W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.Grund, warum Satanas offt über einen Leib mehr Macht hat, als über den andern, in einem solchen Menschen selber suchen dörffe, bißweilen aus seiner Schuld, bißweilen ohne seine Schuld. Das getrauete ich mir zu behaupten, daß der Teufel nirgend nistern könne, als in einer verderbten Natur. Wie viele Exempel wir von denen Besessenen zu Christi Zeiten lesen, so ist allemal zuvor entweder ihr Leib durch böse Constitution, verdorbenes Blut, verwirrtes Hirn etc. oder ihre Seele durch Sünden und Laster corrumpirt gewesen. Da nun durch solche corruptionem vel physicam vel moralem vel utramque simul der eine Leib dem Satan eine bequemere Bad-Stuben, so zu reden, abgibt, als der andere: so ist auch leicht zu erkennen, warum er seine Wohnung und Tyranney in dem einen besser haben kan, als in dem andern. Wolte also jenes Mittel nicht gar verwerffen. §. 4. Aber man solle es dabey nicht bewenden lassen, sondern die Leute auch unterrichten, wie sie dieses recht nehmen sollen; und fürnemlich auch mit geistlichen Waffen wider diesen Feind streiten, welche sind heiliger und fleißiger Gebrauch des göttlichen Worts, Unterricht aus demselben wider den Aberglauben und schreckhaffte Grund, warum Satanas offt uͤber einen Leib mehr Macht hat, als uͤber den andern, in einem solchen Menschen selber suchen doͤrffe, bißweilen aus seiner Schuld, bißweilen ohne seine Schuld. Das getrauete ich mir zu behaupten, daß der Teufel nirgend nistern koͤnne, als in einer verderbten Natur. Wie viele Exempel wir von denen Besessenen zu Christi Zeiten lesen, so ist allemal zuvor entweder ihr Leib durch boͤse Constitution, verdorbenes Blut, verwirrtes Hirn ꝛc. oder ihre Seele durch Suͤnden und Laster corrumpirt gewesen. Da nun durch solche corruptionem vel physicam vel moralem vel utramque simul der eine Leib dem Satan eine bequemere Bad-Stuben, so zu reden, abgibt, als der andere: so ist auch leicht zu erkennen, warum er seine Wohnung und Tyranney in dem einen besser haben kan, als in dem andern. Wolte also jenes Mittel nicht gar verwerffen. §. 4. Aber man solle es dabey nicht bewenden lassen, sondern die Leute auch unterrichten, wie sie dieses recht nehmen sollen; und fuͤrnemlich auch mit geistlichen Waffen wider diesen Feind streiten, welche sind heiliger und fleißiger Gebrauch des goͤttlichen Worts, Unterricht aus demselben wider den Aberglauben und schreckhaffte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0096" n="96"/> Grund, warum Satanas offt uͤber einen Leib mehr Macht hat, als uͤber den andern, in einem solchen Menschen selber suchen doͤrffe, bißweilen aus seiner Schuld, bißweilen ohne seine Schuld. Das getrauete ich mir zu behaupten, daß der Teufel nirgend nistern koͤnne, als in einer verderbten Natur. Wie viele Exempel wir von denen Besessenen zu Christi Zeiten lesen, so ist allemal zuvor entweder ihr Leib durch boͤse <hi rendition="#aq">Constitution</hi>, verdorbenes Blut, verwirrtes Hirn ꝛc. oder ihre Seele durch Suͤnden und Laster <hi rendition="#aq">corrumpi</hi>rt gewesen. Da nun durch solche <hi rendition="#aq">corruptionem vel physicam vel moralem vel utramque simul</hi> der eine Leib dem Satan eine bequemere Bad-Stuben, so zu reden, abgibt, als der andere: so ist auch leicht zu erkennen, warum er seine Wohnung und Tyranney in dem einen besser haben kan, als in dem andern. Wolte also jenes Mittel nicht gar verwerffen.</p> </div> <div n="3"> <head>§. 4.</head> <p>Aber man solle es dabey nicht bewenden lassen, sondern die Leute auch unterrichten, wie sie dieses recht nehmen sollen; und fuͤrnemlich auch mit geistlichen Waffen wider diesen Feind streiten, welche sind heiliger und fleißiger Gebrauch des goͤttlichen Worts, Unterricht aus demselben wider den Aberglauben und schreckhaffte </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0096]
Grund, warum Satanas offt uͤber einen Leib mehr Macht hat, als uͤber den andern, in einem solchen Menschen selber suchen doͤrffe, bißweilen aus seiner Schuld, bißweilen ohne seine Schuld. Das getrauete ich mir zu behaupten, daß der Teufel nirgend nistern koͤnne, als in einer verderbten Natur. Wie viele Exempel wir von denen Besessenen zu Christi Zeiten lesen, so ist allemal zuvor entweder ihr Leib durch boͤse Constitution, verdorbenes Blut, verwirrtes Hirn ꝛc. oder ihre Seele durch Suͤnden und Laster corrumpirt gewesen. Da nun durch solche corruptionem vel physicam vel moralem vel utramque simul der eine Leib dem Satan eine bequemere Bad-Stuben, so zu reden, abgibt, als der andere: so ist auch leicht zu erkennen, warum er seine Wohnung und Tyranney in dem einen besser haben kan, als in dem andern. Wolte also jenes Mittel nicht gar verwerffen.
§. 4. Aber man solle es dabey nicht bewenden lassen, sondern die Leute auch unterrichten, wie sie dieses recht nehmen sollen; und fuͤrnemlich auch mit geistlichen Waffen wider diesen Feind streiten, welche sind heiliger und fleißiger Gebrauch des goͤttlichen Worts, Unterricht aus demselben wider den Aberglauben und schreckhaffte
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Zitationshilfe: | W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/96>, abgerufen am 16.02.2025. |