Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.Vierspännige Luxus-Equipagen. Equipage so anspruchsvoller Natur doppelt notwendige Eleganzund Harmonie. So sah man z. B. auf einem der Wagen anstatt der zwei Grooms, die auf jede Privatcoach gehören, einen baum- langen, wie der Kondukteur einer öffentlichen Mail-Stage-Coach gekleideten Kerl, der mit seinem bis über die Kniee reichenden drabfarbigen Uberrock und seinem weissen Filzhut allgemeines, wenn auch nicht gerade schmeichelhaftes Aufsehen erregte. Ty- pisch und originell ist nur der französische Postzug (Fig. 20) mit [Abbildung]
Fig. 20. seinen brillant tretenden Percherons und den in altfranzösischerFranzösischer Postzug. Uniform gekleideten Postillonen. Seit dem Zusammenbruch des Kaiserreiches ist derselbe aber nahezu gänzlich von der Bild- fläche verschwunden, und auch die höchste Aristokratie bedient sich bei Jagdfahrten nicht mehr wie ehedem der reizenden nationalen Anspannung "a la poste", sondern hält sich mit mehr oder weniger Geschick an das englische Vorbild. Übrigens zählen recht bedenkliche Verstösse gegen die Vierspännige Luxus-Equipagen. Equipage so anspruchsvoller Natur doppelt notwendige Eleganzund Harmonie. So sah man z. B. auf einem der Wagen anstatt der zwei Grooms, die auf jede Privatcoach gehören, einen baum- langen, wie der Kondukteur einer öffentlichen Mail-Stage-Coach gekleideten Kerl, der mit seinem bis über die Kniee reichenden drabfarbigen Uberrock und seinem weissen Filzhut allgemeines, wenn auch nicht gerade schmeichelhaftes Aufsehen erregte. Ty- pisch und originell ist nur der französische Postzug (Fig. 20) mit [Abbildung]
Fig. 20. seinen brillant tretenden Percherons und den in altfranzösischerFranzösischer Postzug. Uniform gekleideten Postillonen. Seit dem Zusammenbruch des Kaiserreiches ist derselbe aber nahezu gänzlich von der Bild- fläche verschwunden, und auch die höchste Aristokratie bedient sich bei Jagdfahrten nicht mehr wie ehedem der reizenden nationalen Anspannung „à la poste“, sondern hält sich mit mehr oder weniger Geschick an das englische Vorbild. Übrigens zählen recht bedenkliche Verstösse gegen die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="36"/><fw place="top" type="header">Vierspännige Luxus-Equipagen.</fw><lb/> Equipage so anspruchsvoller Natur doppelt notwendige Eleganz<lb/> und Harmonie. So sah man z. B. auf einem der Wagen anstatt<lb/> der zwei Grooms, die auf jede Privatcoach gehören, einen baum-<lb/> langen, wie der Kondukteur einer öffentlichen Mail-Stage-Coach<lb/> gekleideten Kerl, der mit seinem bis über die Kniee reichenden<lb/> drabfarbigen Uberrock und seinem weissen Filzhut allgemeines,<lb/> wenn auch nicht gerade schmeichelhaftes Aufsehen erregte. Ty-<lb/> pisch und originell ist nur der französische Postzug (Fig. 20) mit<lb/><figure><head>Fig. 20.</head><p> Französischer Postzug.</p></figure><lb/> seinen brillant tretenden Percherons und den in altfranzösischer<lb/> Uniform gekleideten Postillonen. Seit dem Zusammenbruch des<lb/> Kaiserreiches ist derselbe aber nahezu gänzlich von der Bild-<lb/> fläche verschwunden, und auch die höchste Aristokratie bedient<lb/> sich bei Jagdfahrten nicht mehr wie ehedem der reizenden<lb/> nationalen Anspannung „<hi rendition="#g">à la poste</hi>“, sondern hält sich mit<lb/> mehr oder weniger Geschick an das englische Vorbild.</p><lb/> <p>Übrigens zählen recht bedenkliche Verstösse gegen die<lb/> für den Coachingsport geltende Etikette auch in London keines-<lb/> wegs zu den Seltenheiten. Speziell ist es uns aufgefallen, dass<lb/> dort häufig die Stränge der Vorderpferde mindestens um ein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0050]
Vierspännige Luxus-Equipagen.
Equipage so anspruchsvoller Natur doppelt notwendige Eleganz
und Harmonie. So sah man z. B. auf einem der Wagen anstatt
der zwei Grooms, die auf jede Privatcoach gehören, einen baum-
langen, wie der Kondukteur einer öffentlichen Mail-Stage-Coach
gekleideten Kerl, der mit seinem bis über die Kniee reichenden
drabfarbigen Uberrock und seinem weissen Filzhut allgemeines,
wenn auch nicht gerade schmeichelhaftes Aufsehen erregte. Ty-
pisch und originell ist nur der französische Postzug (Fig. 20) mit
[Abbildung Fig. 20. Französischer Postzug.]
seinen brillant tretenden Percherons und den in altfranzösischer
Uniform gekleideten Postillonen. Seit dem Zusammenbruch des
Kaiserreiches ist derselbe aber nahezu gänzlich von der Bild-
fläche verschwunden, und auch die höchste Aristokratie bedient
sich bei Jagdfahrten nicht mehr wie ehedem der reizenden
nationalen Anspannung „à la poste“, sondern hält sich mit
mehr oder weniger Geschick an das englische Vorbild.
Übrigens zählen recht bedenkliche Verstösse gegen die
für den Coachingsport geltende Etikette auch in London keines-
wegs zu den Seltenheiten. Speziell ist es uns aufgefallen, dass
dort häufig die Stränge der Vorderpferde mindestens um ein
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