Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.Historisches. geschäftlichen Lage in der früher so glänzenden Kaiserstadtzurückzuführen. Indessen hat auch die ausserordentliche Beliebt- heit, welcher sich der über jedes Lob erhabene Wiener Fiaker mit Recht erfreut, nicht wenig dazu beigetragen, dass eine elegante Privatequipage nach der anderen abgeschafft worden ist. Sogar viele Mitglieder der Aristokratie halten sich heut- zutage lieber ihren "Unnumerierten", der Tag und Nacht zu ihrer Verfügung steht, als dass sie sich die mit dem Besitz einer eigenen Equipage verknüpften Sorgen aufbürden. Der Fiaker ist immer da; er selbst, sein Wagen, seine Pferde und Geschirre entsprechen mit Bezug auf Eleganz und Sauberkeit stets den höchsten Anforderungen; von Schonung des ganzen "Werkls" ist nie die Rede; im Gegenteil, je schärfer er seinen "Gavlier" fahren darf, desto stolzer fühlt sich der Mann auf dem Bocke. Wird ihm ein Pferd lahm, so stellt er ein anderes ein, und "ob schön, ob Regen", den übernommenen Verpflichtungen mit unwandelbarer Treue und nie versagender guter Laune bis auf das Tüpfelchen über dem i nachzukommen, betrachtet er als eine Ehrensache, denn ihm ist sein oft schwerer Beruf nicht lästiger Herrendienst, sondern fescher, fröhlicher Sport. Das sind allerdings Vorzüge, die, wenn sie den vielen Ähnliche Verhältnisse haben sich übrigens auch in London Historisches. geschäftlichen Lage in der früher so glänzenden Kaiserstadtzurückzuführen. Indessen hat auch die ausserordentliche Beliebt- heit, welcher sich der über jedes Lob erhabene Wiener Fiaker mit Recht erfreut, nicht wenig dazu beigetragen, dass eine elegante Privatequipage nach der anderen abgeschafft worden ist. Sogar viele Mitglieder der Aristokratie halten sich heut- zutage lieber ihren „Unnumerierten“, der Tag und Nacht zu ihrer Verfügung steht, als dass sie sich die mit dem Besitz einer eigenen Equipage verknüpften Sorgen aufbürden. Der Fiaker ist immer da; er selbst, sein Wagen, seine Pferde und Geschirre entsprechen mit Bezug auf Eleganz und Sauberkeit stets den höchsten Anforderungen; von Schonung des ganzen „Werkls“ ist nie die Rede; im Gegenteil, je schärfer er seinen „Gavlier“ fahren darf, desto stolzer fühlt sich der Mann auf dem Bocke. Wird ihm ein Pferd lahm, so stellt er ein anderes ein, und „ob schön, ob Regen“, den übernommenen Verpflichtungen mit unwandelbarer Treue und nie versagender guter Laune bis auf das Tüpfelchen über dem i nachzukommen, betrachtet er als eine Ehrensache, denn ihm ist sein oft schwerer Beruf nicht lästiger Herrendienst, sondern fescher, fröhlicher Sport. 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Historisches.
geschäftlichen Lage in der früher so glänzenden Kaiserstadt
zurückzuführen. Indessen hat auch die ausserordentliche Beliebt-
heit, welcher sich der über jedes Lob erhabene Wiener Fiaker
mit Recht erfreut, nicht wenig dazu beigetragen, dass eine
elegante Privatequipage nach der anderen abgeschafft worden
ist. Sogar viele Mitglieder der Aristokratie halten sich heut-
zutage lieber ihren „Unnumerierten“, der Tag und Nacht zu
ihrer Verfügung steht, als dass sie sich die mit dem Besitz
einer eigenen Equipage verknüpften Sorgen aufbürden. Der
Fiaker ist immer da; er selbst, sein Wagen, seine Pferde und
Geschirre entsprechen mit Bezug auf Eleganz und Sauberkeit
stets den höchsten Anforderungen; von Schonung des ganzen
„Werkls“ ist nie die Rede; im Gegenteil, je schärfer er seinen
„Gavlier“ fahren darf, desto stolzer fühlt sich der Mann auf
dem Bocke. Wird ihm ein Pferd lahm, so stellt er ein anderes ein,
und „ob schön, ob Regen“, den übernommenen Verpflichtungen
mit unwandelbarer Treue und nie versagender guter Laune bis
auf das Tüpfelchen über dem i nachzukommen, betrachtet er
als eine Ehrensache, denn ihm ist sein oft schwerer Beruf nicht
lästiger Herrendienst, sondern fescher, fröhlicher Sport.
Das sind allerdings Vorzüge, die, wenn sie den vielen
Plackereien, denen der Besitzer einer Privatequipage ausgesetzt
ist, entgegengestellt werden, sehr schwer in die Wagschale
fallen. Noch dazu gilt es als sehr „chic“ sich einen „Unnume-
rierten“ zu halten. Man wird es daher dem Wiener kaum übel
nehmen können, dass er seinem unübertrefflichen Fiaker, der
zweifellos zur Klasse der Luxusfuhrwerke gehört, den Vorzug
vor der eigenen Equipage einräumt. Dem Publikum der Prater-
fahrten wie auch den Wagenfabrikanten mag dies bedauerlich
erscheinen, praktisch ist es jedenfalls.
Ähnliche Verhältnisse haben sich übrigens auch in London
herausgebildet, nur stellen die dortigen sog. „Jobmasters“
ihren Kunden keine Cabs, sondern herrschaftliche Wagen mit
korrekt adjustierten Kutschern zur Verfügung. Das vom „Job-
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