ereigne, was sich da ereignet: so bekenne ich meine Einfalt vor Herren und Frauen, daß ich dabey über die gewohnliche Gesetze der Natur hinausdencke. Ja ich schäme mich nicht zu be- kennen, wenn auf hiesigem Kirch-Hofe nur ein einiger Cörper ausgegraben würde, der et- liche Wochen oder Monathe neben andern Ver- weßten unverweßlich gelegen, ohne Todten-Ge- ruch, ohne Fäulniß, mit frischem Fleisch, und flüßigem klaren Blut geblieben wäre, so könte ich mich nicht enthalten, über die tägliche und gewohnliche Ordnung der Natur hinaus zu se- hen, und auf eine dazwischen laufende fremde und höhere Ursache zu gedencken. Welches ist aber dieselbe fremde und höhere Ursache? da bit- te ich mir ein wenig Gedult aus, biß uns die Ordnung dahin führet. Wenn ich nun dieses mein Glaubens-Bekäntniß von solcher Art Leu- te gethan hatte: so fielen mir andere in die Re- de, welche hatten sagen hören, daß nicht nur gewiße Todten unversehrt blieben, sondern daß sie auch in den Gräbern schmatzeten/ oder vielleicht mit ihrem Nachbar schwatzeten. Und da muß ich nun
Den II. Gang thun.
§. I.
HJe will ich erstlich die Historie erzehlen. 2. die fürnehmste Meynungen berühren.
ereigne, was sich da ereignet: so bekenne ich meine Einfalt vor Herren und Frauen, daß ich dabey uͤber die gewohnliche Gesetze der Natur hinausdencke. Ja ich schaͤme mich nicht zu be- kennen, wenn auf hiesigem Kirch-Hofe nur ein einiger Coͤrper ausgegraben wuͤrde, der et- liche Wochen oder Monathe neben andern Ver- weßten unverweßlich gelegen, ohne Todten-Ge- ruch, ohne Faͤulniß, mit frischem Fleisch, und fluͤßigem klaren Blut geblieben waͤre, so koͤnte ich mich nicht enthalten, uͤber die taͤgliche und gewohnliche Ordnung der Natur hinaus zu se- hen, und auf eine dazwischen laufende fremde und hoͤhere Ursache zu gedencken. Welches ist aber dieselbe fremde und hoͤhere Ursache? da bit- te ich mir ein wenig Gedult aus, biß uns die Ordnung dahin fuͤhret. Wenn ich nun dieses mein Glaubens-Bekaͤntniß von solcher Art Leu- te gethan hatte: so fielen mir andere in die Re- de, welche hatten sagen hoͤren, daß nicht nur gewiße Todten unversehrt blieben, sondern daß sie auch in den Graͤbern schmatzeten/ oder vielleicht mit ihrem Nachbar schwatzeten. Und da muß ich nun
Den II. Gang thun.
§. I.
HJe will ich erstlich die Historie erzehlen. 2. die fuͤrnehmste Meynungen beruͤhren.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0031"n="31"/>
ereigne, was sich da ereignet: so bekenne ich<lb/>
meine Einfalt vor Herren und Frauen, daß ich<lb/>
dabey uͤber die gewohnliche Gesetze der Natur<lb/>
hinausdencke. Ja ich schaͤme mich nicht zu be-<lb/>
kennen, wenn auf hiesigem Kirch-Hofe nur<lb/>
ein einiger Coͤrper ausgegraben wuͤrde, der et-<lb/>
liche Wochen oder Monathe neben andern Ver-<lb/>
weßten unverweßlich gelegen, ohne Todten-Ge-<lb/>
ruch, ohne Faͤulniß, mit frischem Fleisch, und<lb/>
fluͤßigem klaren Blut geblieben waͤre, so koͤnte<lb/>
ich mich nicht enthalten, uͤber die taͤgliche und<lb/>
gewohnliche Ordnung der Natur hinaus zu se-<lb/>
hen, und auf eine dazwischen laufende fremde<lb/>
und hoͤhere Ursache zu gedencken. Welches ist<lb/>
aber dieselbe fremde und hoͤhere Ursache? da bit-<lb/>
te ich mir ein wenig Gedult aus, biß uns die<lb/>
Ordnung dahin fuͤhret. Wenn ich nun dieses<lb/>
mein Glaubens-Bekaͤntniß von solcher Art Leu-<lb/>
te gethan hatte: so fielen mir andere in die Re-<lb/>
de, welche hatten sagen hoͤren, daß nicht nur<lb/>
gewiße Todten unversehrt blieben, sondern daß<lb/>
sie auch in den <hirendition="#fr">Graͤbern schmatzeten/</hi> oder<lb/>
vielleicht mit ihrem Nachbar schwatzeten. Und<lb/>
da muß ich nun</p></div></div><divn="2"><head>Den II. Gang thun.</head><divn="3"><head>§. I.</head><p><hirendition="#in">H</hi>Je will ich erstlich die <hirendition="#aq">Historie</hi> erzehlen.<lb/>
2. die fuͤrnehmste Meynungen beruͤhren.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[31/0031]
ereigne, was sich da ereignet: so bekenne ich
meine Einfalt vor Herren und Frauen, daß ich
dabey uͤber die gewohnliche Gesetze der Natur
hinausdencke. Ja ich schaͤme mich nicht zu be-
kennen, wenn auf hiesigem Kirch-Hofe nur
ein einiger Coͤrper ausgegraben wuͤrde, der et-
liche Wochen oder Monathe neben andern Ver-
weßten unverweßlich gelegen, ohne Todten-Ge-
ruch, ohne Faͤulniß, mit frischem Fleisch, und
fluͤßigem klaren Blut geblieben waͤre, so koͤnte
ich mich nicht enthalten, uͤber die taͤgliche und
gewohnliche Ordnung der Natur hinaus zu se-
hen, und auf eine dazwischen laufende fremde
und hoͤhere Ursache zu gedencken. Welches ist
aber dieselbe fremde und hoͤhere Ursache? da bit-
te ich mir ein wenig Gedult aus, biß uns die
Ordnung dahin fuͤhret. Wenn ich nun dieses
mein Glaubens-Bekaͤntniß von solcher Art Leu-
te gethan hatte: so fielen mir andere in die Re-
de, welche hatten sagen hoͤren, daß nicht nur
gewiße Todten unversehrt blieben, sondern daß
sie auch in den Graͤbern schmatzeten/ oder
vielleicht mit ihrem Nachbar schwatzeten. Und
da muß ich nun
Den II. Gang thun. §. I. HJe will ich erstlich die Historie erzehlen.
2. die fuͤrnehmste Meynungen beruͤhren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/31>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.