennet, weil er anfangs aus Armenien gekommen, wird aber numnehr in Tyrol und anderswo gefunden; iſt ein gruͤn-blauer Stein, (weßwegen er auch Teutſch Berg-blau heiſſet) in der Groͤſſe einer bleyernen Kugel, und iſt hin und wie- der mit kleinen glaͤntzenden Sand-Koͤrnlein, gleich als mit Diamanten verſetzet. Er waͤchſet offt nebſt der Chryſocolla oder dem Berg-gruͤn; er hat eine purgirende Krafft, und wird von den Arabern wider die Melancholey, Wahnſucht und Epilepſie gelobet, daher man auch in vielen Apothecken die Pilulas de Lapide Armeno findet; Dienet aber vielmehr zur Mahlerey, in- dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/96
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/96>, abgerufen am 27.11.2024.