Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.Das Achte Capitel. in die unbegreifliche Gericht Gottes/ undin seine unerforschliche Wege nicht zu tieff greiffen oder suchen wolle. Ja lieber Mensch/ sagt er/ Rom. IX. 20. Wer bistu dann für ein grosser Hanß/ daß du mit Gottrechten wilst/ und eine gros- se expostulation machen/ eine vidimirte Rechnung fordern? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: warum machstu mich also/ und nicht grösser/ nit von edlerem Zeug/ nicht auf eine Herrn- Tafel/ nicht stärker/ nicht bunter/ nicht teu- rer? Der Seelige Gregorius glossirt sehr schön darüber: (*) Respondere Deo non posse convincitur, quod homo nomina- tur, quia per hoc, quod de humo sumtus est, judicia superna discutere dignus non est, das ist: Daß ein Mensch GOtt dem HErrn darauf nicht antworten könne/ erhellt daher/ weil er Mensch heisset/ und eben darum/ weil er von der nidern Erden ist/ nicht würdig ist die obere höhere Gericht zu durch- gehen. (*) Gregor. Magnus Moral. L. IX. c. XI.
Das Achte Capitel. in die unbegreifliche Gericht Gottes/ undin ſeine unerforſchliche Wege nicht zu tieff greiffen oder ſuchen wolle. Ja lieber Menſch/ ſagt er/ Rom. IX. 20. Wer biſtu dann fuͤr ein groſſer Hanß/ daß du mit Gottrechten wilſt/ und eine groſ- ſe expoſtulation machen/ eine vidimirte Rechnung fordern? Spricht auch ein Werk zu ſeinem Meiſter: warum machſtu mich alſo/ und nicht groͤſſer/ nit von edlerem Zeug/ nicht auf eine Herꝛn- Tafel/ nicht ſtaͤrker/ nicht bunter/ nicht teu- rer? Der Seelige Gregorius gloſſirt ſehr ſchoͤn daruͤber: (*) Reſpondere Deo non poſſe convincitur, quòd homo nomina- tur, quia per hoc, quod de humo ſumtus eſt, judicia ſuperna diſcutere dignus non eſt, das iſt: Daß ein Menſch GOtt dem HErꝛn darauf nicht antworten koͤnne/ erhellt daher/ weil er Menſch heiſſet/ und eben darum/ weil er von der nidern Erden iſt/ nicht wuͤrdig iſt die obere hoͤhere Gericht zu durch- gehen. (*) Gregor. Magnus Moral. L. IX. c. XI.
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Das Achte Capitel.
in die unbegreifliche Gericht Gottes/ und
in ſeine unerforſchliche Wege nicht zu tieff
greiffen oder ſuchen wolle. Ja lieber
Menſch/ ſagt er/ Rom. IX. 20. Wer
biſtu dann fuͤr ein groſſer Hanß/ daß du
mit Gottrechten wilſt/ und eine groſ-
ſe expoſtulation machen/ eine vidimirte
Rechnung fordern? Spricht auch ein
Werk zu ſeinem Meiſter: warum
machſtu mich alſo/ und nicht groͤſſer/ nit
von edlerem Zeug/ nicht auf eine Herꝛn-
Tafel/ nicht ſtaͤrker/ nicht bunter/ nicht teu-
rer? Der Seelige Gregorius gloſſirt ſehr
ſchoͤn daruͤber: (*) Reſpondere Deo non
poſſe convincitur, quòd homo nomina-
tur, quia per hoc, quod de humo ſumtus
eſt, judicia ſuperna diſcutere dignus non
eſt, das iſt: Daß ein Menſch GOtt
dem HErꝛn darauf nicht antworten
koͤnne/ erhellt daher/ weil er Menſch
heiſſet/ und eben darum/ weil er von
der nidern Erden iſt/ nicht wuͤrdig iſt
die obere hoͤhere Gericht zu durch-
gehen.
(*) Gregor. Magnus Moral. L. IX. c. XI.
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